Annova: Das bringt der Deal mit Scisys
Scisys und Annova gaben im November 2016 bekannt, dass sie künftig gemeinsame Sache machen wollen. Scisys erwarb hierfür 100 % der Anteile von Annova. film-tv-video.de sprach mit Annova-Geschäftsführer Michael Schüller über die Hintergründe und Perspektiven dieses Deals.
Synergien, Überlappungen
Bei den Produkten gibt es zwischen Scisys Media & Broadcast und Annova nur geringe Überlappungen — aber dafür einen wachsenden Bedarf, Brücken zwischen den Produkten anzubieten. Große Überlappungen gibt es hingegen bei den Kunden: In sehr vielen Häusern, in denen OpenMedia genutzt wird, sind auch Dira-Lösungen in Betrieb.
»Synergien sehen wir — zumindest kurzfristig — weniger bei den konkreten Produkten, sondern bei Strukturmaßnahmen und bei gegenseitiger Unterstützung zwischen den Unternehmen, wenn es etwa um Verträge, juristische Aspekte von Projekten und auch um Mitarbeiter geht. Auch in den Bereichen Service, Wartung und Support sind Synergie-Effekte zu erwarten, von denen besonders auch unsere Kunden profitieren werden. Dieser Prozess ist schon gestartet«, führt Michael Schüller aus.
»Perspektivisch soll und wird sich aber natürlich auch auf der Produktebene etwas tun, sonst würde das Ganze natürlich letztlich nicht so viel Sinn ergeben.«
»Konkrete Projekte gibt es etwa bei den Gateways zwischen Dira, OpenMedia und den Lösungen von Dritten, bei der Connectivity. Hier erwarten wir rasch positive Effekte, von denen besonders auch die Kunden profitieren werden.«
Wirtschaftlicher Hintergrund
Der Umsatz von Annova belief sich im Geschäftsjahr 2015 auf 7,5 Millionen Euro, der Ebit lag bei 1,1 Millionen Euro. Der Kaufpreis, den Scisys für Annova bezahlt, ist laut Meldung an die britische Finanzregulierungsbehörde zweistufig ausgelegt: Zunächst bezahlt Scisys eine erste Tranche in Höhe von 11,35 Millionen Euro. Die Höhe der zweiten Tranche hängt von der Geschäftsentwicklung bei Annova in den kommenden drei Jahren ab und beläuft sich auf bis zu 16,48 Millionen Euro.
Die 3-Jahresfrist, die in den finanziellen Rahmenbedingungen genannt ist, erwähnt Michael Schüller auch im Zusammenhang mit anderen Aspekten: »In dem Vertragswerk, das die Zusammenarbeit zwischen Annova und Scisys regelt, sind — ohne in die Details gehen zu wollen — auch einige Schranken festgelegt. Das resultiert schon daraus, dass wir etwa in Verträgen mit Großkunden, entsprechende Klauseln haben: Die BBC etwa will natürlich in uns einen Partner, der nicht plötzlich komplett unter der Kontrolle eines Unternehmens steht, das zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch gar nicht Teil des Deals war.«
In den Bereichen Entwicklung, Team und Kapital gibt es also Regelungen, die Scisys und Annova auch weiterhin eine gewisse Unabhängigkeit voneinander garantieren.
»Der Deal mit Scisys war von beiden Seiten nicht dringend notwendig, sondern eine interessante Option. Wir waren auf der Annova-Seite etwa keineswegs händeringend auf der Suche nach einem Investor, wir standen in keinster Weise unter Handlungsdruck. Daher konnten wir auf Augenhöhe verhandeln und die Basis des Zusammenschlusses ist eine ganz andere, als bei vielen anderen Firmenübernahmen: Bei uns sehen beide Partner die Möglichkeit einer positiven Entwicklung und weiteren Wachstums. Wir wollen beide internationaler agieren und hier ergänzen sich Scisys Media & Broadcast und Annova sehr gut. Das sind die wichtigen Treiber in dieser Sache.«
Beim Wachstum gibt es konkrete Pläne, die der Annova-Geschäftsführer an einem Beispiel ausführt: »Wir planen, innerhalb der kommenden drei Jahre den Personalstand deutlich aufzubauen. Und auch in anderen Aspekten haben wir eine Roadmap, die derzeit bis zum Jahr 2019 schon sehr konkret ausgearbeitet ist.«
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