MCI erneuert WDR-Regionalstudios
Seit Mai ist das modernisierte WDR Regionalstudio Duisburg als erstes von insgesamt neun Studios »On Air«. Es ist für die Produktion in Ultra-High-Definition (UHD) vorbereitet. Für die Planung ist MCI verantwortlich.
MCI plant und realisiert als Generalunternehmer die Installation und Inbetriebnahme der neun Regionalstudios zzgl. dem bereits HD-fähigen Studio Köln sowie die Einbindung in die Zentrale Austauschplattform ZAP. An allen Standorten werden jeweils die Redaktionsräume und Arbeitsflächen zu einem gemeinsamen Newsroom vereint.
Die Planung für die benötigte Produktionstechnik zur Umsetzung des neuen Studiokonzeptes und der Voll-Integration in die vernetze Produktionsumgebung des WDR begann im April 2019. Die Herausforderung bestand darin, die zuvor getrennten Bereiche in einem bedarfsgerechten crossmedialen Produktionskomplex zu vereinen und gleichzeitig durch eine Produktion in UHD fit für die Zukunft zu machen.
Die neuen Studios sollten modern und flexibel gestaltet und auch den Anforderungen neuer Kanäle und Sehgewohnheiten gerecht werden. Deshalb sieht das Konzept für die neuen Studios neben der klassischen Fernseh- und Hörfunkproduktion einen crossmedialen Bearbeitungsraum vor, in dem Beiträge schnell, flexibel und effizient für alle Ausspielkanäle aufbereitet und bereitgestellt werden können.
Zur Verbesserung des Produktionsablaufes setzte der WDR, in Zusammenarbeit mit MCI, bei der Auswahl der Technik auf smarte Lösungen.
Im Zuge der Modernisierung und Umstellung auf die 12G SDI Single Link UHD Technik stand das Projektteam vor der Aufgabe, die gesamte Technik auf ihre UHD-Fähigkeit hin zu untersuchen und die geeignete Integration zu finden.
Der Regieraum wurde neu geplant und mit vier Arbeitsplätzen ausgestattet. Um zukünftig in UHD produzieren zu können, wurden eine Ross Ultrix Videokreuzschiene und ein Ross Video Carbonite Black Plus 12G+ Bildmischer sowie Grafiksysteme von Avid integriert. Ein Stagetec Auratus Audio Mischpult und die passende Stagetec Nexus Audio Kreuzschiene sorgen auch zukünftig für eine hohe Audioqualität. Für die klassische Studioproduktion werden Ikegami UHD Boxkameras auf Hubsäulen der Firma Vitec Group genutzt, die durch den schwenk- und neigbaren Kopf auf jede Bewegung der Moderatoren flexibel per Remote aus der Regie einstellbar sind.
Zwei neu geschaffene Presenterflächen wurden für den Selbstfahrerbetrieb geplant und jeweils mit kleinen, einfach zu bedienenden Yellowtec Intellimix Mischpulten ausgestattet. Ein Arri Broadcaster 2 Plus Leuchtpanel bietet Journalisten zukünftig die Möglichkeit, sich autark jederzeit auf Internet-Verbreitungswege zu schalten. Für eine benutzerfreundliche Bedienung wurden sämtliche Arbeitsplätze mit KVM Systemen von G&D ausgestattet.
Um den Überblick über die komplexe Studiotechnik zu behalten, vereint das IP-basierte vsm Studio-Steuerungs-System von Lawo alles unter einem Dach, stellt alle wichtigen Parameterwerte in Echtzeit bereit und macht diese für die Benutzer zugänglich. So steht einem problemlosen crossmedialen Produktionsbetrieb nichts im Wege.
Eine weitere Komplexität während des Umbaus lag darin, das neue Studiokonzept in die bestehende und seit Jahren gewachsene vernetze Produktionsumgebung und die zentrale Austauschplattform (ZAP) des WDR zu integrieren.
Auf Basis von VPMS und IBM Arema wird die ZAP im gesamten WDR für die filebasierte Produktion eingesetzt. Die Regionalstudios werden im Rahmen des Projektes mit ihren Schnittplätzen sowie Ingest- (Harmonic) und Playout-Servern vollständig in die ZAP integriert.
Die Schnittplätze sind an ein zentrales Avid Nexis Produktionssystem angeschlossen, das in Köln installiert ist.
Das an die ZAP angebundene Playout in den Regionalstudios wird mittels des Produkts HMS ClipBox durchgeführt. ClipBox gibt sowohl SD-, HD- als auch UHD-Clips wieder. Die Wiedergabe von Fill- und Key-Signalen an den Bildmischer ist ebenfalls möglich. Weiterhin wird mittels einer MOS-Anbindung an OpenMedia der beim WDR etablierte Platzhalter-Workflow unterstützt. Dabei werden Beiträge und deren Medienobjekte in OpenMedia angelegt. Der Playout-Server übernimmt das Management und die Verknüpfung der Medienobjekte mit Clips. Im finalen Schritt stellt OpenMedia per MOS einen Sendeplan für das Playout bereit. Bedient wird ClipBox hauptsächlich per Fernsteuerung über den Bildmischer, so dass Playout und Bildmischung an einem Arbeitsplatz vereint werden konnten.
Die zentrale Anbindung an die ZAP und die Modernisierung der Studiotechnik geht auf die crossmedialen Anforderungen der Branche bzgl. Informationsverarbeitung, veränderter Sehgewohnheiten, Geschwindigkeit und Bildqualität ein. Zukünftig können Inhalte flexibel und ortsunabhängig auf allen Kanälen, in jedem gängigen Format und jeder erdenklichen Auflösung verarbeitet und bereitgestellt werden.
Bis Ende 2020 werden noch die Studios in Wuppertal und Siegen mit neuer UHD-fähiger Technik und vollständiger ZAP Anbindung On Air gehen, gefolgt von den restlichen sechs Regionalstudios in Dortmund, Essen, Bielefeld, Aachen, Münster und Bonn in den kommenden zwei Jahren. Aufgrund bestehender technischer Rahmenbedingungen im Bereich der Programmverbreitung werden die Studios zunächst in HD-Qualität produzieren und senden. Mit Ausbau der Verbreitungswege kann das Programm dann in UHD-Qualität angeboten werden.