Kurznachrichten: 07.09.2023

News: Kurz und knackig – KW 36/2023

Babelsberg: Kurzarbeit. Berlinale: Kürzung und Ausstieg. RBB: Einstieg. ARD: Abschaltung. Lola: Neue Regularien. IFA: Alles gut. DAB+: Im Tunnel.

Unternehmen

Gerade erklärten die neuen Eigentümer Cinespace Studios, Studio Babelsberg »in seine nächste Wachstumsphase« führen zu wollen. Angesichts fehlender Aufträge wurde nun für einen großen Teil der Belegschaft Kurzarbeit bis März angeordnet.
Im Dezember schaltet Facebook die News-Bereiche für Deutschland (Start im Mai 2021), Frankreich und UK ab. Neue Vereinbarungen mit Verlagen über Zulieferungen von Inhalten soll es nicht geben.
Die Kellner-Familie kaufte die letzten Anteile Dritter an ihrem Konzern PPF und kontrolliert nun 100% des tschechischen Investors (2022: Umsatz 40 Mrd. €). 11% des Kapitals sind im Mediensektor angelegt, PPF hält 11,6% (mit Derivaten 15%) von ProSiebenSat1.
Die saudische stc Group erwarb 9,9% der spanischen Telco für 2,1 Mrd. €. Eine Kontrolle sei nicht angestrebt. Überschreitet ein ausländischer Anleger mehr als 10%, muss die Regierung zustimmen.
Der Filmkonzern senkte die Prognose für 2023 um 300 bis 500 Mio. $ auf 10,5 bis 11,0 Mrd. $. Hintergrund sei der fortgesetzte Streik der Autoren und Schauspieler Hollywoods, der entgegen der Erwartungen nicht im September enden werde und daher weiterhin die Produktion von Filmen, Serien und Shows blockiert.

Broadcast

Die ARD wird alle Programme in SD-Auflösung am 7. Januar 2025 abschalten und nur noch in HDTV verbreiten. Die Kosten für SD sind bereits seit 2019 im Rundfunkbeitrag nicht mehr berücksichtigt.
Der RBB gibt zum Jahreswechsel das Mittagsmagazin an den MDR ab. Um den zweistündigen Platz für die alternierend von ARD und ZDF produzierte Sendung vorzubereiten, strahlte der MDR sein Ländermagazin »MDR um 11« am 1.9. nach mehr als 20 Jahren letztmalig aus.

Die gemeinsame Produktionsregie von ARD und ZDF im Reichstagsgebäude im Deutschen Bundestag wurde in der parlamentarischen Sommerpause komplett erneuert. Studio Hamburg MCI hat gemeinsam mit einem Projektteam aus ZDF, RBB und Phoenix den Umbau innerhalb von acht Wochen realisiert. Die zuvor verwendete 14 Jahre alte Broadcast-Technik wurde komplett ausgetauscht.

Streaming

Schwedische Streaming-Anbieter verlieren durch das unberechtigte Teilen von 1,4 Mio. Zugängen jährlich rund 900 Mio. Umsatz-Kronen (rund 75,7 Mio. €). Würde ein illegaler Zugang je Haushalt aufgegeben, könnte die Abozahl um 16% auf 8,7 Mio. steigen.

Filme, Festivals, Kino

Einsparungen schränken Retrospektive und Hommage ein. Zum Goldenen Ehrenbären läuft nur ein Film, in der Retro nur 20 Filme.  Sektionsleiter Rainer Rother will die Filmbildung und Filmgeschichte beim Festival erhalten sehen. »Wir kämpfen für den Erhalt und die langfristige Absicherung der filmhistorischen Sektionen.«
Beim Deutschen Filmpreis, der am 3. Mai 2024 in Berlin verliehen wird, entfällt die bisherige jurierte Vorauswahl. Die Mitglieder der Filmakademie müssen mindestens 10 vorgegebene Filme sichten, um abstimmen zu dürfen. So werde jeder Film von mindestens 100 Mitgliedern beurteilt. Die neuen Richtlinien werden am 12.9. veröffentlicht. Filmmeldungen sind bis zum 12.10. möglich. Die Nominierungen werden am 19.3.2023 bekannt gegeben.
Kulturstaatsministerin Roth vergab Programmpreise für besondere Leistungen im Jahr 2022 in Höhe von insgesamt 1,8 Mio. € an 224 Kinos und drei Filmverleihe.

Radio, Audio

Vom Sender Dequede aus sind Sachsen-Anhalts Privatradios jetzt in der Altmark zu empfangen. An 3 Standorten wurde die Sendeleistung auf 10 kW verdoppelt, wodurch die Versorgung um 22% (Einwohner) bzw. 38% (Fläche) steigt. Mit dem kürzlichen Start in Sachsen-Anhalt sendet 89.0 RTL in fünf Bundesländern.

Neue DAB+-Technik von Media Broadcast versorgt die vier 3,3 km langen Röhren des Hamburger Elbtunnels mit knapp 60 DAB+-Programmen der beiden nationalen, eines regionalen Privatmuxes und des NDR. Für Warnmeldungen können Programme stummgeschaltet werden.
Der NDR ist zwischen Hallig Hooge und Friedrichskoog dank einer neuen Sendeantenne in Garding digital zu hören. In Teilen der Region ist der Empfang jetzt in Gebäuden möglich. Das private Radio Bollerwagen (FFN-Gruppe Niedersachsen) sendet jetzt auch in Sachsen landesweit. 
BigFM erweitert mittels DAB+ das Empfangsgebiet auf NRW. Die Rockwelle von Audiotainment Südwest folgt dem Branchentrend, sich über DAB+-Ressourcen in anderen Bundesländern neue Hörerkreise zu erschließen. 

In Schweden wurden fünf landesweite Wellen für den Multiplex von Bauer Media zugelassen. Beim Wettbewerber Viaplay können zwei weitere Programme von DB Media senden. Ghana testet sechs Monate lang 18 DAB+-Stationen in Accra und Kumasi. In Saudi-Arabien senden sechs Stationen von drei Standorten.

Netze, Frequenzen

Bei Amazons Angriff mit 3.236 Internet-Satelliten auf Elon Musks Starlink leistet Vodafones Afrika-Tochter der Telco Hilfestellung, um ihre Netzabdeckung erweitern. Amazon will die Hälfte der Orbiter bis Ende 2026 in der Umlaufbahn haben.

Unterhaltungselektronik

Die Funkausstellung meldet erwartungsgemäß Positives – die »Rückkehr zu alter Stärke«. Die Berliner Schau von 2.000 Ausstellern der »brauen« und »weißen« Ware auf 130.000 qm  sahen 182.000 Fachbesucher und technisch Interessierte aus 138 Ländern. Die 100. Messe findet vom 6.-10.9.2024 in Berlin statt.

Märkte, Statistiken, Studien

PayTV und SVoD machten 2022 in Deutschland 5 Mrd. € Umsatz, bilanziert der Branchenverband Vaunet das Plus von 5% in 2022. Für 2023 wird ein Anstieg um 8% auf 5,3 Mrd. € prognostiziert. In der DACH-Region wachse der Umsatz nach 4% auf 5,8 Mrd. € 2023 auf 6,3 Mrd. €.
Ab Ende 2023 bis 2029 steigt die Zahl der SVOD-Abos in Europa von 210 auf 273 Mio. Das Plus teilen sich vor allem Deutschland (12 Mio.), das damit Großbritannien überholt, Frankreich (11 Mio.), Italien (10 Mio.) und Spanien (9 Mio.), prognostiziert Digital TV Research.

Medienpolitik, Medienrecht

In Kalifornien klagen Anleger gegen den Mauskonzern. Die tatsächlichen Kosten des neuen Streaming-Angebots Disney+ seien verschleiert worden, um die Rentabilitätsprognose bis 2024 glaubwürdig erscheinen zu lassen, darunter die Abozahl von 230 bis 260 Mio. bis 2024.

Schlesinger-Skandal – Die Folgen

Ulrike Demmer amtiert seit dem 1.9. als RBB-Intendantin. Ihr Jahresgehalt wurde mit 220.000 € vereinbart, so der Verwaltungsrat. Es steigt nach der Hälfte der 5 Jahren Amtszeit um 4,5%. Eine Zulage von 10,73% für private Vorsorge ersetzt die bisherige Altersversorgung. Wird sie nicht wieder gewählt, bekommt sie gemäß §74a Bundesbeamtengesetz ein Übergangsgeld von 71,75% für 12 Monate.

Personalia

Nach dem Ausstieg von Mariette Rissenbeek kündigte auch  Programmchef Carlo Chatrian seinen Abschied nach der 74. Berlinale 2024 an. In der von Kulturstaatsministerin Roth vorgestellten neuen Struktur mit Intendantenprinzip, »ist ganz klar, dass die Bedingungen für mich, als künstlerischer Leiter weiterzumachen, nicht mehr gegeben sind«, erklärte Chatrian.

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