Content und Format: Modern Times beim BR
Mit Christian Daubner, Leitung Informationsstrategie beim Bayerischen Rundfunk (BR), sprach film-tv-video.de darüber, welche Strategie der viertgrößte Sender innerhalb der ARD im Bereich Information verfolgt.
Schemareform und interne Umstrukturierung
»Es geht darum, unser Expertenwissen und unsere Informationskompetenz auf vielen Wegen optimal nach außen zu tragen und zu den Zuschauern, Hörern und Usern zu bringen«, fasst Christian Daubner zusammen. Er ist sich sicher, dass mit den auf den Weg gebrachten Veränderungen das jeweils vorhandene Expertenwissen und die Ausspielform wieder besser zur Deckung kommen und die Inhalte den veränderten Nutzerwünschen entsprechen werden.
Als Beispiel nennt Daubner die Grundlogik der BR24-App: Dort soll für jedes Thema, das aktuell behandelt wird, die inhaltliche Verantwortung bei einem Experten liegen.
Dank des gemeinsamen Redaktionssystems OpenMedia von Annova, das in Zukunft alle redaktionellen Bereiche nutzen werden, wurde das überhaupt erst möglich. Auf dieser Basis können auch alle Redaktionsmitarbeiter sehen, woran andere Teams aktuell arbeiten — vorhandene Expertise und Recherche-Ergebnisse können besser genutzt und Mehrfacharbeit vermieden werden.
Fokus auf die Region, Wandel in den Arbeitsmodellen
Der BR legt – wie letztlich alle Landesrundfunkanstalten – großen Wert auf die Berichterstattung aus den einzelnen Regionen seines Kernsendegebietes. Das gilt für den Nachrichten- und Informationsbereich ganz besonders, aber natürlich auch für die Kultur.
Im Radiobereich gab es hierfür schon längere Zeit das »Bayern-Center« – eine Art Zentralredaktion, die sämtliche Themen aus und über Bayern bediente. »Dieses Konzept haben wir jetzt auf andere Bereiche übertragen«, erläutert Daubner. »Dafür sind etwa die Hörfunkkollegen aus dem Bayern-Center in eine neue Struktur gewechselt, die sich damit auch zum Content-Lieferanten für diverse Formate in Hörfunk, Fernsehen, Online, App und sozialen Medien gewandelt hat.«
»Im Hintergrund steht der Wechsel von einer format- oder medien-zentrierten zu einer themen-zentrierten Planung und Arbeitsweise«, so Daubner.
Das bringt natürlich für die einzelnen Journalistinnen und Journalisten mitunter große Veränderungen mit sich: Die Anforderungen ändern sich, man bedient nicht nur ein einzelnes Medium oder eine Sendung, sondern bearbeitet ein Thema, das dann medienübergreifend den einzelnen Formaten angeboten wird.
»Der schneidende Videojournalist wird bei uns künftig in der Aktualität der Normalfall sein. Das, was wir intern NIF nennen — eine Nachricht im Film — sollte bald jeder Journalist beherrschen und herstellen können. Im nächsten Schritt sollen dann die Fertigkeiten, die heute den VJ ausmachen, zur Normalität werden.«
»Natürlich sind dabei die individuellen Talente unterschiedlich gelagert, und dem tragen wir auch Rechnung. Es muss nicht jeder Kollege sämtliche Handgriffe der TV-, Hörfunk- und Onlineberichterstattung beherrschen. Vielmehr geht es darum, ein anderes medienübergreifendes Grundwissen zu haben — und dann muss auf dieser Basis jeder Mitarbeiter seine optimale Rolle finden«, beschreibt Christian Daubner den Ansatz des BR.
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Seite 3: Schemareform, Umstrukturierung, Regionalfokus, Arbeitsmodelle
Seite 4: Technik, Korrespondentennetz
Seite 5: Kanäle, Content-Netzwerk, Was kommt?
Seite 6: Biografie Daubner