31. Deutscher Kamerapreis ehrt Sophie Maintigneux
Der Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises geht in diesem Jahr an Sophie Maintigneux.
Das Kuratorium ehrt mit der gebürtigen Französin eine herausragende Bildgestalterin, deren Stil sich durch zurückhaltende Feinfühligkeit, meisterhafte Lichtsetzung und große empathische Bildkraft auszeichne. Sophie Maintigneux gelang ihr großer Durchbruch mit nur 23 Jahren, als sie »Das grüne Leuchten« (»Le Rayon vert«, 1986) von Regisseur Eric Rohmer in Szene setzte. Im selben Jahr wurde der Film in Venedig mit dem Goldenen Löwen gekrönt. Seitdem hat Maintigneux mehr als 70 Spiel- und Dokumentarfilme umgesetzt und dabei stets ihre Überzeugung im Auge behalten: »Unser Handwerk ist nicht dazu da, gewissen Modeerscheinungen zu folgen, sondern um der Geschichte zu dienen«, sagte sie in einem Interview mit dem WDR.
Sophie Maintigneux arbeitete mit Regisseuren wie Eric Rohmer, Jean-Luc Godard, Michael Klier, Jan Schütte, Rudolph Thome, Philip Gröning und Marcel Gisler zusammen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Dazu gehört das mehrfach preisgekrönte Roadmovie-, Liebes- und Prostitutionsdrama »L’amour, l’argent, l’amour« (2002, Regie: Philip Gröning), das Sophie Maintigneux den Femina-Filmpreis beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2001 einbrachte. Auch beim Deutschen Kamerapreis ist sie keine Unbekannte: 2003 erhielt sie hier für ihren Dokumentarfilm »Damen und Herren ab 65« (2002) eine Auszeichnung und 2009 erneut für ihr Porträt über Anorexie »Die dünnen Mädchen« (2008). 2017 wurde sie beim Women’s International Film and Television Showcase WIFTS mit dem Best Cinematography Award ausgezeichnet.
»Ob Spiel- oder Dokumentarfilm – der Blick von Sophie Maintigneuxs Kamera richtet sich meist auf die Außenseiter und Ungewöhnlichen. Dabei begegnet sie den Akteuren mit unaufdringlicher Zurückhaltung und Respekt, wobei sie gleichzeitig eine geradezu spielerische Fähigkeit beweist, eine Szene jederzeit zu verdichten und ihr visuelle Poesie zu verleihen«, lautet es in der Begründung des Kuratoriums des Deutschen Kamerapreises. Darüber hinaus zeigt sich das Gremium beeindruckt von Sophie Maintigneuxs großem Engagement in ihrer Funktion als Filmhochschullehrerin und als aktive Förderin von aufstrebenden weiblichen Talenten, die sich in der Filmbranche etablieren wollen.
Sophie Maintigneux kam 1961 in der Nähe von Paris zu Welt und begann mit 14 Jahren mit einem Kamerapraktikum erste Erfahrungen zu sammeln. Nach dem großen Erfolg mit ihrem ersten Langfilm »Das grüne Leuchten« (»Le rayon vert«, 1986) unter der Regie von Eric Rohmer drehte sie mit dem zweiten Großmeister der Nouvelle Vague, Jean-Luc Godard, »King Lear« (1987). Obwohl ihr danach in Frankreich alle Türen offenstanden, zog sie 1988 nach Berlin, wo sie noch heute lebt. Seit 1990 lehrt sie an verschiedenen Filmhochschulen, zunächst an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) und seit 2011 als Professorin für Bildgestaltung an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).
Die Preisverleihung zum 31. Deutschen Kamerapreis findet coronabedingt am 21. Mai online statt.