Broadcast, Interview, Newsroom, Technology, Top-Story: 31.08.2017

Content und Format: Modern Times beim BR

Mit Christian Daubner, Leitung Informationsstrategie beim Bayerischen Rundfunk (BR), sprach film-tv-video.de darüber, welche Strategie der viertgrößte Sender innerhalb der ARD im Bereich Information verfolgt.






Es läuft doch immer noch gut: 69 Prozent der Bevölkerung schalten laut Marktforschung in Deutschland täglich das lineare Fernsehen ein, die durchschnittliche Sehdauer beträgt dabei 223 Minuten (erfasst wurden dabei Zuschauer ab 3 Jahren). In Bayern, dem Kernsendegebiet des BR, liegt der Durchschnitt mit 195 Minuten zwar etwas niedriger, aber das ist ja immer noch eine stattliche, sehr eindrucksvolle Zahl. Auch im Radiobereich ist der BR stark: Täglich hören laut »Media Analyse 2017 Radio II« rund 6,1 Millionen Menschen die Radioprogramme des Bayerischen Rundfunks.

BR, Freimann, Gebäude
Auf dem BR-Gelände in Freimann erledigen kleine Elektromobile Transportaufgaben: Zeichen für einen Technologiewandel in einem anderen Bereich.

Dennoch besteht natürlich Handlungsbedarf, wenn man die Zukunftsfähigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland erhalten und verbessern will — das wird mittlerweile in der Branche wohl kaum noch jemand bezweifeln.

Christian Daubner, Leitung Informationsstrategie / Informationsdirektion, BR, Porträt
Christian Daubner, BR.

Schon gar nicht Christian Daubner, Leitung Informationsstrategie / Informationsdirektion beim BR, der im Gegenteil an der Speerspitze dieses Wandels wirkt. Der dafür nötige Umbauprozess hat schließlich schon längst begonnen. So wurde zum Beispiel mit der News-App BR24 vor zwei Jahren ein neues digitales Produkt auf den Markt gebracht. Im April 2016 wurden im Zuge einer Programmschemareform die Informationssendungen Rundschau und Abendschau im BR Fernsehen grundlegend erneuert.

BR24, Logo
Die News-App BR24 gibt es seit zwei Jahren.

Die Digitalisierung der Kommunikation hat massive Auswirkungen auf die Medien. Ganz konkret verändert das auch die Arbeit für Journalisten bei TV-Sendern und es ergeben sich Konsequenzen für die Abläufe und die Technik der Rundfunkanstalten.

Dahinter stehen auch massive strukturelle und technische Veränderungen, die weiter virulent sind und weitere Folgen nach sich ziehen werden. Hierüber hat film-tv-video.de mit Christian Daubner gesprochen: Was ist schon passiert und wie wird das weitergehen?

Die Lage

Wenden wir den Blick vom linearen Fernsehen mal hinüber ins Netz: Täglich rufen laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 65 Prozent oder umgerechnet 45 Millionen Menschen in Deutschland Netzinhalte ab. Dabei ist das Smartphone das meistgenutzte Gerät für den Internet-Zugang: Zwei Drittel der Bevölkerung nutzen es hierfür, und nahezu jeder 14- bis 29-Jährige geht darüber ins Netz.

Nur rund elf Minuten pro Tag werden aber laut der Studie von den Internet-Nutzern mit dem Ansehen von Fernsehprogrammen oder Videos verbracht. In der jüngeren Zielgruppe, 14 bis 29 Jahre, hat Online-Bewegtbild allerdings eine höhere Relevanz und liegt bei rund 30 Minuten.

Darauf müssen die öffentlich-rechtlichen Sender natürlich reagieren, denn es manifestiert sich in diesen Zahlen ein massiver Umbruch der Mediennutzung, besonders bei den nachwachsenden Konsumenten.

BR, Symbolbild, Trimedialität
Trimedialität oder Crossmedialität sind Stichworte, die bei der Modernisierung der öffentlich-rechtlichen Sendestrukturen eine große Rolle spielen.

Die Sender müssen also einerseits Wege finden, um auch junge Menschen wieder stärker für ihre Fernseh- und Radioprogramme zu begeistern. Andererseits gilt es, Inhalte für unterschiedlichste Plattformen aufzubereiten und für die Online- und die mobile Nutzung per Smartphone zu optimieren. Gleichzeitig sollen die Sender aber möglichst auch noch mehr und schneller produzieren – und dabei Workflows etablieren, mit denen sich auch zukünftige Ausspielkanäle möglichst einfach mit Inhalten versorgen lassen.

All das erfordert neue Denkweisen, aber auch neue Strukturen und Arbeitsweisen bei den Sendern. Der BR befasst sich — wie die anderen Sender auch — intensiv mit solchen Themen.

Bei Christian Daubner steht dabei die Frage im Vordergrund, wie der BR seine Informationskompetenz in neuer Form in entsprechende Ausspielformen bringen kann. Er und seine Kollegen eruieren, welche Workflows und Produkte dafür benötigt werden, welche medialen Angebote neu angeschafft und eingeführt werden und welche in anderer Form neu aufgesetzt werden müssen.

Um Antworten auf all diese Fragen zu finden und um die Veränderungen bewältigen zu können, hat der BR ein Konzept entwickelt, das eine story-zentrierte Arbeitsweise in den Mittelpunkt stellt.

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