5G braucht neben Technik auch Geschäftsmodelle
Die Einführung von 5G bringt nicht nur technische Fragen mit. Denn während das Projekt 5G Today ab dem kommenden Jahr Broadcast-Dienste praktisch erproben soll, wird auf Fachveranstaltungen das Fehlen von Geschäftsmodellen moniert und es werden regulatorische Entscheidungen im Vorfeld neuer Mediendienste gefordert.
»Die 5G-Infrastruktur wird zukünftig von so zentraler gesellschaftlicher Bedeutung sein wie Strom und Wasser«, stellte Dr. Roland Beutler vom SWR kürzlich auf den Medientagen in München fest. Mobile Zukunftsdienste rund um das automatisierte Fahren erforderten beispielsweise nicht nur eine hochleistende Glasfaser-Infrastruktur, sondern auch Klärungen bei Standardisierung und Netzausbau. Die Regulierung müsse die Netzneutralität gewährleisten. Er wandte sich gegen »Gatekeeper«, die als Gerätehersteller ihre Kunden gezielt zur Nutzung von Inhalten zu veranlassen, die sie selbst ausgewählt haben. So könnten etwa Amazon Alexa den Interessen der Rundfunkanbieter entgegenwirken.
Widerspruchsfelder beschrieb Holger Meinzer für die Deutsche TV-Plattform: Rundfunk könnte künftig zwar lineare und nonlineare Inhalte terrestrisch auf alle Geräte bringen. Aber die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten wollen einen freien Zugang für ihre Nutzer, während die Privaten Zuschauer als Zielgruppen adressierbarer Werbung sehen. So oder so mangele es – wie schon bei 3G und 4G – an geeigneten Geschäftsmodellen, die Broadcast und Mobilfunk verbinden. Es reiche eben nicht, im Zusammenhang mit dem automatisierten Fahren längere Mediennutzungen zu vorher zu sagen. Dafür müssten Nutzungsszenarios entwickelt und Erlösmodelle geschaffen werden.
Beutler sieht eine Koexistenz von Mobilfunk und Broadcast: Rundfunknetze könnten auf dem flachen Land eine großflächige Versorgung leisten. In den Ballungsräumen sei die Zusammenarbeit mit dem Mobilfunk notwendig, um ein Handover zwischen den Netzen zu sichern. Das unterstrich auch Meinzer: »Der öffentlich-rechtliche Rundfunk besitzt eine umfassende, gewachsene Sender-Infrastruktur, die er natürlich in Zukunft weiter kontrollieren und nutzen möchte. Nicht zuletzt hat er ja auch einen gesetzlichen Rundfunkauftrag.«
In den nächsten beiden Jahren sollen die Erfahrungen von 5G-Tests (wie im bayerischen Projekt 5G Today) in eine technische Grundlage einfließen, die dann unter den Beteiligten diskutiert wird. Letztlich, stellte Meinzer fest, sei mit 5G »vor 2025 keine den heutigen Rundfunkinfrastrukturen vergleichbare Netzdimensionen zu erwarten«.