Postproduktion im Berliner Kiez
Ein Kino für den unabhängigen Film und ein Postproduktionsstudio für ambitionierte junge Filmemacher: Das hat Marcin Malaszczak mit Verena von Stackelberg bei Wolf Kino und Planemo Post umgesetzt. Er gibt Auskunft über das Projekt im Multikulti-Kiez Neukölln in Berlin.
Der Regie-Absolvent der Berliner DFFB ist in Polen geboren, kam als Kind mit den Eltern nach Deutschland. Für seinen Abschlussfilm hatte er im Büro seiner damaligen Produktionsfirma Mengamuk Films »ein kleines Grading« eingerichtet. »Ich hatte immer die Idee, Strukturen zu schaffen, in denen man autark produzieren kann. Das hat meine Filmarbeit immer beeinflusst, weil es eine andere Freiheit ermöglicht.« Diese Strategie biete sich erst recht an, »wenn man mit kleineren Budgets arbeitet. Da hat man nicht immer das Geld, sich in die großen Postproduktionshäuser einzumieten«, weiß nicht nur Malaszczak.
Wolf Kino
Durch die Begegnung mit Verena von Stackelberg trafen ihr Projekt eines Filmkunstkinos im Kiez und die Idee Malaszczaks zusammen, günstige Arbeitsmöglichkeiten für junge Filmemacher zu schaffen. Zunächst wechselte er aber den Beruf: Er unterstützte das Wolf Kino ein Jahr lang als Bauleiter; nebenbei entstand so die räumliche Plattform für Planemo. Sein Weg vom Regisseur zum Geschäftsführer einer Postproduktion führt über den Anspruch: »Wir haben hier Vieles mit dem Anspruch eines Filmemachers ausgebaut. Seien es die Kinosäle oder die Qualität der Projektion. Dass man hier in einem sehr umgänglichen und intimen sozialen Kontext arbeiten kann. Und die Qualität bekommt, die ich selbst als Filmemacher erwarte.«
Planemo Post: Grading mit DaVinci Resolve
In diesem Sinne steht für Kinoarbeiten eine Christie-Projektion auf 3,10 mal 1,60 Metern Fläche zur Verfügung. Für Video- oder TV-Projekte gibt es einen 21 Zollmonitor von Eizo und einen 51-Zöller von Panasonic. Bei Planemo arbeiten die Coloristen mit Davinci Resolve. Zur Soft- und Hardware von Blackmagic Design hatte der Colorist Jorge Rodriguez aufgrund seiner Erfahrungen geraten.
»Er war fürs Grading meiner ersten Filme verantwortlich und hat geholfen, das Konzept von Planemo aus der Sicht des Coloristen umzusetzen. Ich habe meine Erfahrungen aus dem Bau des Kinos einfließen lassen«, berichtet Malaszczak. Neben den guten Erfahrungen bei den ersten Projekten ist ihm an den Produkten von Blackmagic Design wichtig, »dass sich das stetig weiterentwickelt und neue Funktionen dazu kommen. Man kann immer mehr innerhalb des Programms machen – das geht schon in eine allumfassende Richtung. Diese Entwicklung finde ich gut. Und letztlich ist es auch userfreundlich und nicht so teuer.«
VFX für Filmemacher
Für VFX gibt es Blackmagic Design Fusion und Adobe After Effects, und der Schnitt mit Premiere und Avid Media Composer wird ebenfalls angeboten. Ganz praktisch und im Sinne des Konzepts »von Filmemachern für Filmemacher« gedacht ist die kleine Farbkorrektur an einen der beiden Wolf-Kinosäle angebunden. Auch dort gibt es Christie 2k-Projektoren, die Leinwände sind 4.41 mal 2.37 groß. »Alle, die hier arbeiten, können also Testscreenings machen, dazu Leute einladen. Diese Verzahnung ist wichtig; es ist ja untypisch, dass Postproduktionshäuser so mit einem Kino verbunden sind.«
Planemo bietet die Zusammenarbeit mit einem jungen Team von Coloristen an. Das sind der in Belgien lebende Spanier Rodriguez, seine in Berlin ansässige Landsfrau Ana Izquierdo und der Brite Abdul Twebti, der auch das Kino als Projektionist und Techniker unterstützt.
»Zu uns kommen Filmemacher, die einen filmkünstlerischen Anspruch verfolgen. Wir schränken uns aber nicht ein und wollen junge Filmemacher an uns binden, die ihre ersten Schritte machen. Wir hatten bisher Dokumentarfilme und einen Spielfilm, aber auch kurze künstlerische Projekte. Das ist die Bandbreite.« In dem Spektrum liegen z.B. der kurze 4k-Film »Koordinaten« von Juliane Henrich und die abendfüllende Künstler-Doku »My Life is a Gunshot« von Marcel Derek Ramsay.
Über die Farbkorrektur hinaus bietet Planemo Ausspielungen in DCP und für TV, Bluray, DVD usw. sowie Transcoding an. Ebenso sind kleine VFX-Arbeiten möglich. In Zukunft ist auch eine langfristige Kollaboration mit einem Tonstudio geplant, um den Workflow zu komplettieren.
Wolf Kino
Mit dem Kinobetrieb gleich nebenan ist Marcin Malaszczak auch nach Bauende als Mitbegründer verbunden. »Ich bin bei Wolf ja auch Projektleiter und technischer Leiter, habe also verschiedene Hüte auf. Abgesehen von der Postproduktion und meiner Filmarbeit. Das macht mir auch Spaß.« Unter seinem »Kino-Hut« betreut er zwei Säle mit je rund 50 Plätzen und Christie-Projektion. Immerhin zieht das erst kurz vor der Berlinale 2017 eröffnete Wolf Kino im Jahresschnitt um die 30.000 Zuschauer an, bemerkt Malaszczak mit Stolz. Das Foyercafé ist gut besucht, und einige Nebenräume stehen für Workshops und Veranstaltungen zur Verfügung; Filmbezüge sind auch da erwünscht.
Lassen das Wolf Kino und das Postproduktionsstudio Planemo noch Zeit für die eigene Filmarbeit? »Die Aufbauphase des Kinos und der Postproduktion hat die letzten zwei Jahre in Anspruch genommen. Jetzt kann ich mich bald wieder meiner Filmarbeit widmen.«
Kein Story mehr verpassen? Einfach hier den Newsletter abonnieren.