20 Jahre PostFactory: Immer weit vorne sein
1988 war Jens Theo Müller mit seiner TeleFactory von Bremen nach Berlin und 1991 nach Potsdam-Babelsberg umgezogen. 1998 traf er auf Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, die mit ihrer damals schon legendären Firma »DoRo« Musikclips, Konzertvideos und Musik-Dokus en Masse produzierten. Die Zusammenarbeit führte zu Müllers Gründung der Berliner PostFactory. Ein Rückblick.
Musikclips
In Babelsberg war die TeleFactory als Service Provider unter anderem für die Ufa und den RBB und als Produktionsfirma tätig. Fast 15 Jahre lang entstand im fx.Center der »ARD-Ratgeber Gesundheit«. Jens Theo Müller erinnert sich: »1998 hatten wir mit der DoRo Gespräche aufgenommen, die in Ergänzung ihrer Wiener DoRo Media AG eine Berliner Film- und TV Produktion gegründet hatten. Da Babelsberg von der Musikbranche nicht richtig angenommen wurde, haben wir in Berlin-Kreuzberg die PostFactory gegründet, um mit DoRo die Post für deren Produktionen zu machen. Das hatten wir geteilt: Doro schaffte die Avids an, wir haben die Effekte und das Mastering gemacht.«
Die PostFactory hat ihren Sitz seit damals in den Engelbeckenhöfen, einem um 1905 in Berlin-Kreuzberg errichteten Gewerbehof. »Wir waren mit der Technik in der vierten Etage, DoRo mit Redaktion und Produktion oben im fünften Stock.« Bis Ende 2002 entstanden in Kreuzberg neben Spielfilmen und Musikdokus mehr als 400 Musikvideos, viele sehr effektlastig, wie die von Rammstein, Grönemeyer oder Westernhagen.
Als klug erwies sich die Entscheidung, trotz der engen Zusammenarbeit keine gemeinsame Firma mit den beiden Österreichern zu gründen. »Wir waren zum Glück getrennt, denn die sind ja zwei Jahre später in der Dotcom-Blase gescheitert«, erinnert sich Müller an die schlagzeilenträchtige Insolvenz der DoRo Media AG und ihres internationalen Firmengeflechts.
Konzertvideos
»Wir haben vom Insolvenzverwalter die technische Abteilung im vierten Stock übernommen. Der Musikvideoboom flaute ab, die Plattenfirmen begannen, die Preise zu drücken. Eine Zeit lang haben wir dennoch selbst Musikvideos produziert. Das hat sich dann in Richtung Konzertaufzeichnungen für DVDs verlagert.«
Müller nennt Acts wie Motörhead, Ufo, Sepultura, Marianne Rosenberg, Natural, für die erste BluRay-Konzertaufzeichnungen hergestellt wurden.
Industriefilme
Später erweiterte die PostFactory ihre Angebote. »Wir haben Industrie- und Imagefilme übernommen, darunter viele Autofilme, etwa für Volkswagen«, erinnert sich Müller. »Die hatten einen hohen Anspruch, und wir konnten all unsere Technik und das Know-how aus den Videoclips einsetzen. Komplizierteres, z.B. Bluebox- und Effekt-Drehs, haben wir beim Dreh beaufsichtigt. Die Jobs kamen meistens sehr kurzfristig – vierzehn Tage vor den großen Messen. Wir haben die Effekte und den Schnitt gemacht und die Filme vor Ort ausgeliefert. Das waren ja Formate jenseits von HD, z.B. auf die jeweiligen LED-Wände angepasste Formate.«
Bald gab es auch bei den Industriefilmen einen Wandel auf Seiten der Auftraggeber. »Am Anfang bekamen wir die kompletten Jobs inklusive der Effekte und Motion Graphics. Später wurden Teiljobs auf mehrere Anbieter verteilt. Wir hatten dann oft die Aufgabe, alles zu sammeln, an unsere Arbeiten anzupassen, das Qualitätsmanagement zu machen und das Produkt vor Ort auszuliefern. Wir sind oft zu den Auto-Messen nach China, Tokio, Detroit oder Frankfurt geflogen und haben dort die Zuspielung der audiovisuellen Inhalte überwacht und teilweise Korrekturen vor Ort vorgenommen. Das hat sich etwa zehn Jahre lang als ziemlich guter Job herausgestellt – bis zur Dieselkrise.«
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