Projekt 5G Today: Zweiter Sendestandort und Fachseminar
Die zweite Sendeanlage für das Broadcast-Projekt 5G Today ist nunmehr einsatzbereit. Der praktische Sendebetrieb soll im März anlaufen. Das Institut für Rundfunktechnik lädt zu einem zweitägigen Fachseminar Anfang Mai nach München ein.
Nach der Sendeanlage auf dem Wendelstein ist nunmehr auch der Standort München Ismaning auf das Projekt vorbereitet. Beide Sendeanlagen sollen als Single Frequency Network (SFN) praktische Erfahrungen mit Ausstrahlungen im Mobilfunkverfahren Further evolved Multimedia Broadcast Multicast Service (FeMBMS) erbringen. Das bedeutet zugleich eine Ausdehnung der Mobilfunktechnik in das UHF-Frequenzband zwischen 700 und 862 MHz; die Ressourcen oberhalb des Kanals 47 wurden 2010 und 2015 in zwei Schritten an die Telekoms versteigert.
5G Today wird im UHF-Kanal 56 (Mittenfrequenz 756 MHz) mit jeweils 100 Kilowatt ERP senden. In Ismaning kommt eine eigens von Kathrein entwickelte Antenne mit variabler Polarisation zum Einsatz. Sie besteht aus zwölf UHF-Antennenfeldern, die in rund 200 Meter Höhe montiert wurden. Technischer Hintergrund ist die Spezifikation von LTE Broadcast oder FeMBMS mit Release 14 des 3GPP-Standards. Das Projekt hat eine Laufzeit von 28 Monaten.
Mobilfunk statt Broadcast für die Rundfunk-Terrestrik
Diese 5G-Mobilfunkstandards sind Ausgangspunkt für einen Wechsel der terrestrischen Rundfunkverbreitung von tradierter Broadcast-Technik zum Mobilfunk. FeMBMS ermöglicht dabei die Signalverbreitung in großflächigen Versorgungszellen. »Dieses definiert neue Möglichkeiten der Rundfunkverbreitung auf mobile LTE-fähige Endgeräte wie Smartphones oder Tablets und ermöglicht erstmals High-Power High-Tower (HPHT)-Anwendungen im Downlink-only-Modus mit der vollen Signalbandbreite für Multicast/Broadcast nach einem Mobilfunkstandard«, schreibt das IRT. Der Mobilfunk ist im Gegensatz dazu bisher auf kleine (in eng bebauten Gebiete teils nur wenige hundert Meter im Umkreis umfassende) Zellen angewiesen. Zugleich wird das riesige Datenaufkommen des Rundfunks – z.B. der sechs heutigen DVB-T2 HD-Multiplexe mit je bis zu sieben FullHD-Programmen – auch im Mobilfunk sendbar. Für dieses Sendekonzept würden keine SIM-Karten benötigt: »Es ist ein FreeToAir-Modus vorgesehen«, beruhigt das IRT diejenigen, die nun auch die Rundfunkverbreitung unter Kontrolle der Mobilfunkanbieter sehen. Für die Empfangsseite entwickelt das IRT einen Receiver auf der Basis von Software Defined Radio (SDR) Technologien.
Die Forschungsarbeiten haben zum Ziel, künftig die effiziente Verbreitung von Rundfunksignalen kombiniert mit attraktiven Diensten im Netz der Zukunft zu ermöglichen. Über die Broadcast-Nachfolge hinaus gilt 5G als Schlüsseltechnologie für die Kommunikationsnetze und -dienste der Zukunft. Das Institut für Rundfunktechnik leitet das Forschungsprojekt 5G Today. Partner sind Kathrein und Rohde & Schwarz; der Bayerische Rundfunk und Telefonica unterstützen das Projekt. Es läuft bis Oktober 2019 und wird von der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert.
»#5GMediaRoad2019 – 5G for media production and distribution«
Unter diesem Titel lädt das IRT am 8. und 9. Mai zu einer Fachveranstaltung ein. Angekündigt sind u.a. Vorträge zum eher regulatorischen Thema »Broadcaster’s Engagement in 5G«, zu den technischen Grundlagen und den Möglichkeiten, die 5G künftigen Mediendiensten erschließt. Der zweite Tag steht im Zeichen des offiziellen Projektstarts von 5G Today und der Rundfunkverbreitung mit 5G-Verfahren. Zu den Referenten gehören u.a. Antonio Arcidiacono (Director of Technology & Innovation, EBU), A. Wilzeck (Head of Spectrum and Innovation, Sennheiser), Nik Dimitrakopoulos (Automotive Ethernet & Infotainment, Rohde & Schwarz), Thomas Janner (Director R&D Signalprocessing, Rohde & Schwarz) sowie Prof. Ulrich Reimers (Institut für Nachrichtentechnik, TU Braunschweig), einer der Pioniere des DVB-Projekts.
Weitere Informationen zum Programmablauf für die kostenpflichtige Veranstaltung und über das Projekt 5G Today.