Kurznachrichten: 11.01.2023

News: Kurz und knackig – KW 2/2023

Österreich: Tiefenprüfung zur P7S1-Übernahme. Von Köln nach USA: Sporttotal schaut ins »Staidium«. Wie neu: 8 »Berlinale Classics«. TV: Sehzeit sinkt. TV: Erweiterte Zielgruppe. Terrestrik: Infrastruktur erhalten. Personalisierung: Strafe gegen Meta.

Unternehmen

Österreichs Wettbewerbsbehörde veranlasste die »vertiefte Prüfung« zu dem von der Berlusconi-Holding MFE beantragten »Erwerb von faktischer alleiniger Kontrolle an ProSiebenSat.1 Media SE, Deutschland, durch MFE-Mediaforeurope N.V., Niederlande«. Das Bundeskartellamt listet das Projekt weiter nicht als laufendes Fusionskontrollverfahren.
Die Digitalbranche wächst trotz Krise. Laut dem Verband Bitkom werden die Umsätze 2023 erstmals 200 Mrd. € überschreiten und um 3,8% auf 203,4 Mrd. € zulegen.
Der Kölner Spezialist für Sport-Livestreams drängt in die USA. Die texanische Global Sports Platforms (GSP) führt die Geschäfte der neuen Tochter Staidium U.S. Über das 5G-Netz von T-Mobile USA soll zunächst Eishockey live und um Daten ergänzt gestreamt werden – mittels der eigenen Remote-Produktionstechnik.
Canal+, bereits im Besitz von 33,6%, übernahm zwei Orange-Töchter voll: Orange Studio hält Rechte an fast 1.800 Werken, darunter dem Oscar-Gewinner »The Artist«. OCS vertreibt seit 2012 Rechte, auch des französischen PayTV. Die Zustimmung der Behörden steht noch aus.
Für das Q4/22 meldet Koreas Konzern einen Gewinnsturz um 69% auf umgerechnet 3,2 Mrd. €. Der Umsatz fiel um 8,6% auf 52,6 Mrd. €. Hintergrund seien Einbrüche bei Speichern und Smartphones.
Der Konzern streicht weltweit 18.000 seiner 1,5 Mio. Arbeitsplätze. Zuvor angekündigte Entlassungen betrafen den defizitären Bereich Sprachassistenz (»Alexa«, »Echo«).

Broadcast

Laut AGF-Videoforschung wurde 2022 in Deutschland im Tagesschnitt 195 (2021: 213; -18) Minuten ferngesehen. Die Hauptzielgruppe (14 bis 49 Jahre) schaute 101 statt 121 Minuten. Hintergrund sind u.a. erweiterte Freizeitmöglichkeiten nach Corona.
RTL, langjähriger Marktführer bei den 14- bis 49-Jährigen, fällt in der bis 59 Jahre erweiterten Gruppe zurück. Laut dem Fachdienst DWDL (Grafik) lag RTL dort 2022 mit 9,1% um 0,8% unter der klassischen Altersgruppe, gleichauf mit dem Ersten und hinter dem Marktführer ZDF (9,3%). Mit der Werbezielgruppe bis 59 Jahre folge RTL der Demografie und dem Durchschnittsalter seiner Seher (55 Jahre). Über dem Schnitt (59) liegen ARD (64) und ZDF (65), darunter ProSieben (45), Sat1 und Vox (je 54).
Mit 10,0% Marktanteil (2,3 Mio. Zuschauer täglich in Mitteldeutschland, bundesweit 5,8 Mio.) bleibt das MDR-Dritte ARD-Spitze. Neben den drei Ländermagazinen (21,7%) waren »MDR aktuell« (22%) und »Elefant, Tiger & Co« (24,4%) besonders beliebt. 2,96 Mio. in den drei Bundesländern hörten MDR-Radios. Die Mediathek wurde 150 Mio. mal abgerufen (+8%).
Die Privatisierung des britischen öffentlich-rechtlichen werbefinanzierten TV-Senders Channel 4 scheint abgewendet. Ministerin Michelle Donelan empfahl dem Kabinett einen Stopp dieses Plans. Es gebe bessere Wege, den Sender und den unabhängigen Produktionssektor zu sichern.

Radio, Audio

»Ein Abschaltdatum (für UKW, Red.) wird von den Marktbeteiligten, also Privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern, bestimmt. Dazu braucht es einen Konsens. Den sehe ich derzeit noch nicht.« Das erklärte Carsten Zorger, Sprecher des Lobbyverbandes Digitalradio Deutschland e.V. im Interview mit DigitalFernsehen.
Englisch dominiert weiter den deutschen Hörfunk. Nicht einmal die vielen Schlagerwellen bringen die deutsche Sprache in die Airplay-Top100. Laut MusicTrace setzt Peter Fox feat. Inéz mit »Zukunft Pink« auf Platz 106 den Bestwert von acht Titeln bis Platz 200. Nach 16% Mitte der 2010er und je 5 Stücken 2020/21 ist nun der Nullpunkt bei den Top100 erreicht.
Deutsche Radiosender haben ihre webbasierten Submarken von 12/21 zu 12/22 um 17% auf 1.570 ausgebaut, so Air Supply. Führend ist der Berliner Sender 104.6 RTL mit 23 neuen und nun 90 Webradios. Die großen Senderfamilien (Antenne Bayern, FFH, Regiocast usw.) bauten ihre computerbasierten Abspiele aus. Einen Trend setzen KünstlerInnen-Kanäle aller Musikrichtungen.

Streaming

Ein neues Referenzdesign für OLED-TVs wurde u.a. von TCL und Metz lizenziert. Für die angeschlossene Streaming-Plattform werden 70 Mio. aktive Kundenkonten gemeldet. Der US-Hersteller sieht sich in den USA, Kanada und Mexiko nach gestreamten Stunden (2022 weltweit: 87,4 Mrd.) als Nummer 1.
Das TV-Betriebssystem aus den USA wird u.a. in neue Modelle von Vestel, Telefunken und JVC integriert. Die Technik mit Amlogic-Chips ist verbunden mit der eigenen kostenlosen Streaming-Plattform.
Android TV OS soll als TV-Betriebssystem Grundlage von GoogleTV und des dadurch zu ersetzenden AndroidTV werden. 150 Mio. Geräte beider Systeme wurden produziert.

Filme, Kinos, Festivals

»Berlinale Classics« des 73. Festivals eröffnet die Reihe von acht restaurierten Filmen mit einer von Regisseur David Cronenberg abgenommenen Digitalfassung von »Naked Lunch«. Conforming; Grading und Dolby Vision HDR und SDR führte LSP Medien (Uelzen) durch. Die Restaurierung leitete Kameramann Peter Suschitzky.

Netze, Frequenzen

TV per Antenne über 2030 hinaus zu erhalten, rät Sir Peter Bazalgette, Ex-Chef des britischen Senders ITV, per Leserbrief an die »Financial Times«. Die Sprengung der Ostsee-Pipeline zeige die Gefährdung von Infrastrukturen. »Was wäre, wenn das Internet durch die Zerstörung der Satelliten und der Kabel, von denen es abhängt, beeinträchtigt würde? Wie könnte eine Regierung in Krisenzeiten ihre wichtigen Botschaften übermitteln?«
Die US-Firma plant dort einen kostengünstigen Satelliten-Dienst für Smartphones. Endgeräte für den bisherigen Dienst kosten um 1.900 $. Die aktuelle Datenrate von 2,4 kb/s werde auf 88 kb/s erhöht.

Märkte, Studien, Statistiken

In den EU27 +16 europäischen Märkten gehören 19% der TV-Kanäle, 38% der SVoD- und 34% der TVoD-Dienste US-Firmen. Per Mai 2022 zählte die Audiovisuelle Informationsstelle der EU 12.275 AV-Mediendienste, davon 3/4 (9.080) lineare. Das und weitere Daten sind dem Report Audiovisual media services in Europe zu entnehmen.

Der Schlesinger-Skandal und die Folgen

Ministerpräsident Woidke (SPD) fordert ein Landesfunkhaus des RBB für Brandenburg. Das Bundesland sei im Programm unterrepräsentiert, ein Heimatsender sei notwendig. Das wird von den anderen Fraktionen nicht unterstützt. Woidke votierte zugleich gegen eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags; der RBB habe nicht zu wenig Geld, sondern zu hohe Ausgaben.

Medienrecht, Medienpolitik

Die Konzerntöchter dürfen personenbezogene Daten nicht mehr ungefragt für die Personalisierung von Werbung verwenden. Diese Entscheidung verbindet die irische Datenschutzbehörde DPC mit Bußgeldern von 210 Mio. € gegen Facebook und 180 Mio. € gegen Instagram. Meta will klagen.
Die EU-Kommission ermahnte die Videoplattform des chinesischen Bytedance-Konzerns zur Einhaltung der europäischen Daten- und Jugendschutzregeln. Bei einem Besuch konfrontierte Vizepräsidentin Vera Jourova den CEO Shou Zi Chew auch mit Bedenken zur Sicherheit von Kindern und Kritik an der Verbreitung russischer Desinformation.
Der öffentlich-rechtliche Senderverbund EBU ist besorgt um die Medienfreiheit in Israel. Kommunikationsminister Karhi fordert die Abschaffung des ÖR-Newskanals KAN. »Die Öffentlichkeit sollte einen TV-Kanal nicht mehr finanzieren, es sollte keine öffentlich-rechtlichen Sender geben«. Tritt das ein, stünden die EBU-Mitgliedschaft und u.a. die Teilnahme am ESC auf dem Spiel.

Personalia

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verlässt im bayerischen Vorwahlkampf den ZDF-Verwaltungsrat. Wen die Ministerpräsidenten der Bundesländer als ihren vierten Vertreter – neben Malu Dreyer, Dietmar Woidke (beide SPD) und Reiner Haseloff (CDU) – ernennen, ist offen. Weitere acht Räte wählt der ZDF-Fernsehrat auf fünf Jahre.
Nach eineinhalb Jahren bei Netflix kehrt Inga Leschek am 1. März als Programmgeschäftsführerin für RTL/RTL+ zur Kölner Mediengruppe zurück. Bei RTL führte sie zuvor die Produktionstochter RTL Studios.
Nach neun Jahren bei der Infrastrukturtochter der Ericsson-Gruppe avancierte James Arnold vom Chief Commercial Officer zum CEO. Er folgt Steve Nylund, der in die USA zurückkehrt.

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