Neu: Arri-Zweigstelle auf dem Bavaria-Gelände
Mit einem Tag der offenen Tür und einer Abendveranstaltung fand gestern die offizielle Einweihung einer neuen Zweigstelle von Arri Media statt: Arri@BavariaFilm stellt in vielen Aspekten ein Novum dar.
Die Dienstleistungstochter von Arri, die früher als Arri Film & TV Services firmierte und nun Arri Media heißt, hat ein Gebäude direkt neben dem Haupteingang des Filmgeländes in Geiselgasteig bezogen, das Gebäude 7. Hier war früher mal Cine Postproduction ansässig, nun steht Arri@BavariaFilm über dem Eingang. Zuvor wurde umfangreich umgebaut und in neue Technik investiert: Arri Media will hier mit modernster Ausstattung große Räder in der Postproduction drehen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Tonmischung und Grading.
Bei der Abendveranstaltung im Rahmen der offiziellen Einweihung — moderiert von Nina Eichinger — war dann auch Tenor, dass diese Investition den Filmstandort München attraktiver mache und dass alle Beteiligten davon profitierten.
Dr. Jörg Pohlman, Vorstand der Arri AG, urteilte, dass dieser Schritt vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, diese Phase nun aber überwunden sei und das gemeinsame Ziel, den Filmstandort München weiter voranzubringen, für alle beteiligten Unternehmen im Vordergrund stehe. Besonders dankte er dem Standortleiter Daniel Vogl für seinen Einsatz.
Franz Kraus, ebenfalls Vorstand der Arri AG, freut sich insbesondere darüber, dass sich der hohe Qualitätsanspruch, den Arri bei seinen Kameras verfolge, mit der neuen Niederlassung auf dem Bavaria-Gelände nun auch in der Arri-Postproduction eröffne: Mit Dolby Atmos im Tonbereich und Dolby Vision mit Laser-Projektion im Bildbereich baue Arri nun auch in der Postproduction seinen technologischen Vorsprung weiter aus, so Franz Kraus.
Mit der Übernahme der Produktionsräume für Film und Ton auf dem Bavaria-Gelände durch die Arri AG böten sich für die Filmstadt München völlig neue Möglichkeiten, urteilte auch Martin Moszkowicz, Filmproduzent und Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG. Moszkowicz repräsentierte sozusagen die Kundenseite und lobte die attraktive technische Ausstattung des Standorts. Er begrüßte den Auftrieb, den er von Arri@BavariaFilm für die Filmwirtschaft in München insgesamt erhoffe.
Die Moderatorin Nina Eichinger, die durch das Programm führte, schlug auch die Brücke zu Dr. Franckenstein, dem Vorsitzender der Geschäftsführung der Bavaria Film GmbH und dessen Co-Geschäftsführer Achim Rohnke, die sich sicher sind, gemeinsam mit den neuen Nachbarn auf dem Bavaria-Gelände einen wichtigen, weiteren Schritt in der digitalen Filmproduktion zu gehen. Beide begrüßten die Entwicklung, dass Arri Media und Bavaria Film enger zusammenrücken.
Einer der wichtigsten Technologie-Lieferanten für die neue Arri-Facility ist Dolby. Deren Regional Director Central Europe Fritz Deiniger erläuterte, wie die Dolby-Technologien Atmos und Vision das Zuschauererlebnis im Kino und zuhause verbessern. Mit Curt Behlmer konnte er einen bekannten amerikanischen Dolby-Kollegen auf die Bühne bitten, der direkt von der Oscar-Verleihung kam, wo Dolby bei vielen der prämierten Spielfilme sowohl mit Dolby Atmos wie auch mit Dolby Vision beteiligt war — etwa bei »The Revenant«. Beispiele aus diesem Spielfilm wurden später auch bei den Führungen in der Dolby-Atmos-Tonmischung und in Europas erstem Dolby-Vision-Gradingstudio gezeigt, die nun bei Arri@BavariaFilm in Betrieb sind.
Im Anschluss an die Eröffnungsreden hatten die zahlreichen Besucher die Möglichkeit, die neuen Studios zu besichtigen. Studio C beheimatet die neue Grading-Suite, in der ein Dolby-Vision-Laserprojektor eingebaut ist, der 4K, HFR-Funktionalität und HDR-Wiedergabe vereint. Fritz Deininger konnte hier mit eindrucksvollem Testmaterial den Unterschied von Dolby-Vision im Vergleich zu Standard-Kinomaterial zeigen. Der hohe Dynamik- und Kontrastumfang und der erweiterte Farbraum, den Dolby Vision bietet, sorge für ein völlig neuen, nahezu dreidimensionalen Look, urteilte Arri-Colorist Florian »Utsi« Martin und präsentierte entsprechendes Demomaterial. Auch das anwesende Fachpublikum zeigte sich von der Präsentation beeindruckt und war voll des Lobes. Eine weitere Besonderheit der Grading-Suite, bei der DaVinci Resolve im Einsatz ist: Hier können gleichzeitig zwei Grading-Artists arbeiten und der Ton kann in 7.1 abgehört werden. Das neue Studio C war aus Sicht der meisten Gesprächspartner von film-tv-video.de das absolute Highlight der neuen Arri-Facility. Kein Wunder: Derzeit sind weltweit erst zwölf Dolby-Vision-Kinosysteme installiert, acht davon in den USA — und nun gibt es eben auch in München eines.
Die passende Ergänzung Dolby Vision stellt die Dolby-Atmos-Mischung dar, wie sie nun in Studio A möglich ist. Hier konnten sich Besucher von der Leistungsfähigkeit des Tonsystems Dolby Atmos überzeugen. Seit der Einführung des Systems vor nunmehr vier Jahren konnte Dolby weltweit schon über 1.500 Installationen realisieren, davon 46 in Deutschland. Schade: In der Filmstadt München gibt es bisher leider kein Dolby-Atmos-Kino — das Studio A von Arri@BavariaFilm ist derzeit die einzige Möglichkeit, in einem Kino in München Dolby Atmos zu hören. Arri-Mischtonmeister Tschangis Chahrokh-Zadeh hob in seiner Präsentation insbesondere die neuen Möglichkeiten der Tongestaltung hervor, die Dolby Atmos bietet. Aus seiner Sicht erfordert ein tolles Bild auch einen tollen Ton. »Dolby Atmos ist für uns Tonmeister ein Geschenk«, urteilte er.
Ein weiteres Tonmischstudio mit Kino-Atmosphäre ist das Studio B: Hier zeigte Arri Media beim Open House Demo-Reels verschiedener Abteilungen. Außerdem gibt es noch einen weiteren Vorführsaal (V1) im Gebäude 7 des Filmgeländes — und etliche Nebenräume.
In einem dieser Nebenräume zeigte Dolby im Rahmen der Veranstaltung, wie Dolby Vision auch zuhause genutzt werden kann: »Atmos for Home Cinema«. Dort war ein Vizio-Monitor im Einsatz. Wer einen Vizio-Fernseher kauft, kann über die VOD-Plattform Vudu auf 4K-HDR-Spielfilme in Dolby Vision zugreifen und diese zuhause in Dolby Vision ansehen (siehe Meldung hierzu). Der gezeigt Vizio-Monitor bietet eine maximale Helligkeit von 800 Nits — normale Fernseher haben heute um die 100 Nits. Für den passenden Tongenuss können speziell für Dolby Atmos entwickelte Heim-Lautsprechersysteme sorgen, die Hersteller wie Yamaha oder Philips im Programm haben. Damit wird dann in 5.1.4 präsentiert, wobei die 4 für Zustzlautsprecher steht, die an die Decke gerichtet sind und per Reflektion für Ton von oben sorgen.
Im Rahmen der Einweihung ebenfalls zu sehen: Die gesamte Palette der Arri-Kamerasysteme, darunter Alexa SXT, Alexa Mini und Amira sowie die neuen LED-Leuchten der Baureihe Skypanel L und M.