VFX aus deutschen Landen: Zehn Jahre Rise

»Babylon Berlin« ist ein gutes Stichwort. Der Romanautor Volker Kutscher hat ja akribisch für die Stadtbeschreibungen recherchiert. Wie seid Ihr an die Environments herangegangen?

Wenn man in Babelsberg in der Neuen Berliner Straße dreht, geht man Kompromisse ein. Wie toll der Backlot auch gebaut ist – für eine Serie, die unter anderem im Wedding, Kreuzberg und Charlottenburg spielt, habe ich recht wenig Abwechslung.

In Berlin haben wir großzügige Plätze und Boulevards und überall sehen wir den Himmel.

Für diese Weitläufigkeit fehlt im Backlot aber schlicht der Platz. Das ist unsere Herausforderung: Die gegenüberliegende Straßenseite des gedrehten Materials entfernen, die Häuserzeile vielleicht 20 m zurücksetzen und mit anderen Gebäuden kombinieren, um den Straßenzug zu verfremden und in der Serie nicht so leicht wieder erkennbar zu machen. Wir haben uns einen Baukasten mit Altberliner Häusern gebaut und konnten komplette Straßenzüge aus dem Boden stampfen und redesignen. Das schafft Abwechslung, man muss ja eine ganze Stadt erzählen. Auch für die Bäume haben wir einen Baukasten.

Ist das historisch präzise?

Im Großen und Ganzen ist es eine unglaublich minutiöse historische Aufarbeitung des Setdesigners Uli Hanisch. Für die »Rote Burg«, das damalige Polizeipräsidium am Alexanderplatz, konnte man nahe Einstellungen am Roten Rathaus mit seinen roten Backsteinen drehen. Für entferntere Einstellungen haben wir eine digitale Version der »Roten Burg« gebaut – historisch 100 Prozent akkurat.

Wir haben Berge von Fotos durchgearbeitet, um eigene Häusertypen zu schaffen. Wir brauchen die Illusion von Berlin in dieser Zeit und versuchen, uns so weit wie möglich an Referenzen und Vorlagen zu halten.

Was hat sich insgesamt an Eurer Arbeitsweise in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Früher haben wir uns auf die gekaufte Software verlassen. Heute machen wir viel mehr Sachen, die so nicht käuflich zu erwerben sind. Mittlerweile haben wir acht Programmierer, die eigene Sachen schreiben, besonders im Animationsbereich etwa für die Lichtsetzung kompletter Sequenzen. Wir brauchen eine eigene Software-Entwicklung, um Abläufe zu automatisieren. Das nimmt uns viel von der Technik ab, mit der wir vor zehn Jahren noch gekämpft haben. So können wir uns viel stärker auf die Gestaltung konzentrieren.

Trailer zum Kinofilm »Black Panther«.

Was sind Eure nächsten Projekte?

»Black Panther« der Marvel-Studios kommt im Frühjahr 2018 ins Kino, daran arbeiten wir mit Hochdruck. Wir arbeiten zudem an der ersten deutschen Netflix-Serie »Dark«, einer Produktion von Wiedemann & Berg. Und wir machen gerade einen großen Teil der Hintergründe für »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« von RatPack. Mit Constantin und der belgischen Produktion Cyborn bereiten wir den Animationskinofilm »Drachenreiter« vor.

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