Branche: 24.12.2015

Arri Media schließt zum Jahresende 2015 sein Kopierwerk

Arri Media, vielen noch unter dem früheren Namen Arri Film & TV Services geläufig, schließt zum Jahresende 2015 das Kopierwerk am Hauptsitz des Unternehmens in der Münchener Türkenstraße: Der Betrieb eines Kopierwerks lohnt sich auf dem deutschen Markt nicht mehr.

Als Grund für die Entscheidung, das Kopierwerk zu schließen — die nach Angaben von Firmenmitarbeitern schweren Herzens getroffen wurde — gibt das Unternehmen an, dass den mittlerweile geringen Umsätzen enorme Kosten gegenüber stünden: Ein wirtschaftlicher Betrieb sei so nicht mehr möglich.

Der letzte große Film, für den Arri Negative entwickelt hat, war »Bridge of Spies« von Steven Spielberg. In Deutschland hat sich das Kopieraufkommen eben insgesamt in den vergangenen Jahren dramatisch reduziert: Es wird hierzulande sehr viel weniger auf Film gedreht, als noch vor fünf Jahren — ungefähr ein Vierzigstel des Marktvolumens von vor fünf Jahren ist noch übrig, wenn man die Zahl der entwickelten Filmmeter zugrundelegt. Bei den analogen Kinokopien war der Einbruch — prozentual betrachtet — noch massiver, weil die Kinolandschaft mittlerweile nahezu komplett digitalisiert ist.

In Deutschland gibt es nach aktuellem Wissensstand von film-tv-video.de nun mit TF CineNova aus Wiesbaden nur noch einen Anbieter mit eigenem Kopierwerk. Auch in Frankreich, Großbritannien und in den USA gibt es noch 35-mm-Kopierwerke, aber die Auswahl ist auch dort nicht mehr sehr groß.

Die Süddeutsche Zeitung zitiert den Geschäftsführer von Arri Media Josef Reidinger in einem aktuellen Artikel so: »Wir freuen uns jetzt auf die digitale Zukunft. Unser Gefühl ist nicht Wehmut, es ist eher Nostalgie.«

Eingestellt werden bei Arri Media ab 1. 1. 2016 die folgenden Arbeiten:

  • Negativ- und Positiventwicklung sämtlicher Filmformate
  • Negativschnitt
  • analoge Lichtbestimmung

Alle anderen Dienstleistungen im Zusammenhang mit analogem Film werden nach Firmenangaben aber weiterhin angeboten:

  • Filmlagerung
  • Ausbelichtung 2K/4K auf 35-mm-Negativ mit Arrilaser
  • 2K/4K-Scannen von 16/35-mm-Negativ mit Arriscan
  • Filmabtastung in SD/HD
  • Color Grading
  • Filmrestaurierung/Retusche inklusive Negativreinigung

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