Jost Vacano: Ehrung und Buch
Ein Buch über den DoP Jost Vacano, das er zusammen mit H. A. Lusznat gestaltet hat — entstanden als Teil des Camerimage »Lifetime Achievement Awards«.
Das polnische Filmfestival Camerimage, das sich auf Kameraarbeit und Bildgestaltung konzentriert, wird in diesem Jahr seinen »Lifetime Achievement Award« an den deutschen DoP Jost Vacano verleihen und damit sein Lebenswerk würdigen.
Ein Teil dieser Würdigung besteht in einem Buch, das vom Festival verlegt wurde. Gestaltet haben das Buch der Preisträger selbst zusammen mit H. A. Lusznat, Kameramann und Autor, der hin und wieder auch für film-tv-video.de arbeitet.
Das hochwertig produzierte Hardcover-Buch wird im Rahmen der Preisverleihung während des aktuell stattfindenden Festivals Camerimage 2021 präsentiert. Das Buch über Jost Vacano stellt sein Leben und seine Arbeit vor. (Hardcover A4, 250 Seiten, ca. 200 Fotos, ISBN 978-83-61580-33-1).
Co-Autor Lusznat erläutert: »Bei der Arbeit haben wir auch frühe Bilder aus Moskau 1957 wiederentdeckt, die bisher nicht veröffentlicht wurden und in diesem Buch zum ersten Mal in Farbe zu sehen sind.«
Biografie Jost Vacano
Jost Vacano wurde am 15. März 1934 in Osnabrück als Sohn einer Ballettmeisterin und eines Dirigenten geboren. Schon während der Schulzeit interessierte er sich fürs Filmemachen und zog 1954 zum Studium nach München, wo er an der Technischen Universität Elektrotechnik studierte und gleichzeitig nach einem praktischen Einstieg ins Filmhandwerk suchte.
Als Gasthörer nahm er an Vorlesungen des Deutschen Instituts für Film und Fernsehen (DIFF) teil und studierte beim Kinobesuch die Machart vieler Filme und deren Bildgestaltung. 1957 traf er beim Besuch einer Schauspielschule Peter Schamoni, mit dem er sich anfreundete und einen ersten Kulturfilm in Moskau drehte, der ein Jahr später auf der Photokina einen Preis erhielt.
Mehrere Kurzfilme mit Schamoni als Regisseur waren für ihn als Kameramann der Einstieg in die aufblühende Fernsehspielproduktion der 60er Jahre. Er drehte unter der Regie von Hansgünther Heyme, Peter Zadek, Wilm ten Haaf, Eberhard Itzenplitz, Rainer Wolffhardt, Rolf Hädrich und Peter Beauvais — und lernte das Handwerk als Autodidakt in der praktischen Arbeit. Mit Interesse für die Technik probierte er neue Möglichkeiten und baute sich eigene Geräte und Hilfsmittel, die der Markt zu dieser Zeit nicht bot.
Der erste lange Kinofilm »Schonzeit für Füchse« aus dem Jahr 1966 entstand unter der Regie von Peter Schamoni, erregte sehr viel Aufsehen und erhielt in diesem Jahr den silbernen Bären der Berlinale. Damit festigte Vacano seinen Ruf als junges Kameratalent und war als Kameramann im Fernsehspielbereich die nächsten Jahre fast durchgehend beschäftigt.
»Mord in Frankfurt « unter der Regie von Rolf Hädrich brachte Vacano 1968 auf dem Filmfestival in Prag einen ersten Kamerapreis ein. Mit Roland Klick drehte er 1974 den Kultfilm »Supermarkt« fürs Kino. Es folgt 1975 »Die verlorene Ehre der Katharina Blum« von Volker Schlöndorff und Magarete von Trotta. 1976 drehte Vacano wieder mit Roland Klick »Lieb Vaterland magst ruhig sein«. Für diese beiden Kameraarbeiten erhielt Jost Vacano den Bundesfilmpreis und war damit endgültig in der Kinofilmproduktion angekommen — was er durch seine konsequente Fernsehabstinenz ab 1974 auch unter Risikoeinsatz forcierte.
»Das Boot« aus dem Jahr 1981 entstand unter der Regie von Wolfgang Petersen und brachte den internationalen Durchbruch als DoP. Der Film wurde 1983 mit einer Oscar-Nominierung für die Kameraarbeit gekrönt. Durch seine kreiselstabilisierte Handkamera in einer geschlossenen, engen Dekoration hat Jost Vacano bei diesem Film einen dokumentarisch bewegten Kamerastil gegen anfängliche Bedenken des Studios in der internationalen Kinoproduktion durchgesetzt. »Das Boot« wurde auch in anderer Weise zum »Schicksalsfilm« von Vacano, das zeigte sich aber erst sehr viel später: Jost Vacano führte einen jahrelange dauernden Rechtsstreit mit den Verwertern dieses Films um die Urheberrechte (Meldung).
Aber zurück in die 80er-Jahre: Auch beim nächsten Petersen-Projekt »Die unendliche Geschichte« aus dem Jahr 1984 war Vacano der DoP, zum ersten Mal auch mit einem separaten Kameraoperator, wie es in Hollywood üblich ist. Danach arbeitete Jost Vacano hauptsächlich in den USA und drehte unter anderem mit Regisseur Paul Verhoeven Filme wie »Robocop« (1987) »Total Recall« (1990), »Starship Troopers« 1997 und »Hollowman« (2000}.
Zurück in München engagierte sich Jost Vacano als Mit-Urheber bedeutender Filmwerke in den Jahren nach 2004 sehr stark in Fragen des Urheberrechts (Meldung) und erreichte eine gesetzliche Verankerung der Urheberschaft der Bildgestalter an den Filmwerken im deutschen Recht.
Neben dem ASC ist Jost Vacano auch Mitglied des deutschen Berufsverbandes der Kinematographen (BVK) und hat sich über die Jahre stark in berufsspezifischen Fachfragen engagiert. Jost Vacano lebt mit seiner Frau in München.