Infos und Filmtipps für das 38. Internationale Dokfest München
Das Dokfest München startet mit 130 Dokumentarfilmen aus 55 Ländern in Münchner Kinos und Event-Locations — sowie per Streaming. Hier gibt es dazu Infos und Filmtipps.
Eine Vorauswahl
22 der beim Dokfest München gezeigten Filme konnte der Autor dieses Artikles, der Dokumentarfilmkameramann Hans Albrecht Lusznat, vorab sehen. Er gibt im folgenden Tipps und Bewertungen dieser Filme ab und berichtet über Trends und Tendenzen, die er ausgemacht hat.
»Nawalny«, der Eröffnungsfilm aus dem Vorjahr, wurde im März diesen Jahres auch mit einem Oscar für den »Besten Dokumentarfilm« ausgezeichnet.
Wie die Auswahl des Eröffnungsfilms dieses Jahr zustande kam, bleibt hingegen ein Rätsel, denn der ausgewählte Film ist mit Abstand der Unattraktivste von allen, die ich vorab gesehen habe: »Etilaat Roz«.
Ein politisch engagierter Kampf um und für die Pressefreiheit in Afghanistan und als Zeitdokument wertvoll, aber als Eröffnungsfilm für das Dokfest München meiner Meinung nach leider ungeeignet.
Neue Tendenzen ließen sich diesmal innerhalb der — zugegebenermaßen eher zufällig entstandenen — Auswahl von Filmen, die mir zugänglich waren, nicht wirklich ausmachen. Wenn man den Aufdruck auf den handgemachten Festivaltragetaschen »Who am I« als Motto nimmt, ist die Suche nach dem Ich weiterhin ein wichtiges Thema. Filmemacher stürzen sich nicht nur auf ein Thema, sondern bringen die eigene Position und Befindlichkeit mit in den Film, so etwa bei »Adieu Sauvage«, »Apolonia Apolonia«, »Eigentlich Eigentlich Januar«.
Die Kunst und die kreative Selbstverwirklichung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, etwa in »Art Talent Show«, »Apolonia Apolonia«, »Facing Time« und »Nam June Paik – Moon is the Oldest TV«.
Corona scheint uns im Alltag nun mittlerweile schon sehr fern, weil aber viele Filme im Laufe der letzten drei Jahre entstanden, sieht man oft noch Masken und den berühmten Mindestabstand in den Filmen.
Neue, hippe Bildgestaltungsmittel konnte ich nicht ausmachen, auch keine neuen unbekannten Sichtweisen: die Mittel der Kamera scheinen ausgereizt zu sein, was aber aus meiner Sicht gar kein Nachteil ist. Auf der einen Seite gab es zumindest in meiner Auswahl ein allgemein hohes Niveau der Bildgestaltung — und dann auch wieder die Bemühungen bildfremder Personen, einen Film zu realisieren, was wahrscheinlich den Produktionsbudgets geschuldet ist. Allgemein herrscht eine hohe Dialog- und Textlastigkeit vor, wobei Kommentare grundsätzlich eher gemieden werden — fast so, als gälten sie wie ein Ausschlusskriterium des Siegels »Dokumentarfilm«. Beobachtende Filme sind selten, das mag oft an den komplexen Themen liegen, die verhandelt werden.
Fotografen, Filmemacher und Künstler sind für nachfolgende Filmemacher immer ein gefundenes Fressen, weil sie einen großen Bilder- und Werkschatz mitbringen und oft durch ihren Beruf an den verrücktesten Plätzen der Welt unterwegs waren — und somit als Grundlage und Anlass für neue Reisen und Abenteuer dienen können.
Ein wichtiger Hinweis: Die folgenden Bewertungen sind rein subjektiv, und da durch die Retrospektiven auch einige ältere Filme darunter sind, spiegeln sie auch nicht die aktuelle Situation des Produktionsgeschehens.
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