Kurznachrichten: 26.10.2023

News: Kurz und knackig – KW 43/2023

Keine »Modetorheit«: 100 Jahre linearer Hörfunk. Bayern: UKW-Ausstieg? Streaming: Ausgeboomt? Netflix: Aufwärmrunde für GTA?

»… und vergessen Sie nicht, Ihre Antenne zu erden!«

»Achtung, Achtung, hier ist die Sendestelle Berlin! Auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführung auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt.« So wurde am 29. Oktober 1923 das Zeitalter der Radioprogramme eröffnet. Herzlichen Glückwunsch allen, die für das Medium arbeiten, und ihrer treuen Hörerschaft! Zahlreiche Institutionen und die Radiosender, die etwas auf sich halten, würdigen das Jubiläum.
Die »Modetorheit« Radio hat Bestand: 1923 waren 467 zahlende Hörer gemeldet. Laut MA II/2023 nutzen 53,5 Mio. Personen (76%) das Audio-Medium täglich 249 Minuten. Als eine goldene Radio-Regel nennt der »Radiokalender 1928«: »Dein Radioapparat soll Dir Erholung und Genuss vermitteln. Setze ihn nur dann in Betrieb, wenn du in der Lage bist, die Darbietungen mit Aufmerksamkeit zu verfolgen«. Das Medium hat seinen Sensationscharakter verloren; aktuelle Programmkonzepte machen dass Radio zunehmend zum kostengünstig produzierbaren »Nebenbei-Medium«.

Unternehmen

Die Produktionsfirma verliert die vor 25 Jahren mit »TV Total« begonnene Partnerschaft mit Raab TV, behält aber die Rechte an allen Raab-Formaten einschließlich der neuen »Schlag den Besten« und »Blamieren oder kassieren«, die unter »Brainpool« produziert und vermarktet werden.
Die PayTV-Gruppe des französischen Staatskonzerns Vivendi steigerte den Umsatz  im Q3/23 um 5,7% und seit Januar um 3,9%. Dazu beigetragen hat der Umsatzsprung um 23,6% des Kinozweiges Studiocanal.
Auch RRJ Capital bietet um Vodafone Spanien. Der asiatische Fonds hatte bereits für 500 Mio. € 3% der Vodafone-Tochter Vantage Towers übernommen. Als weitere Bieter gelten Apollo Global Management, Warburg Pincus und Zegona.

Broadcast

5,9 Mio. Haushalte (15%) sehen über DVB-T2 HD fern. Das sind 37% mehr als 2019. Laut »Video Trends 2023« der Medienanstalten konzentriert sich die Nutzung bei 4,4 Mio. Haushalten auf mobile Geräte. Mit dem 2024 erfolgenden Wegfall des  Nebenkostenprivilegs (»Zwangsverkabelung«) im Mietrecht sieht Sendernetzer Media Broadcast weiteres Ausbaupotenzial.

Streaming

Nach Streichung des Standard-Abos ohne Werbung kann der Streamer nur noch mit Werbung oder kostenpflichtig ab 12,99 € gebucht werden. Bestandskunden haben eine Gnadenfrist für 7,99 €.
Der Streamer des Hollywoodstudios avisiert ein Premium-Abo. Es soll ab Mitte November zunächst in Übersee mit 4K, HDR10 und Dolby Vision sowie Dolby Atmos und vier statt zwei Parallelstreams locken. Der Start hierzulande ist nicht bekannt. Ein werbefinanziertes Modell soll folgen.
Laut »Wall Street Journal« will Netflix seine Spieleangebote mittels der Marke »Grand Theft Auto« erweitern. Das seit mehr als 20 Jahren erfolgreiche Autorennspiel von Rockstar Games könnte Teil einer langfristigen Wachstums-Planung im Games-Sektor sein.

Filme, Festivals, Kinos

Homevideo und Kino erreichten im 1. Halbjahr ein Allzeit-Umsatzhoch von 2,064 Mrd. €. Laut Filmförderungsanstalt  (Basis: GfK-Zahlen) entspricht das einem Zugewinn von 13% bzw. 236 Mio. €. Das Kino erreicht mit 474 Mio. € Vorcorona-Niveau. Nur 0,1% auf 1,241 Mrd. € zulegen kann SVoD. 

Radio, Audio

@Bild von Maximilian Greger auf Pixabay Auf Initiative des landesweiten Privatradios Antenne Bayern fordern rund 50 von 80 regionalen und lokalen Stationen des Landes den Erhalt von UKW, ihrem Hauptgeschäft. Der Verband VAUNET schloss sich dem an. Der Umstieg auf das digitale DAB+ ist laut BLM-Präsident Schmiege aber keine Frage eines »ob«, sondern des Zeitpunktes. Er schlägt vor, den stufenweisen UKW-Ausstieg 2030 zu beginnen. Die geltenden UKW-Zuweisungen in Bayern enden 2025. 
Wie die BBC beendet der Auslandssender der Bundesregierung seinen erst im Juni gestarteten Radiodienst in arabischer Sprache für den Sudan zum Jahresende. Das berichtet das RBB-»Medienmagazin«.
SWR4 reduziert die regionale Trennung. Das gemeinsame Programm für beide SWR-Länder läuft wochentags schon ab 14 Uhr, in die ARD-Nacht steigt die Welle eine Stunde früher um 23 Uhr ein. Ab 2025 wird nur noch am Morgen auseinander geschaltet und in Stuttgart statt in zwei wechselnden Studios produziert.
Gesellschafter des neuen Lübecker Lokalradios Wellenrausch (online, DAB+) sind TV-Veteran Hans Meiser, Harald Thoma, Sohn des Medienmanagers Helmut Thoma, und der Lübecker Unternehmer Dietmar Baum. Der Softlaunch erfolgt zum Radiojubiläum.
Der Umzug auf DAB+ wurde in der Schweiz erneut verschoben: Der Bundesrat verlängerte die 2024 auslaufenden UKW-Sendelizenzen entgegen vorheriger Entscheidungen um 2 Jahre bis 2026. Bereits 2020 endete die Verpflichtung, Radioprogramme über UKW zu verbreiten.
Die schweizerische Digris AG, Pionierin für kostengünstige lokale DAB+-Verbreitung durch »Software Defined Radio«, will demnächst ein 20. Sendegebiet im Glarnerland vom Standort Braunwald-Nussbüel aus mit 14 Programmen versorgen. 
Der öffentlich-rechtliche Sender Tschechiens plant bis Jahresende acht neue DAB+-Standorte, um die Versorgung zu optimieren und zu erweitern.

Märkte, Statistiken, Studien

Deloittes »Digital Consumer Trends Survey 2023« sieht das Ende des Streamings-Wachstums. Der Anteil der Nutzer mindestens eines Abos ging um ein auf 64%, bei den 35- bis 44-Jährigen um 3 auf 33% zurück. Die Nutzung kostenpflichtiger News und Magazine fiel um 3 auf 11%. Die Kosten sind mit 60% Nennungen Hauptgrund für Kündigungen. Hingegen stehe eine »Generative AI« erst am Beginn einer Entwicklung.
Nicht erst seit dem Ende der Zustellungen am 25. Juni 2023 (zugunsten eines Digital-Abos) ist die Auflage der Sonntagsausgabe rückläufig. Wurden Mitte 2015 noch rund 1,09 Mio. Exemplare verkauft, waren es Mitte 2023 nur 580.000. 131.300 Abos des E-Papers der »BamS« konnten den Reichweiten-Verlust nur bremsen.

Medienpolitik, Medienrecht

Die Dreiländeranstalt installiert ab 1.12. eine »unabhängige Redaktionsvertretung« aus Redaktionsvollversammlung und einem gewählten Redaktionsrat. Damit seien ARD-weit erstmals die Gewerke Kamera, Schnitt und Grafik neben Autoren und Redakteuren vertreten.

Personalia

Zum Jahreswechsel übernimmt Marco Morocutti, bisher Chef mehrerer NRW-Lokalradios, die Geschäftsführung des Zulieferers eines Mantelprogramms und Vermarkters aller NRW-Lokalradios Radio NRW. Er folgt Sven Thölen, der zum Vermarkter RMS wechselt.
CTO des norwegischen Spezialisten für Produktions-Lösungen wird Andy Rayner. Der Anteil des SMPTE-Fellows an der Entwicklung von JPEG2000 wurde mit einem Technik-Emmy gewürdigt.
Raimon Trias fungiert ab dem 1. Dezember als Finanzchef der spanischen Telecom Cellnex. Er folgt José Manuel Aisa, der am 31. Oktober ausscheidet.

Keine Kurz-News mehr verpassen und einfach den Newsletter abonnieren: