Kurznachrichten: 20.01.2022

News: Kurz und knackig – KW 3/2022

HbbTV: Eine für alle. BKM: Ausfallfonds bis Juni. BBC: PayTV statt Gebühr? DigitalTV: Streaming statt Apps. Microsoft: Milliarden-Deal. US-News: Einbruch auf allen Ebenen. ORF: Rekordreif streamen. RT DE: Russland droht.

Unternehmen

Mehr Content für die Xbox: Der Software-Riese kaufte für 68,7 Mrd. $ (60,4 Mrd. €) die Spieleschmiede Activision/Blizzard (»Call of Duty«). Das Gebot liegt um 45% über dem Schlusskurs am Wochenende. Activision-Chef Kotick, wegen sexueller Belästigung beschuldigt, soll nach Abschluss der Transaktion gehen.
NBC Universal ergänzt seine One-Plattform für alle TV-Kanäle um die Werbeplattform AdConnect und vermarktet das RTL-Produkt im Gegenzug an seine Partner in den USA und China.
Die Johnson-Regierung will, wie 2019 angekündigt, die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Senders ab 2027 von Pflicht-Gebühren (159 Pfund = 190 €) auf freiwilliges PayTV (Jahresabo in gleicher Höhe) ändern. Zuvor werde die Finanzierung bis 3/2024 eingefroren, erklärte Kulturministerin Dorries. Generaldirektor Tim Davie befürchtet ein 285 Mio.-Pfund-Etatloch, die Reduzierung von Leistungen und Entlassungen. Die BBC kalkuliert 180 Pfund pro Jahr.

Broadcast

Die Hamburger Software-Firma entwickelte eine Plattform für die HbbTV-Texte der ARD-Anstalten. Über das Mandantensystem im Potsdamer Playoutcenter können die Sender ihre Daten konfigurieren. Dort wird alles auf einen einheitlichen Standard gebracht und in das System übernommen. Eingebunden sind bereits die digitalen Text-Infos des BR und RBB. Im Q1 folgen ARD- und NDR-Text.

Produktion, Förderung

Der Ausfallfonds 1 für Kinofilme und Highend-Serien wird für Dreharbeiten verlängert, die bis zum 30. Juni 2022 stattfinden. Die Bundesländer beteiligen sich daran. Die FFA informiert.
Die Anstalten verlängern ihre 32,5% Beteiligung am Corona-Ausfallfonds II (Fernsehproduktionen) der Bundesländer bis zum 30.6. ARD-Sender und Degeto übernehmen zudem 100% der Hygienekosten bei Neuproduktionen.

Filme, Festivals, Kinos

Der Co-Production Market hilft neuen Spielfilmen bei der Partnersuche. Vom 12. bis 16. Februar werden bis zu 600 Online-Einzelmeetings organisiert. Unter den 34 ausgewählten sind Projekte des 2021er Goldbären-Gewinners Radu Jude, von Agnieszka Holland, Burhan Qurbani, Bence Fliegauf, Teona Mitevska u.a. Bei den Berlinale Series suchen sechs Projekte nach Koproduzenten.
In den 72. Wettbewerb gehen 2022 18 Filme aus 15 Ländern. Deutschland ist u.a. mit Andreas Dresens »Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush«, wieder mit Alexander Scheer (»Gundermann«) dabei. Sieben Regisseurinnen sind dabei. Die Screenings aller Sektionen werden am 1. Februar veröffentlicht. Es gilt 2G, die Sitzzahl wurde halbiert. Mit dem Titania-Palast kehrt das Festival an seine Wurzeln zurück.
Im Jubiläumsjahr nehmen 200 junge Filmschaffende aus 70 Ländern vom 12. bis 17. Februar online teil. Neben der Knowhow-Vermittlung stehen 40 Projekte zur Diskussion.

Radio, Audio

Bereits 2011 gab es Gerüchte um ein Disney-Radio für Deutschland. Jetzt startete eines auf UKW in Stockholm. Betreiber ist die Schweden-Dependance  der Hamburger Bauer Mediagruppe. Laut einem Bericht basiert die Musikauswahl auf Daten der französischen Firma Musicdatak, die große Streamer und Downloaddienste auswertet. In den USA lief ein Disney Radio bis April 2021 über MW und HD Radio; das Satradio SiriusXM spielt ausschließlich Disney-Filmmusiken.
Am 4.1. startete eine Audio-Auskopplung des rechtskonservativen TV-Senders GB News in England als DAB-Radio. Einer der Großinvestoren ist Discovery.

Streaming

Der Pro7Sat1-Konzern will, beginnend mit Galileo zum 31. Januar, seine Senderapps im Laufe des Frühjahrs aus dem Verkehr ziehen und alle Inhalte auf der Streamingplattform und überarbeiteten Sender-Websites bündeln. Der kostenpflichtige Bereich Joyn+ werde durch 100 vorab exklusiv angebotene Primetimeformate gestärkt.
Das 2009 gegründete ORF-Streaming meldet für 2021 monatlich 13,4 Mio. Visits (+12%). Das und 302 Mio. Nutzungsminuten sind Rekorde. Der ORF bietet neben Live- und Abrufinhalten auch unkommentierte Live-Pressekonferenzen und -Reden.

Netze

Die US-Luftfahrtbehörde hat im Zusammenhang mit 5G auf 3,7 bis 4 GHz Maßnahmen für 137 Boeing-Jets 787 Dreamliner (1.010 weltweit) angeordnet. Vermutet werden erhebliche Störungen des Höhenradars beim Anflug durch Funk-Interferenzen. Airlines fordern einen Senderabstand von mindestens zwei Meilen zu Startbahnen.
Belgiens Medienbehörde ruft Telcos zur Meldung für die Auktion von Mobilfunk-Frequenzen für 5G sowie 2G und 3G auf. Eine Auswahl der Bewerber darf im Juni an einer anonymen Versteigerung teilnehmen.

Studien, Statistiken

Das jüngste James Bond-Sequel dominierte 2021 im Handel auf DVD und Blu-ray, so die GfK. Auf DVD zeigten sich Kinder- und Jugendtitel stark, während Actionfilme die Top5 der Blu-Ray Charts besetzen.
Das Interesse an Nachrichten brach 2021 laut Axios und AP dramatisch ein. Die Nutzung von Newsangeboten über Social Media fiel um 65%, die Newskanäle verloren 33% (CNN 38%, Fox News 34% und MSNBC 25%), TV-Primetimenews bis zu 14% der Zuschauer. Die Nutzung von News-Webseiten fiel um 8%. Der Nachrichtenkonsum verschob sich zum Sport. Auch Zeitungs-Websites machten erhebliche Verluste (Washington Post 44% im November; New York Times 34%).

Konsultation zum Medienstaatsvertrag

Die ARD-Gremienvorsitzenden beteiligten sich mit einem 26 Punkte umfassenden Statement, das u.a. Vorschläge zur Qualitätskontrolle, der Auftragsbeschreibung, des Modus der Beauftragung sowie der Finanzkontrolle beinhaltet. Die Einreichfrist endete am 14. Januar.
Der Verband des Privatfunks sieht im Entwurf »positive Ansätze« und fordert für die öffentlich-rechtlichen Sender eine »erkennbarere Unterscheidbarkeit von den privaten Angeboten« und die Reduzierung von Werbung und Sponsoring. Durch die geplante »Flexibilisierung« kontrollierten nicht mehr der Gesetzgeber, sondern die Anstalten den Wettbewerb mit den Privaten.
Die Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt fordert, »langfristig den Sender Das Erste als eigenständigen Kanal abzuschaffen«. Laut Geschäftsführer Markus Kurze könne man »das politisch derzeit nicht umsetzen«; es handele sich um ein »Fernziel«, das die AfD begrüßen dürfte. Später ruderte Kurze von »abschaffen« auf »umwandeln« zurück.

Medienrecht

Russlands Außenminister Lawrow forderte beim Baerbock-Besuch in Moskau eine TV-Lizenz für das deutsche RT-Vollprogramm und drohte mit Folgen – möglicherweise für deutsche Medienvertreter in Russland. Die Außenministerin entgegnete, dass Staatsfernsehen in Deutschland nicht zulässig sei.
In zehn Ländern wurden unter Federführung der Polizei Hannover 15 Server ausgeschaltet, mit denen Cyber-Kriminelle VPNLab.net u.a. für die Verbreitung von Schadsoftware nutzten.

Personalia

Okofo Addai, vom Stuttgarter Lokalradio Die Neue 107.7 kommend, übernimmt die Leitung Technik des baden-württembergischen Radiosenders von René Koch, der nach 20 Jahren in Teilzeit geht.
Florian Schleich, ein Mitentwickler des MXF-Formates und von Prüfsoftware für DCP-Filmdaten, ist seit Jahresbeginn als Standards Vice President für die Standardisierungsprojekte verantwortlich.
Mike McTighe, Chairman des Breitband-Lieferanten Openreach, hat laut Berichten beste Chancen auf den Chefsessel der britischen Medienbehörde. Das Auswahlkomitee, geleitet von der Ermittlerin in Sachen Downing Street-Parties, hatte zuvor Boris Johnsons Wunschkandidaten Paul Dacre als »not appointable« abgelehnt.
Die US-Softwarefirma Advanced System Group verpflichtete Jorge Dighero als Director of Cloud Production Engineering. Dighero war zuvor für Grass Valley an der Entwicklung der cloudbasierten Liveplattform AMPP beteiligt.
Für die Trump Media &Technology Group, die Trumps Propaganda-Plattform »Truth Social« vorbereitet, ließ sich der republikanische Kongressabgeordnete Devon G. Nunes als CEO verpflichten. Trump: »Devon understands that we must stop the liberal media …«.

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