IRT: Kommt Rettung?
Kein endgültiger Beschluss, keine Gewissheit: Darf das IRT noch weiter hoffen?
Viele Insider hatten Klarheit erwartet, aber weder die jüngste Sitzung des BR-Rundfunkrats, noch die Gesellschafterversammlung des IRT (Institut für Rundfunktechnik) erbrachten Gewissheit: Ob und wie es weitergehen wird beim Institut, bleibt derzeit weiterhin offen.
Ist das ein gutes Zeichen für die rund 100 Mitarbeiter des IRT?
Allzu viele positive Vorzeichen gibt es bei realistischer Betrachtung nicht. Das ZDF hatte Ende des Vorjahrs zuerst fristgerecht gekündigt (Meldung) und bleibt nach eigenen Verlautbarungen auch bei dieser Entscheidung.
Nach der ZDF-Kündigung hatten auch sämtliche anderen Gesellschafter ihre Gesellschafterverträge mit dem IRT zum 31. Dezember 2020 gekündigt: Keiner wollte der Letzte sein, der vielleicht noch weitere Risiken tragen müsste, etwa wenn die Pensionsrückstellungen nicht reichen würden.
Praktisch alle ARD-Anstalten müssen sparen, haben teilweise schon massive Einschnitte angekündigt — und zumindest einige davon dürften sicher ernsthaft erwägen, sich dauerhaft aus dem IRT zurückzuziehen.
Dieses Stimmungsbild klingt nach Schließung oder zumindest nach einer drastischen Verkleinerung des IRT.
Keiner will Schuld sein, alle ducken sich weg
Die Abwärtsspirale begann mit einem Finanzskandal am Institut — und dieser Skandal könnte nun, vielleicht auch wegen der mangelnden Transparenz bei der Aufarbeitung, dazu führen, dass das ganze Institut implodiert.
Dieser Prozess wird aktuell von kritischen Nachfragen begleitet: Vor kurzem schoss etwa das »Handelsblatt« in einem Artikel auf den scheidenden BR-Intendanten Wilhelm und stellte dessen Abgang in einen Zusammenhang mit dem IRT-Skandal. Der BR stellte sich mit einem »Fakten-Check« vor seinen noch amtierenden Intendanten und wollte insgesamt keine größere Schuld oder Verantwortung beim IRT-Debakel akzeptieren als die anderen Gesellschafter.
Fakt ist: Getragen wird das IRT bislang gemeinsam von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das IRT ist als GmbH mit gemeinnützigem Zweck organisiert. Die größten Beiträge für den Unterhalt des IRT leisten das ZDF und innerhalb der ARD (geordnet nach Einnahmen und Planstellen) der WDR, SWR, NDR und BR. Natürlich hätten letztlich alle Gesellschafter aufmerksamer sein müssen und das gemeinsam finanzierte Institut besser kontrollieren – und die nötigen Bedingungen dafür schaffen müssen.
Fakt ist aber auch: Das IRT ist auf dem Gelände des Bayerischen Rundfunks (BR) im Münchener Ortsteil Freimann angesiedelt. Auch verwaltungstechnisch bestanden und bestehen enge Beziehungen zwischen dem IRT und dem BR. Auch deshalb kümmerte sich von Seiten der ARD der BR um die Rechtsfälle, die aus dem Finanzskandal am IRT entstanden. Für den BR wird es wohl nicht zuletzt aus diesen Gründen wohl zunehmend schwerer werden, jegliche Verantwortung von sich zu weisen.
Leidtragende sind die Institutsmitarbeiter
Für die Institutsmitarbeiter ist diese Entwicklung sehr unerfreulich, denn sie müssen letztlich die Versäumnisse und Fehler ihrer früheren Führung ausbaden — seien diese aus Unfähigkeit oder gar aus Absicht entstanden — und/oder wegen der mangelnden Kontrolle der Gesellschafter.
Derzeit bleibt nur die Hoffnung, dass eine Lösung für ihr Institut gefunden wird.
Nachträgliche Ergänzung:
Am 31. Juli 2020 gab es eine Sondersitzung der Gesellschafter, die sich aber nicht auf einen Fortbestand des Instituts für Rundfunktechnik einigen konnten: Meldung hierzu. Das Institut wird also aller Voraussicht nach abgewickelt.