VTFF zieht erfolgreiche Bilanz
»Money for Value«: Der VTFF will mehr Anerkennung und Wertschöpfung für die technischen Dienstleister.
Steigende Mitgliederzahlen, neue Geschäftsstellen, eine erhöhte mediale Präsenz und zahlreiche neue Initiativen, etwa in Sachen Green Shooting — seit der Neu-Aufstellung der Geschäftsführung vor einem Jahr hat der Verband Technischer Betriebe Film- und Fernsehen (VTFF) viele Projekte erfolgreich auf den Weg gebracht, berichtet der Verband. Neben den großen Themen wie Green Shooting oder der Reform der Filmförderung will der VTFF künftig noch stärker für eine allgemein höhere Wertschätzung der technischen Dienstleister innerhalb der Film- und Fernseh-Industrie kämpfen. Dies müsse sich auch an einem deutlich höheren Anteil an der Wertschöpfung der Branche zeigen.
»Mit der Übernahme der Geschäftsführung durch Achim Rohnke vor einem Jahr hat der VTFF eine neue Dynamik entwickelt«, erklärt der Vorstandsvorsitzende Stefan Hoff. Der ehemalige Geschäftsführer der Bavaria Film GmbH hatte im September 2021 die Geschäftsführung des VTFF übernommen (Meldung). »Wir konnten seitdem neben der Berliner Zentrale in München und Köln zwei weitere Büros eröffnen und sind seit einem Jahr mit den Verbandsthemen viel präsenter in der Öffentlichkeit und in der Politik. Außerdem konnten wir die Zahl der Mitglieder auf 60 steigern«, so Hoff weiter.
Neben Initiativen wie etwa der zur Bewahrung des deutschen Filmerbes gehörten zu den großen Themen des Verbandes, der die Interessen der Dienstleister aus den Bereichen Außenübertragung, Rental, Ton-/Studio und Postproduktion/VFX vertritt, in den vergangenen zwölf Monaten das Green Shooting und die Reform der Filmförderung. So hat der VTFF einen »grünen Steckbrief« entwickelt, mit dem die im Verband organisierten Studios dokumentieren, welche ökologischen Standards sie bereits erfüllen – eine wichtige Orientierungshilfe für Sender und Produzenten.
Gegenüber der Politik forderte der VTFF energisch spezielle Förderprogramme für die technischen Dienstleister ein, die die Hauptlast des Transformationsprozesses zu einer nachhaltigen Produktionsweise tragen müssen. Über eine interne Befragung fand der Verband heraus, dass die Dienstleister allein 78 Millionen Euro investieren müssen, um konventionelle Stromgeneratoren durch umweltfreundlichere Hybrid- oder Akku-Generatoren zu ersetzen.
Gleichzeitig setzte sich der Verband für eine grundlegende Reform der Filmförderung ein. Hintergrund ist, dass der Filmstandort Deutschland trotz Produktionsboom im internationalen Wettbewerb immer stärker zurückfällt, Personal und Technologie zunehmend ins erfolgreichere Ausland abwandern. Um diesen »Brain Drain« zu stoppen, fordert der VTFF — orientiert an erfolgreichen Modellen etwa in Österreich und Großbritannien — eine Abkehr von der föderalen Filmförderung nach dem Gießkannenprinzip und eine Hinwendung zu einem steuerlichen Anreizsystem, das der Branche langfristige Planungssicherheit ermöglicht. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, hat der VTFF im September 2022 einen entsprechenden Brief an die Medienbeauftragten und -experten des deutschen Bundestages sowie an Institutionen der Filmwirtschaft geschickt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Verbandsarbeit in den zurückliegenden zwölf Monaten war der Einsatz für mehr Wertschätzung der Arbeit der technischen Dienstleister sowie für ihre adäquate Teilhabe an der Wertschöpfung der Branche, berichtet der Verband. So ging der VTFF nicht nur gegen die brachiale Praxis von Sendern und Produzenten vor, Produktionsaufträge kurzfristig zu stornieren, er unterstützte und unterstützt die Unternehmen aus dem Bereich Außenübertragung auch bei der Durchsetzung ihrer TÜV-geprüften Servicequalität. Um diesen Goldstandard gegen die Billig-Mentalität vieler Vergabeverfahren durchzusetzen, hat sich der VTFF demnach wiederholt an Sender und Produzenten gewandt.
Das Thema Wertschätzung der Dienstleistungen der technischen Betriebe der Film- und Fernsehwirtschaft soll auch im kommenden Jahr auf der Agenda des Verbandes oben stehen. »Wir werden noch stärker als zuvor ‚Money for Value’‘ einfordern«, kündigt Geschäftsführer Achim Rohnke an. Der Anteil der Dienstleister an den Umsätzen der Branche sei viel zu niedrig, so Rohnke weiter. So seien die Mitglieder des VTFF täglich dabei, konventionelle Arbeitsweisen in der Filmwirtschaft in digitale Workflows und nachhaltigere Produktionen im Sinne von Green Production zu etablieren. »Diese anspruchsvolle Arbeit muss in Zukunft viel stärker honoriert werden. Der Anteil der Dienstleister an der Wertschöpfung ist viel zu niedrig«, führt Rohnke aus.
All diese Initiativen fanden aufgrund der neuen Kommunikationsstrategie des VTFF in der Öffentlichkeit viel Widerhall. So ist der Verband auch in den sozialen Medien inzwischen sehr gut vernetzt. »Wir werden den erfolgreichen Weg fortsetzen und mit großem Engagement für die Interessen unserer Mitglieder weiter streiten«, erklären Stefan Hoff und Achim Rohnke gemeinsam. Angesichts einer drohenden Rezession mit Inflation und explodierenden Kosten für Energie und Material sei dies nötiger denn je.
In diesem wirtschaftlichen Umfeld erneuerte der Verband seine Forderung nach unbürokratischer staatlicher Unterstützung beim Umstieg auf eine ökologische und CO2-arme Produktionsweise. Allein könnten die Serviceunternehmen der Film- und TV-Branche den finanziell und logistisch anspruchsvollen Transformationsprozess nicht stemmen (Meldung).
Ende 2021 verpflichtete sich ein breites Bündnis aus Sendern, Produktionsunternehmen, VoD-Diensten und Filmförderern, bei der Film- und TV-Produktion ökologische Mindeststandards zu beachten. Der VTFF war bei der Initiative von Anfang an dabei , trifft diese Selbstverpflichtung doch die in dem Verband organisierten technisch-kreativen Dienstleister der Branche – Ton-/Studios, Rental- und Außenübertragungsunternehmen sowie VFX- und Postproduktionsfirmen – in besonderer Weise. Sie müssen unter anderem in energiesparende LED-Lichtsysteme investieren und ihre Fuhrparks und Ü-Wagen auf E-Mobilität umrüsten. Wie hoch der Nachholbedarf bei der ökologischen Erneuerung ist, zeigt eine Zahl: Derzeit erfüllen 195 Aggregate, also 93 Prozent der von den Rental Unternehmen in Deutschland eingesetzten Stromgeneratoren nicht die Vorgaben der ökologischen Mindeststandards.
Jetzt nennt der VTFF nach einer detaillierten Erhebung unter seinen Mitgliedern für die Stromgeneratoren, die vor allem bei Außendrehs notwendig sind, eine konkrete Investitionssumme für die Umrüstung: Bis zu 78 Millionen Euro kostet der Ersatz der bisherigen konventionellen Generatoren durch die umwelt- und klimafreundlicheren Hybrid- oder Akku-Generatoren.
Im Vergleich zu der neusten Generation von Dieselgeneratoren seien die Hybridmodelle um rund 70 Prozent, die Akku-Generatoren um rund 30 Prozent teurer, so die Rechnung des VTFF.
»Die Investitionssumme von 78 Millionen Euro zeigt, welche finanziellen Herausforderungen unabhängig von der Verfügbarkeit von neuen Technologien auf die Rental-Unternehmen der Film- und TV-Branche bei dieser Transformation zukommen«, erklärt Achim Rohnke. Die Politik müsse im Sinne der Umwelt beispielsweise bereit sein, die durchschnittlich 50 Prozent zu tragen, die Hybrid- und Akkugeräte im Vergleich zu Dieselgeneratoren teurer sind. Der hohe Investitionsbedarf, so Rohnke weiter, treffe auf zumeist kleine oder mittelständische Unternehmen, die ohnehin durch die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen belastet seien.
Der VTFF-Geschäftsführer forderte die Politik erneut auf, die technischen und kreativen Dienstleister mit maßgeschneiderten Programmen zu unterstützen. »Die staatliche Förderung muss unbürokratisch, schnell und am besten onlinegestützt erfolgen«, so Rohnke. »Für einen bürokratischen Hindernislauf durch die Förderinstanzen fehlt unseren Mitgliedern der lange finanzielle Atem. Wir brauchen eine gezielte Unterstützung.«