Preis: 01.06.2023

Deutscher Kamerapreis 2023

Fünf Kameramänner und eine Kamerafrau sowie eine Editorin und ein Editor wurden in diesem Jahr geehrt.

Deutscher Kamerapreis, Logo
.

Beim 33. Deutschen Kamerapreis wurden neun Hauptpreise verliehen.

Das Kuratorium vergab zudem zwei Nachwuchspreise und einen Ehrenpreis.

Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Kamerapreises im Jahr 2023 zusammen mit Kamerapreis-Geschäftsführer Walter Demonte und den Laudatorinnen und Laudatoren.
Preisträgerinnen und Preisträger
Ehrenpreis Bella Halben
Beste Kamera / Fiktion Kino Manuel Dacosse
Beste Kamera / Fiktion Screen Tim Kuhn
Beste Kamera / Kurzfilm Nico Schrenk
Beste Kamera / Doku Kino Susanne Schüle
Beste Kamera / Doku Screen Jakob Stark
Beste Kamera / Aktuelle Kurzformate Jan Mammey
Bester Schnitt / Doku Screen Ralf Streese
Bester Schnitt / Doku Kino Mechthild Barth
Trophäen, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Die Trophäen.

Walter Demonte, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e. V. resümiert: »Es ist beeindruckend, mit welcher Kreativität und Entdeckungslust die Medienbranche immer wieder neue Facetten unserer Gesellschaft herauskristallisiert und filmisch erzählt. Angetrieben durch das, was uns bewegt. Alles verbunden mit exzellenter Gestaltung, Herzblut und ausgesprochener Professionalität. Genau dafür erhalten die ausgezeichneten Gestalter_innen in diesem Jahr den begehrten Obelisken.«

Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Kamerapreises im Jahr 2023 zusammen mit Moderatorin Mona Ameziane.
Bella Halben, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Bella Halben.
Ehrenpreis für Bella Halben

Der diesjährige Ehrenpreis ging an Bella Halben. Die Kamerafrau, Jahrgang 1957, hat unter anderem vier Kinofilme und eine Serie mit Oscar-Preisträgerin Caroline Link gedreht (»Im Winter ein Jahr«, »Exit Marrakech«), 13 Filme mit Regisseur Hans Steinbichler (»Hierankl«, »Das Tagebuch der Anne Frank«) und 15 Filme mit Francis Meletzky (»Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau«).

Laut Kuratorium des Deutschen Kamerapreises ist Bella Halben »eine der immer noch viel zu wenigen Kamerafrauen« in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft. Mit ihrer Kreativität, Schaffenskraft und ihrem Bildgefühl sei sie ein »inspirierendes Vorbild für junge Kamerafrauen auf ihrem Weg in die Welt der Bildgestaltung.«

Manuel Dacosse, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Manuel Dacosse.
Beste Kamera / Fiktion Kino

Manuel Dacosse wird ausgezeichnet für seine Bildgestaltung des Dramas »Meinen Hass bekommt ihr nicht«.

Der Film erzählt von einem Familienvater, der 2015 bei einem Anschlag in Paris seine Frau verliert und sich über die Medien mit einer bewegenden Botschaft an die Terroristen wendet.

Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury von Manuel Dacosses Handkameraarbeit, durch die das Kinopublikum in jedem Moment und hoch emotional am Schicksal der Figuren teilhaben kann.

Tim Kuhn, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Tim Kuhn.
Beste Kamera / Fiktion Screen

Für seine Bildgestaltung der vierten Folge von »Luden – Könige der Reeperbahn« wird Tim Kuhn mit dem Deutschen Kamerapreis geehrt.

Die Bilder von »Luden – Könige der Reeperbahn« nennt die Jury »reportageartig, ungeschönt und zugleich höchst kunstvoll« und wertet es als »Kunststück, gleichzeitig die Faszination und das Abstoßende des Halbwelt-Milieus« zu zeigen.

Nico Schrenk, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Nico Schrenk.
Beste Kamera / Kurzfilm

Nico Schrenk erhält die Auszeichnung für seine Kameraarbeit im Kurzfilm »Everybody leaves at the end«.

Die Protagonistin Freya nutzt ihren begleiteten Ausgang aus der Jugendstrafanstalt, um mit der Urne ihrer verstorbenen Mutter zu fliehen. Sie möchte die Asche nach Schweden bringen, in das Heimatland der Mutter. Die Jury erkennt starke Parallelen zwischen der Hauptfigur und Nico Schrenks beeindruckend stilsicheren Bildern: »brutal und zärtlich, einfühlsam und roh, strahlend und dunkel.«

Susanne Schüle, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Susanne Schüle.
Beste Kamera / Doku Kino

Für die Bildgestaltung in »Europa Passage« wird Susanne Schüle geehrt.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat sie mit Regisseur Andrei Schwartz eine Gruppe von Roma begleitet, die zwischen Hamburg und ihrem rumänischen Heimatdorf pendelt. Die Jury erklärt: »Sensibel und ruhig reagiert Susanne Schüle auf jeden Moment, mit feinem Gespür für Nähe und Distanz. Stilsicher schafft sie in den unterschiedlichsten Situationen, außerhalb jeder Komfortzone, Bilder filmischer Qualität.«

Jakob Stark, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Jakob Stark.
Beste Kamera / Doku Screen

Jakob Stark wird ausgezeichnet für seine Kameraarbeit in der Dokumentation »Art Crimes – van Gogh: Amsterdam, 2002«.

In der ersten von insgesamt sechs Folgen geht es um den Raub zweier Gemälde aus dem Van-Gogh-Museum in Amsterdam und deren eher zufälliges Auftauchen in Neapel fünf Jahre später. Laut Jury entdeckt Jakob Stark dank seiner sehr wachen Kamera feine Nuancen in dem Räuber-und-Gendarm-Spiel und arbeitet durch die sorgfältige Wahl der Spielorte das Charakteristische aller Protagonisten präzise und humorvoll aus.

Jan Mammey, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Jan Mammey.
Beste Kamera / Aktuelle Kurzformate

Jan Mammey erhält im zweiten Jahr in Folge den Deutschen Kamerapreis, diesmal für seine Arbeit an der Reportage »Verseucht und vergiftet: Gefahr an der polnischen Weichsel«.

Im Mittelpunkt steht eine Frau, die seit sechs Jahren dagegen kämpft, dass die Hinterlassenschaften eines Rüstungs- und Chemiekonzerns zu einer Umweltkatastrophe in Bydgoszcz führen. Die Jury zeigt sich beeindruckt von der Ästhetik in Jan Mammeys Bildern: »Er fängt ihn ein: den Tod, der in den Boden sickert. Seine Bilder sind wie gemalt, ohne aufdringlich zu sein. Selbstbewusst und unaufgeregt spiegeln sie die trügerische Ruhe an der Weichsel wider.«

Ralf Streese, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Ralf Streese.
Bester Schnitt / Doku Screen

»Im Labyrinth – Der Musiker Jörg Widmann« begleitet den Protagonisten bei der Komposition seines Trompetenkonzertes »Towards Paradise« (Labyrinth VI) » von den ersten Entwürfen bis zur Uraufführung. Für diese editorische Leistung erhält Ralf Streese die Auszeichnung.

Die Jury lobt seinen einfühlsamen, rhythmischen und mitreißenden Schnitt – hinein in den Kopf des Komponisten Jörg Widmann. »Am Ende hat uns Ralf Streese durch seinen virtuosen Schnitt mit der Leidenschaft und Energie des Komponisten angesteckt«, urteilt die Jury.

Mechthild Barth, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Mechthild Barth.
Bester Schnitt / Doku Kino

Geehrt wird Mechthild Barth für ihre Arbeit an »Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen«.

Der Dokumentarfilm stellt den künstlerischen Umgang der Literaturnobelpreisträgerin mit Sprache in den Mittelpunkt und setzt sich mit der öffentlichen Wahrnehmung der »Skandal-Autorin« auseinander.

Mittels Archivmaterials aus 50 Jahren und verschiedener Tonaufnahmen konzentriert sich der Film auf die Perspektive Jelineks als erzählende Person. Die Jury ist fasziniert von der klugen und poetischen Verdichtung der Bilder und Töne, die den Zuschauer:innen auf sensible Weise die vielschichtige Autorin Elfriede Jelinek in ihrer fragilen Radikalität nahebringt.

Aleksandra Dyja, Sebastian Husak, Deutscher Kamerapreis 2023, © WDR/Melanie Grande
Aleksandra Dyja, Sebastian Husak.
Nachwuchspreise

Für seine Montage des Kurzfilms »Idyll« erhält Sebastian Husak den Nachwuchspreis. »Durch seinen rhythmisierten Schnitt erzeugt er ein Gefühl von Unmittelbarkeit und verleiht dem Film eine Ästhetik, die diese (un)heile Welt des Films perfekt in Szene setzt«, urteilt das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises.

Für ihre Kameraführung im Kurzfilm »Ich bin nur scheintot« wird Aleksandra Dyja ausgezeichnet. Das Kuratorium zeigt sich begeistert von der eng am Hauptdarsteller geführten
Handkamera, die eine Atmosphäre von Zweifel, Angst und Verunsicherung aufbaut: »Aleksandra Dyja kombiniert hier meisterhaft die gestalterischen Mittel der Kameraarbeit und zeigt damit, welche Wirkung die richtige Anwendung bei uns erzielen kann.«

Die Nachwuchspreise wurden in diesem Jahr von Arri und Sigma (Deutschland) GmbH gestiftet.