Nach Verkauf: So geht’s mit Wige Broadcast weiter
Der Live-TV-Dienstleister Wige Broadcast hat einen neuen Eigentümer. film-tv-video.de sprach mit Wolfgang Reeh und Robert Kis über die aktuelle Lage und Zukunftspläne.
Die Wige Group hat zum Jahresende 2016 zwei Unternehmensteile veräußert, die früher das Kerngeschäft des Unternehmens ausmachten (siehe früherer Bericht). Einer davon ist Wige Broadcast, ein TV-Dienstleister aus dem Live-Bereich, der sich über viele Jahre hinweg besonders im Motorsportbereich einen Namen gemacht und Kompetenz aufgebaut hat.
Wige Broadcast wird auch weiterhin unter diesem Namen fortgeführt, neuer Eigentümer ist Wolfgang Reeh, der als Unternehmer auch hinter TV Skyline steht, einem Live-TV-Dienstleister, der seit mehr als 20 Jahren im Markt aktiv ist und mit eigener Ü-Wagenflotte, mobilen TV-Regiesystemen, sowie einer eigenen Produktpalette aus Spezialkameras und Kommentatorentechnik schon an zahllosen TV-Produktionen weltweit beteiligt war (Beispiele: Bayreuth, Kochshow, Neujahrskonzert, E-Sport).
Wige Broadcast wird selbstständig fortgeführt
Wolfgang Reeh wird bei Wige Broadcast als Geschäftsführer aktiv sein und dieses Unternehmen — genauso wie TV Skyline — gemeinsam mit Robert Kis leiten. Operativ waren die beiden schon seit Bekanntgabe des Verkaufs von Wige Broadcast im Dezember 2016 in dem Kölner Unternehmen aktiv, rein rechtlich fand der Übergang zum Jahresanfang 2017 statt.
»Wir werden Wige Broadcast als selbstständiges Unternehmen unter dem bisherigen, gut eingeführten und bekannten Namen weiterführen. Das Unternehmen wird zwar umziehen, bleibt aber im Kölner Raum und wird künftig vom neuen Sitz in Hürth aus operieren«, erläutert Wolfgang Reeh.
»Natürlich planen wir eine enge Kooperation zwischen Wige Broadcast und TV Skyline als Schwesterunternehmen, wir werden dadurch flexibler sein, was die Produktionsmittel betrifft. Da aber die Kernkompetenzen in den beiden Unternehmen thematisch durchaus etwas unterschiedlich liegen, werden die beiden Firmen weitgehend unabhängig voneinander agieren.«
Laufende Projekte
»Alle laufenden Projekte und Aufträge von Wige Broadcast werden natürlich weitergeführt, dabei sind wir teilweise auch im Auftrag des früheren Eigentümers Wige Group tätig«, führt Wolfgang Reeh aus. Ein Beispiel hierfür ist die TV-Übertragung des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring: Hier realisiert Wige Broadcast die fernsehtechnische Umsetzung im Auftrag der früheren Mutter, die an der Übertragung die Rechte hält.
Beispiele anderer Produktionen im Motorsportbereich, die Wige Broadcast umsetzt, sind die Formel 1 für RTL, die DTM-Rennserie und die GT Masters.
»Für Motorsportübertragungen braucht man spezielles Knowhow und Kompetenzen in ganz verschiedenen Bereichen. Das ist etwa der Umgang mit langen Signalwegen, hohen Schallpegeln, sowie weiten Abständen zwischen Kameras und Bildobjekten. Sicherheitsaspekte spielen hier eine noch größere Rolle, als bei sonstigen Produktionen. Hier ist Wige Broadcast voll im Thema und hat einen Vorteil vor vielen Mitbewerbern, den wir natürlich nutzen können«, erklärt Wolfgang Reeh.
Aber das Unternehmen ist natürlich auch in anderen Bereichen aktiv: die Handball-Championsleague, Wintersport wie Ski Alpin in Garmisch, aber auch der Sportball in Wiesbaden finden sich im Portfolio von Wige Broadcast.
Robert Kis sieht in dem breiten Einsatzbereich von Wige Broadcast und TV Skyline viele Chancen, Synergieeffekte zu nutzen: »Wir haben jetzt viel mehr Möglichkeiten, die Auslastungszeiten der Fahrzeuge zu verbessern und das Knowhow unserer unterschiedlichen Teams zu transferieren.«
Hintergrund
TV Skyline hatte nach Auskunft von Wolfgang Reeh ohnehin über den Bau eines weiteren Ü-Wagens nachgedacht und als sich dann die Möglichkeit eröffnete, Wige Broadcast zu erwerben, nutzte der Unternehmer diese Chance. »Mit der Übernahme von Wige Broadcast haben wir nun sofort Zugriff auf zwei weitere, große Fahrzeuge, mit denen unmittelbar produziert werden kann.«
Zukunftsperspektiven
»Mit den rund 30 festangestellten Mitarbeitern der Wige Broadcast haben wir zusätzliche Kompetenz gewonnen. An zwei Standorten präsent zu sein, bringt uns Flexibilität und spart uns sicher auch etliche Wege«, führt Wolfgang Reeh aus.
Insgesamt ist der Unternehmer mit der Größe der beiden Unternehmen zufrieden: »Weitere Wachstumspläne haben wir derzeit nicht, aber man kann natürlich nie wissen, was im Markt passiert. Momentan passt alles gut in unsere Strukturen und sehr gut zu unseren Kunden.«
Die jeweiligen Teams sollen zunächst bevorzugt auf ihren eigenen, bekannten Wagen arbeiten, aber es werde natürlich auch einen Knowhow-Austausch geben, um eine gewisse Flexibilität zu unterstützen, merkt Wolfgang Reeh an.
Zum Thema Festanstellungen führt der Unternehmer aus: »Mit festangestellten Mitarbeitern kann man nach meiner Erfahrung in der Regel eine höhere Produktionsqualität garantieren, als bei Teams mit sehr hohem Anteil an freien Mitarbeitern und hoher Fluktuation. Außerdem schafft man so einen Prozess der Weiterbildung und der Entwicklung und Weitergabe von Knowhow, der anders kaum erreichbar ist.«
Robert Kis ergänzt, dass man dieses Knowhow nicht von heute auf morgen aufbauen könne, sondern nur in einem dauerhaften Prozess: »Wir haben derzeit unter anderem zwölf festangestellte Ü-Wagen-Leiter, das bringt Kontinuität, Prozesssicherheit und wirkt sich auf die Produktionsqualität sehr positiv aus, was uns auch unsere Kunden immer wieder bestätigen. Deshalb sehen wir auch keinen Grund, hier etwas zu ändern.«
Wolfgang Reeh bestätigt: »Wir investieren beständig in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Viele unserer Azubis etwa, sind in den vergangenen 20 Jahren in unserem Unternehmen geblieben und mit dem Unternehmen gewachsen. Das ist ein langfristiger Prozess, von dem beide Seiten profitieren.