Kurznachrichten: 04.07.2019

News: Kurz und knackig – KW 27/2019

ARD, ZDF, Deutschlandradio kalkulieren ab 2021 den ihnen bisher nicht zugestandenen Teuerungsausgleich mit jährlich 2,5%. 5G für Radio und TV ist auf Jahre nicht zu erwarten. Gut 18% der Bayern hören terrestrisches Radio mit DAB+. Ein verzerrtes Frauenbild vermittelt das Fernsehen. Auch in dieser Woche rotierten Personalkarussells.

Branche

2018 flossen aus dem Rundfunkbeitrag 8,009 Mrd. Euro Einnahmen. Das ist erstmals seit 2014 ein Anstieg, wenn auch nur um 0,43%. Zwar stieg die Zahl der angemeldeten Betriebsstätten um um 1,4% auf 3,9 Mio. und die der Wohnungen auf 39 Mio. (+1%). Jedoch stieg auch die Zahl der aus sozialen Gründen Befreiten auf über 3 Mio. Personen. Etwa die Hälfte der 233.500 Anträge auf Befreiung für Nebenwohnungen wurde bis zum Jahresende abgearbeitet; im Bestand sind seither 19.500 befreite Zweitwohnungen.
Wird ARD, ZDF und D-Radio die für ihre Budgets von 2021 bis 2024 kalkulierte Teuerungsrate von 2,5 % zugestanden, errechnet der Fachdienst Funkkorrespondenz einen jährlichen Mehrbedarf von rund 750 Mio. Euro. Der monatliche Rundfunkbeitrag müsste von 17,50 Euro auf 19,20 Euro steigen. Die KEF hatte den Bedarf aufgrund der Teuerung 2016 auf 19,10 Euro ab 2021 kalkuliert. Die Ausgaben des ZDF lagen 2018 bereits bei 18,35 Euro.
Der Bund steigert die Ausgaben für Kultur und Medien 2020 um 58 Mio. Euro auf 1,82 Mrd. Euro (+ 3,3%). Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hob u.a. das »Zukunftsprogramm Kino« (15 Mio. Euro) und den Auslandssender Deutsche Welle (plus 15 auf 365 Mio. Euro) hervor. Die Mittel für Medienkompetenz werden verdoppelt, die für die Digitalisierung des Filmerbes bleiben stabil.
ZDF und Produzentenallianz haben mit dem Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) neue Vergütungsregelungen inkl. einer Honorar-Erhöhung ab 1. Februar und für Wiederholungen vereinbart. Erstmals gelten Grundsätze zur Zusammenarbeit. Das Papier kann herunter geladen werden.

Unternehmen

Die Dreiländeranstalt schließt das Jahr 2018 mit einem Fehlbetrag von 29,3 Mio. Euro, der aus der Rücklage ausgeglichen wird. Das »Besserergebnis« von 49,2 Mio. Euro  gegenüber der Planung wurde durch Einsparungen aufgrund des für die ARD-Anstalten günstigeren neuen Tarifvertrags zur Altersversorgung erreicht.
Die ÖR-Anstalt für den Südwesten meldet für 2018 Erträge von 1,3 Mrd. Euro und Aufwendungen von 1,4 Mrd. Euro. U.a. wird auf die Auswirkung der Niedrigzinsphase für Rückstellungen zur Altersversorgung verwiesen.
Die EU-Wettbewerbsaufsicht untersucht, ob sieben Kunden von Chips für TV-Digitaldecoder und Modems mit illegalen Mitteln an den US-Konzern gebunden wurden.

Streaming

Auf der IBC (13.-17.9.) wird der neue Standard DVB-I vorgestellt. Dieser soll den stark fragmentierten und aus Usersicht inkonsistenten OTT-Markt durch eine einheitliche Signalisierung aufräumen. Dann können Programmanbieter ihre Inhalte ohne spezifische Anwendungen für einzelne Endgeräte verbreiten.

5G und Rundfunk

Mit 44 Mio. Euro will der Bund 5G in Modellregionen Hamburgs, Aachens, Kaiserslauterns, der Lausitz, im Raum Braunschweig-Wolfsburg und der Region Amberg/Weiden fördern. Potenziale will man anschaulich und praxisnah entwickeln, erproben und demonstrieren.
»DAB+ erlaubt Wachstum in der Gattung Radio und es trägt dem Umstand Rechnung, dass 5G noch in vielen Jahren keine verlässliche Übernahme von Radioangeboten ermöglicht.« So kommentierte der BR-Intendant Ulrich Wilhelm einen kürzlichen gegen DAB+ und für 5G gerichteten Beschluss des Niedersachsen-Landtags. Der BR ist Mitveranstalter des bayerischen 5G-Projektes 5G Today, das auf TV ausgerichtet ist.
31% der Bayern ab 14 Jahren haben im Haushalt oder Auto Zugang zu DAB+-Radios. Das sind laut Funkanalyse Bayern rund 3,5 Mio. Menschen – 600.000 mehr als vor Jahresfrist. Die DAB+-Nutzung am Durchschnitts-Wochentag liegt bei gut 18%, während UKW um vier auf 71% abbaut und IP-Radio bei 13% (minus 0,4%) stagniert. Die Zahl der DAB+-Autoradios stieg im Freistaat um 180.000.

Kino, Film, Festivals

Für das Soforthilfeprogramm des Bundes für Kinos in Gemeinden mit bis zu 25.000 Einwohnern können jetzt bei der FFA Anträge gestellt werden. Bis zu 25.000 Euro stehen je Kino für Modernisierungen (Saal-, Projektions-, Kassentechnik) und Maßnahmen zur Kundenbindung, Barrierefreiheit und für das »Grüne Kino« bereit. Insgesamt stehen 5 Mio. Euro zur Verfügung.

Studien, Statistiken

Im Fernsehen erklären Männer die Welt, Frauen verschwinden ab 30 meist vom Schirm und Kinder wachsen mit einem verzerrten TV-Blick auf Weiblichkeit auf. Und umgekehrt: Je mehr Frauen hinter der Kamera wichtige Funktionen übernehmen, desto mehr Frauen sehen wir im TV und Kino. Die Studie »Ausgeblendet: Frauen im deutschen Film und Fernsehen« der Uni Rostock wertete rund 3.500 Sendestunden von 2016 und 900 deutsche Kinofilme aus dem Zeitraum 2011 bis 2016 aus. Der Berichtsband ist jetzt erschienen.
Für nur 17% der Film-Fördertöpfe in den EU28-Staaten ist die Nationalität von Kreativen, Cast und Crew Vergabekriterium. Die mehr als 500seitige Studie »Mapping of film and audiovisual funding criteria in the EU« vergleicht die Förderhebel und steht zum kostenlosen Download bereit.
Das »Yearbook Online Service« 2018/2019 für 40 Staaten ist erschienen.  Der Single User Access wird online für 370 Euro angeboten. Institutionen erhalten einen Multi-User Access für 800 Euro.

Personalia

Der neue CEO Bernd Reichart baut weiter um: RTL II-Finanzchefin Julia Reuter wechselt als Geschäftsführerin für Strategie, Personal und Kultur nach Köln. Von G+J kommend übernimmt Stephan Schäfer als Geschäftsführer für Inhalte & Marken die Verantwortung für TV Now und den Programmeinkauf. Gruppenintern rücken Matthias Dang (Vermarktung, Technologie & Daten), Alexander Glatz (Recht & Finanzen) und Jan Wachtel (Medien & journalistische Inhalte) in die Geschäftsführung auf.
Die Versammlung der sächsischen Medienanstalt verweigert die Mitwirkung an einer Besetzung im Medienrat. Dass die fünf Medienräte alles entscheiden, während die 35-köpfige Vertretung relevanter Gruppen ohne Befugnis ist, »entspricht nicht dem Verständnis demokratischer Beteiligungs- und Entscheidungsprozesse«, schreibt die Versammlung dem Landtag.
Am 1. Oktober steigt Marcus Bornheim vom Zweiten zum Ersten Chefredakteur von ARD aktuell auf. Er folgt dem als Intendant zum SWR wechselnden Kai Gniffke. Stellvertreter wird Helge Fuhst, derzeit Programmchef von Phoenix. Juliane Leopold leitet weiter »tagesschau.de« und rückt als Chefredakteurin Digitales in die Chefredaktion auf.
Christoph Hauser (62), Programmdirektor Information, und Gerold Hug (60), Programmdirektor Kultur gehen aus persönlichen Gründen Ende 2019 bzw. Anfang 2020 in den Ruhestand. Intendant Peter Boudgoust und sein Nachfolger Kai Gniffke wollen mit professioneller Unterstützung von außen auf dem nationalen Medienmarkt Nachfolge-Kandidaten suchen.
Per 1. September wechselt Tim Greve von der UFA Fiction zur Constantin, wo er mit Christine Rothe als Gesamtherstellungsleiter der Gruppe fungiert.
Moderator Uli Pingel ist seit dem 1,. Juli zum Chefredakteur des Hamburger Spartensenders aufgestiegen.