Arri: Ein ganzes Jahrhundert Bilder
Im Gespräch: Die Arri-Vorstände Franz Kraus und Dr. Jörg Pohlman über 100 Jahre Arri, die Zukunft der Kamera- und Lichttechnik – und Ausblicke für die gesamte Filmbranche.
film-tv-video.de: Moderne Kameras bieten so viele Qualitätsreserven, dass sich der aktuelle Trend fortsetzen und die Gestaltung immer weiter in die Post verlagern könnte. Welche Entwicklungen könnten die Bildgestaltung am Set wieder stärken?
Dr. Jörg Pohlman: Objektive werden immer wichtiger. Kameraleute nutzen sie, um einem Film, aber auch sich selbst, eine gewisse Signatur zu geben – und auch einen Bildeindruck zu schaffen, der auch die Postproduktion noch überstehen kann. Diesen Trend bedienen wir mit, etwa bei der Alexa 65.
film-tv-video.de: Sie haben vorhin Ang Lee erwähnt, der auch sagt, dass für ihn der eigentliche Film in der Post entstehe und am Set lediglich das Capturing, das Sammeln von Material stattfinde. Wird sich die Filmproduktion weiter in diese Richtung entwickeln?
Franz Kraus: Das ist eine interessante Frage, und ich glaube, dass es beide Lager geben wird, die Sammler ebenso, wie die Leute, die mehr oder weniger schon mit dem fertigen Film vom Set zurückkommen, weil sie alles sehr detailliert durchplanen und exakt nach Plan umsetzen. Die Postproduktion rückt mit immer neuen Tools immer stärker ans Set – und dieser Trend wird sich fortsetzen. Persönlich bin ich sehr neugierig, wie viele Ang Lees es künftig geben wird.
Es stellt sich auch die Frage, wie es mit den CGIs weitergehen wird. Manche in der Branche vertreten die Auffassung, dass der massive, arbeitsteilige Einsatz von CGI an die Zeit erinnert, als viele Szenen noch mit Unmengen an Komparsen gedreht wurden. Hier könnte sich manches ändern, gerade im Bereich Pre-Visualisierung gibt es interessante Ansätze.
Dr. Jörg Pohlman: Vielversprechende Entwicklungen gibt es auch beim Thema Datenflow.
Aktuell arbeitet man am Set üblicherweise mit Speichermedien, aber in Zukunft wird sicher auch die Frage auftauchen, was geschieht, wenn die Daten aus der Kamera direkt in die Cloud gestreamt werden. Dann ist die Anbindung an die Post noch schneller – und diese Entwicklung wird nicht erst in zehn Jahren kommen.
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