Kurznachrichten: 23.11.2023

News: Kurz und knackig – KW 47/2023

WRC23: Es geht um UHF. DVB: Ressourcen schonen. AfD: Darf »Monitor« nicht aussperren. Rundfunkbeitrag: Plus 58 Cent? Warnungen: Bald DAB+-Standard. Schräg: Spurjubiläum.

Unternehmen

Der tschechische Investor vereinbarte mit einen Bankengruppe für seine Medientochter CME (hält u.a. 15,04% an ProSiebenSat1) eine  Finanzierung mit 911,8 Mio. € mit Laufzeit bis Ende April 2028.
Nach antisemitischen Äußerungen stellen weitere große Firmen die Werbung auf Elon Musks Plattform ein. Darunter sind IBM, das seine Anzeigen nicht neben Nazi-Beiträgen sehen will, und – nach Apple und Disney – auch das Filmstudio Lionsgate. Aus Deutschland zieht sich u.a. die AIDS-Hilfe wegen der »Zunahme von falsch- und Desinformation sowie menschenfeindlicher Inhalte« zurück.

Broadcast

Eine Anhebung des Rundfunkbeitrages um 58 Ct. auf 18,94 € monatlich ab 2025 hält die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten angesichts steigender Kosten für erforderlich. Folgen die Bundesländer dem nicht, endet der Streit wahrscheinlich vor dem Bundesverfassungsgericht.
Forderungen des noch nicht verabschiedeten RBB-Staatsvertrages  nach mehr Regionalität vorauseilend beginnt der Sender Änderungen am TV-Vorabend. Ab dem 15.1. läuft von 18 Uhr bis zu den Ländernachrichten um 19.30h Uhr »Der Tag in Berlin & Brandenburg«. »schön + gut« wurde bereits eingestellt, der Talk »Studio 3« folgt am 15.12. Die Sendezeit füllen Wiederholungen.
Eviso, deutscher Ableger der Canal+-Vermarktung, stattete den regionalen Kabelnetzer Netcologne mit einem umfangreichen Paket von IPTV-Rechten an Premium- und internationalen Kanälen sowie Ergänzungen von linearer durch nonlineare Free-to-Air Rechte aus.

Filme, Kinos, Festivals

Die vier Institutionen der Filmbranche sehen in der erneuten Kürzung der Anreizförderung für Film- und Serienproduktionen auf 44 Mio. € »ein enttäuschendes Signal«. Die Bundesförderungen DFFF I, DFFF II und GMPF hatten der deutschen Branche bisher geholfen, »im globalen Wettbewerb zu bestehen«. Die Kürzung gefährde Produktionen und Arbeitsplätze. Zudem herrsche wegen der aktuellen Haushaltssperre Verunsicherung bei den Produzenten und ihren internationalen Partnern über die Behandlung von Anträgen für die drei Hebel, insbesondere in Fällen, wo Dreharbeiten bereits laufen.

Radio, Audio

Der weltgrößte Hersteller von DAB+-Chips kündigt die Integration von Notfall- und Warnfunktionen an. Wird die Norm Mitte 2024 verabschiedet, kommen erste Radios Ende 2024 in den Handel. Sie unterstützen den Empfang von behördlichen Warnmeldungen über DAB+, automatisches Wecken von Radios aus dem Standby für Durchsagen sowie zusätzliche Bild- und Textinfos.
Als erster Sender der Hauptstadtregion bietet BB Radio online die Personalisierung der Musik an. Ein Verfahren der FFH-Mediengruppe ermögliche den bruchlosen Austausch von Musiktiteln, während Moderationen, Nachrichten etc. nicht beeinträchtigt werden.
Gegen den Negativ-Trend bei CE-Produkten entwickeln sich DAB+-Radios im deutschen Handel positiv: 46% (2022: 43%) der seit Januar 2023 verkauften Radios empfangen digital per Antenne. Der Anteil bei Standalone-Radios stieg über die 50%-Marke.
Mit vier Programmen will Kronehit, größter Privatradioanbieter Österreichs, 2024 bei DAB+ einsteigen. Unklar ist, ob die bisherigen Wellen zum digitalen Publikum gebracht werden oder neue Spartensender geschaffen werden.
Österreichs Branchenverband VÖP ist befremdet, dass die neue staatliche Förderung andere Mediensektoren im Gegensatz zu den Kommerzradios bevorzugt. Der »Privatfunkfonds« von 20 Mio. € betrage nicht einmal 3% der öffentlichen Mittel für den ORF.

Frequenzen und Netze

Wichtiges Thema der Weltfunkkonferenz (Dubai, 20.11.-12.12.) ist die künftige Verwendung des UHF-Restspektrums (470-694 MHz), das der TV-Verbreitung und dem Produktions- und Veranstaltungsfunk nach zwei »Digitalen Dividenden« geblieben ist. Die Telcos verlangen Zugriff für ihre 5G-Dienste, was den freien TV-Empfang über Antenne gefährden kann.
Der Veranstaltungsbranche werden bereits jetzt zahlreiche Frequenzen für große Events verweigert. Die Studie »Untersuchung der Auswirkungen einer 3. Digitalen Dividende auf die Nutzung drahtloser Übertragungstechnik in der Veranstaltungsbranche« verdeutlicht die Gefährdung von Veranstaltungen im Fall einer Umwidmung der letzten UHF-Frequenzen durch die Weltfunkkonferenz.

Standards

Im neuen Bluebook S100 legt das Standard-Board für digitale TV-Verbreitung die Ergebnisse der »Study Mission on Energy Efficiency« vor. Die neue Untergruppe CM-EE des Commercial Module soll Anforderungen an ressourcenschonende Techniken in künftige Standards einbringen.
Vor 70 Jahren wurde Eduard Schüllers »Vorrichtung zur magnetischen Aufzeichnung und Wiedergabe von Fernsehbildern« patentiert. Die Schrägspuraufzeichnung wurde Grundlage der Videospeicherung. Der ersten 1“ Profimaschine von Ampex (1959) folgten 1971 3/4“ U-Matic, später 1/2“ Beta und Digibeta. Den Heimbereich dominierten 1/2“ VHS-Kassetten ab 1976.

Märkte, Studien, Statistiken

2022 haben Sender und Streamer fast 21 Mrd. € in europäische Originalinhalte investiert. Diese Ausgaben stiegen schneller als die Einnahmen, während zugleich die Kosten für Sportrechte »rasant« anstiegen. Das stellt ein neuer Bericht der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle des Europarats fest.
Der Home Electronics-Markt in Deutschland verlor in den ersten drei Quartalen 6,1%. Audio- und Videoprodukte, private TK-Technik sowie Haushaltstechnik erwirtschafteten 31,8 Mrd. €. Laut dem Verbraucherindex Hemix entwickelten sich nur das Fotosegment und AV-Zubehör positiv, während TV-Geräte mit 2 Mrd. € 10,7 Umsatzanteile verloren und der Absatz von 3,2 auf noch 2,8 Mio. Stück fiel.
Der Handelsanteil von Fernsehern mit Surround-Sound stieg von Januar bis September von 32 auf 40%, stellt der Lobbyverband heraus, ohne Stückzahlen zu nennen. Der um 6% auf 4,2 Mrd. € gefallene Umsatz mit Consumer Electronic-Produkten zeige das »spürbar gedämpfte« Konsumklima. Auf kleinem Niveau hielten nur Vinyl-Plattenspieler (+8%) gegen den Trend.
2024 wird der globale Anteil von PayTV-Abos erstmals fallen – auf 60,3%. Der Wert soll laut den Analysten von Ampere bis 2028 um 4% sinken. In den USA fiel der Wert wegen des Vormarschs von SVOD von 84% (2009) auf nur 45% (2023).

Medienrecht

Die AfD musste laut einem Gerichtsurteil ein Team des ARD-Magazins »Monitor« zum Landesparteitag Thüringen zulassen. Die AfD hatte die Akkreditierung  für die kritisch beobachtende Redaktion mit der Behauptung verweigert, es könne »überhaupt nicht mehr von einer journalistischen Berichterstattung die Rede sein«.

Aus- und Weiterbildung

Kinder von 9 bis 12 Jahren können sich wieder für die kostenlose Kinderfilmuni in Babelsberg anmelden. Ab dem 27. Januar bis April erfahren die Teilnehmer viel aus der Filmgeschichte und über die Arbeit am Set. Außerdem gibt es mehrere Workshops. 

Personalia

Zur Verwaltungsdirektorin der Sendeanstalt wählte der Rundfunkrat Nicole Küchler-Stahn. Die Professorin der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft tritt den Fünfjahresvertrag am 1. Januar an.
Ab 1. Juni 2024 leitet Martin Stephan die Verwaltungs- und Betriebsdirektion. Der Verwaltungsrat stimmte dem Vorschlag des Intendanten Martin Grasmück zu. Der Betriebswirt Stephan ist zur Zeit Abteilungsleiter für kaufmännische und zentrale Aufgaben bei der ARD-Tochter Degeto.
Nach 20 Jahren wechselte Ö3-Wellenchef Georg Spatt vom ORF zum Privatradio-Veranstalter Kronehit, wo er mit Programmchefin Daniela Linzer neue Digitalkanäle aufbauen soll.

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