Kodak: Film bei der Berlinale, zweites Lab für Berlin
Kodak lud während der Berlinale Filmemacher, Vertreter von Rentals, Laboren und Filmhochschulen zu einem kleinen Empfang ein. Die Berlinale auf Film? Von rund einem Dutzend auf Kodak-Material gedrehten Beiträgen wurden drei Produktionen ausgezeichnet. Am Rande wurde bekannt, dass in Berlin ein neues Filmlabor entsteht.
Richard Grell, Medienunternehmer aus Zürich, will Ende April 2020 eine Filiale seiner Firma Cinegrell in Berlin eröffnen. Dort will er Laborleistungen für 16- und 35-mm-Filmmaterial einschließlich Dailies anbieten. In der Kreuzberger Hasenheide 9 setzt Grell als Untermieter von Andec Filmtechnik auf Synergien mit diesem Laborbetrieb. Personelle Ressourcen sollen in der Region verpflichtet werden: Für die Bearbeitung der Aufträge und den Betrieb der Entwicklungsmaschine sollen auch ehemalige Mitarbeiter von Schwarzfilm Berlin bei Cinegrell arbeiten.
Richard Grell denkt aber auch durchaus noch weiter: Er will einen Arriscan für Scans bis 6K und ein Grading-Studio in Berlin einrichten. Dafür sucht er noch geeignete Räume.
Die Cinegrell GmbH ist – in Nachfolge der Firma Egli Film – das einzige Filmlabor der Schweiz. Dort wurde unter anderem der aktuelle Panorama-Beitrag »Mare« entwickelt und gescannt.
Für die beiden sehr umstrittenen Filme des Kunstprojekts »DAU« unter der Regie von Ilya Khrzhanovskiy und Jekaterina Oertel im Programm »Berlinale Special« wurden gut 1 Million Meter Film von Jürgen Jürges belichtet. Es kam 35-mm-Fuji-Material zum Einsatz, das mit den beiden Arriscans von Cinegrell in Zürich digitalisiert wurde.
Für »DAU. Natasha« erhielt der fast 80jährige Kameramann Jürgen Jürges einen Silbernen Bären für seine herausragende künstlerische Leistung (Liste aller Preisträger der 70. Berlinale finden Sie hier).
Neben dem Labor, dem Handel mit Kodak-Materialien und der Digitalisierung bietet Cinegrell auch digitale Postproduktion und Restaurierung an. Komplettiert wird das Portfolio durch einen Rental-Bereich. Bis das Labor in Berlin betriebsfertig ist, nimmt Richard Grell dort Anfragen auch für den Berliner Betrieb in Zürich entgegen.
Analog Gedrehtes beeindruckt: auch bei der Berlinale
Kodak verweist auf mittlerweile wieder kontinuierlich wachsendes Interesse an Drehs auf Film. So zeigte die Berlinale 2020 ein Dutzend Produktionen, die auf Kodak-Materialien gedreht wurden.
Um die Bären konkurrierte etwa der in schwarzweiß gehaltene Film »Le sel des larmes« (»The Salt of Tears«), den DoP Renato Berta für den Regisseur Philippe Garrel auf 35 mm drehte. Hélène Louvart drehte mit Regisseurin Eliza Hittman »Never Rarely Sometimes Always« einen weiteren Wettbewerber auf 16 mm. Für 16-mm-Film aus Rochester entschied sich das Team um Kamerafrau Hélène Louvart und Regisseurin Eliza Hittman bei »Never Rarely Sometimes Always«. Hittman nahm den zweitwichtigsten Preis entgegen, den Silbernen Bären Großer Preis der Jury.
Kodak nennt ein Dutzend Produktionen des Berlinale-Jahrgangs, von denen eine auf 35- und die anderen auf 16-mm-Material des Unternehmens gedreht wurden und von denen einige Preise von Nebenjuries bekamen. Interessanterweise dominiert 16 mm — und zum Teil mit dem Verzicht auf die Farbe verbunden — unter den weiteren Festivalfilmen, die sich für den Dreh auf Film entschieden. Das betrifft etwa in der neuen Sektion »Encounter« den Film »Los Conductos« von Regisseur Camilo Restrepo und DoP Guillaume Mazloum.
Für das Panorama wurden der schon erwähnte »Mare« von Regisseur Andrea Štaka und DoP Erol Zubčević und »Otac« (»Father«) von Regisseur Srdan Golubović und DoP Aleksandar Ilic ausgewählt.
In der Berlinale-Filmreihe »Panorama-Dokumente« wurde »Aufzeichnungen aus der Unterwelt« von Tizza Covi und Rainer Frimmel ausgewählt.
Das »Forum« zeigte drei 16-mm-Produktionen: »Eyimofe« (»This Is My Desire«) der Regisseure Arie und Chuko Esiri und DoP Arseni Khachaturan. Auch Diego Bonacina nutzte 16 mm und schwarzweiß für »El Tango del Viudo y su espejo deformante« von Raúl Ruiz und Valeria Sarmiento. Regisseur und DoP Joshua Bonnetta drehten »The Two Sights« auf 16 mm.
Dafür und für schwarzweiß entschieden sich auch DoP Sturla Brandth Grøvlen und Regisseur Jóhann Jóhannsson bei »Last and First Men«, zu sehen als »Berlinale Special«.In der Jugendreihe »Generation 14plus« wurde »Paradise Drifters« von Regisseur Mees Peijnenburg und DoP Jasper Wolf gezeigt.Nicht zuletzt: Bei »Berlinale Series« liefen die Folgen 1 und 2 von »The Eddy« von Regisseur Damien Chazelle.
Die Berlinale-Screenings sind Zeichen einer Wiederbesinnung auf Filmmaterial. Unter dem Motto »Real film makes a difference« verweist die Kodak-Zentrale in Rochester auf Tradition, Erfahrung und Produkte. Mit Stolz wird in diesem Zusammenhang von Kodak vermerkt, dass auch fünf der zehn diesjährigen Nominierungen in den Oscar-Kategorien »Bester Film« und »Beste Kamera« auf Film gedreht wurden. »Das ist ein großartiger Beweis für den inneren Wert des Films für die Filmkunst«, freute sich Steve Bellamy, President of Motion Picture and Entertainment von Eastman Kodak. Zu den auf Film produzierten Gewinnern in anderen Oscar-Kategorien und zu weiteren Auszeichnungen gehören: »Once Upon a Time in Hollywood«, »Marriage Story«, »Little Woman« und »Star Wars: The Rise of Skywalker«.
Auszeichnungen für 16-mm-Produktionen: Regisseurin Eliza Hittmann nahm den Silbernen Bären (Großer Preis der Jury) für »Never Rarely Sometimes Always« entgegen. Der Panorama-Publikumspreis und der Sektions-Preis der Ökumenischen Jury gingen an »Otac«. »Los conductos«, ebenfalls im Panorama, wurde mit dem GWFF-Preis für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet (Szenenfotos). Eine Liste aller Preisträger der 70. Berlinale finden Sie hier. |
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