Aufbruch – wohin auch immer
Am vergangenen Donnerstag lud MCI zur achten Hamburg Open ein. Auch in diesem Jahr war das Interesse an diesem Branchentreff im Norden wieder sehr beachtlich.
Viele Besucher nutzen die Veranstaltung in zwei Studios auf dem Gelände von Studio Hamburg zur Kontaktpflege, um sich über das eine oder andere Produkt zu informieren und an den Vorträgen teilzunehmen.
Über die Jahre hat sich die Hamburg Open zu einer recht beliebten Kick-Off-Veranstaltung entwickelt: Das Jahr ist noch jung, man trifft sich, tauscht sich aus, pflegt sein Netzwerk, redet über Projekte und Pläne des anstehenden Geschäftsjahrs. Zum regionalen Charakter kommt zunehmend auch eine überregionale Komponente hinzu.
Etliche größere und kleinere Unternehmen nutzen diesen Event, um als Aussteller einerseits Kunden aus Norddeutschland zu treffen, aber andererseits auch aktuelle Stimmungen und Tendenzen im deutschen Markt zu spüren: Wohin geht die Reise, welche Technologien sind virulent, welche Trends sind angesagt?
In diesem Jahr trieb fast alle Gesprächspartner der Redaktion aber auch noch ein ganz anderes Thema um: Schließlich wird in den USA am heutigen Freitag der neue Präsident Donald Trump vereidigt. War die Inauguration eines US-Präsidenten in früheren Zeiten meist nur ein Thema auf der politischen Agenda, fragen sich heute viele, welche Auswirkungen der Regierungswechsel auf Wirtschaft und Währung haben wird. Und natürlich wird auch darüber spekuliert, welche Auswirkungen Donald Trumps Haltung und Verhältnis zu den Medien letztlich auf die Broadcast-Branche haben wird.
Die Branche insgesamt ist — vielleicht mehr noch als viele andere — seit jeher international aufgestellt und wer die großen Messen wie NAB in Las Vegas und IBC in Amsterdam besucht, trifft dort auf Aussteller und Besucher aus aller Welt. Auch mittelgroße und manchmal sogar kleine Firmen sind in dieser Branche global aktiv — so bauen deutsche Firmen etwa Ü-Wagen und Studios für Kunden aus den unterschiedlichsten Winkeln der Erde oder liefern Equipment zu, das hierzulande zumindest entwickelt, vielleicht sogar gebaut wurde.
Wenn etwa in Pyeongchang ein Wintersport-Event produziert wird, ist es gut möglich, dass deutsche Systemplaner dafür in südkoreanische und andere asiatische Produktionsfahrzeuge Technologien und Produkte aus den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, England und vielen anderen Ländern eingebaut haben. Das gilt auch für die großen Medienzentren, die im mittleren Osten oder sonstwo entstehen.
Sollten in einer solchen Branche bei der Auftragsvergabe plötzlich Fragen nach einem »Footprint« in den USA eine Rolle spielen, könnte das Probleme aufwerfen. Oder macht ihr Unternehmen etwa Geschäfte mit einem »Schurkenstaaten«, wie auch immer ein solcher jeweils definiert wird?
Viele hoffen, dass solche Aspekte nicht die Oberhand gewinnen und stattdessen die bisher erreichte Offenheit auch künftig erhalten bleibt und vielleicht sogar noch weiter wächst. Die NABShow, die im April in Las Vegas stattfindet, dürfte ein erster Gradmesser hierfür werden. Bis dahin bleibt es in jedem Fall spannend — und natürlich auch darüber hinaus.
Sie werden sehen.