ZDF zieht sich aus dem IRT zurück
Das ZDF will den Gesellschaftervertrag des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) auf Ende 2020 kündigen.
Laut einem IRT-Sprecher liegt noch keine schriftliche Kündigung vor, aber die ZDF-Pressestelle habe dem IRT die Kündigung am Montag telefonisch bestätigt.
Der überraschende Schritt erfolge »nach den Vorfällen im Zusammenhang mit Patentrechten«, zitiert die Fachzeitschrift Infosat einen ZDF-Sprecher (weitere Infos). »Zudem sinkt — aufgrund der IT-Durchdringung aller Produktionsprozesse — der Bedarf des ZDF an rundfunkspezifischem Knowhow, wie es das IRT vorhält«, kommentierte der Sprecher die Aufgabenstellung des Instituts. Bis Ende 2020 seit ausreichend Zeit, mit Partnern über die Zukunft des IRT und mögliche Kooperationen zu reden, heißt es weiter.
film-tv-video.de hat beim IRT nachgefragt und folgende Rückmeldung erhalten: »Bis zuletzt hat die IRT-Geschäftsleitung versucht, das ZDF vom Mehrwert des IRT als kosteneffiziente Gemeinschaftseinrichtung zu überzeugen. Aktuell konnten wir schon durch den Vergleich im Patentverfahren die Gesellschafterzuschüsse um 6 Millionen Euro reduzieren. Darüber hinaus haben wir mit den Gesellschaftern ein Zukunftskonzept zur Sicherung des IRT erarbeitet, welches absehbar weitere Millionen Euro einsparen würde. Erste Maßnahmen haben wir bereits operativ umgesetzt. Die gemeinschaftliche Finanzierung durch das ZDF und weitere 13 Gesellschafter ermöglicht es dem IRT, wirtschaftliche Skalenerträge bei der Erarbeitung von medientechnischem Know-How, bei der Erprobung neuer Technologien und bei der gemeinsamen internationalen Interessensvertretung zu generieren. Bis heute genießt das IRT aufgrund seines langjährigen Einsatzes für die Rundfunk- und Medientechnik einen weltweit hervorragenden Ruf von hoher Reputation. Beispielsweise wurden zuletzt der HbbTV-Standard für SmartTV-Geräte maßgeblich durch das IRT initiiert und die Markteinführung in Deutschland vorangetrieben. Ebenso nimmt das IRT eine weltweit führende Rolle bei 5G-Broadcast ein, dem künftigen Rundfunkmodus des neuen Mobilfunkstandards.«
Das IRT wurde als gemeinsame Forschungseinrichtung der deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Sender gegründet. In rund 60 Jahren des Bestehens beteiligte sich das IRT an der Entwicklung neuer Medientechniken für Radio und Fernsehen — wie zuletzt etwa HbbTV — und stellte den Sendern Grundlagen für ihre Arbeit zur Verfügung. Dazu gehören Arbeitsmittel für den Alltag in den Sendern wie die technischen Richtlinien für Anlieferung, Bearbeitung und Einsatz von HDTV-Quellmaterial. Beim 5G-Testprojekt 5G Today fungierte das IRT als federführender Partner.