Playout from the Cloud
Eine Messe wie die NABShow ist natürlich nicht arm an mehr oder weniger griffigen Schlagworten. Eines, das in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreicht haben dürfte ist »Playout from the Cloud«.
Natürlich gibt es keine feste Definition dafür, was damit gemeint ist, aber meist geht es in die Richtung, dass man keine klassische Broadcast-Installation mehr brauche, um als Programmanbieter aktiv zu werden. Der Content gelangt stattdessen irgendwie per Upload zu einem Dienstleister und der verbreitet ihn dann einerseits über klassische Distributionswege wie etwa Kabelfernsehen, aber auch über dezidierte, für diesen Content eingerichtete und/oder über frei zugängliche Bezahl- oder Gratis-Plattformen im Internet, sowie etwa als Angebot für mobile Endgeräte.
Unabhängig davon, ob man das aus technischer Sicht heute schon für realisierbar hält oder nicht, könnten sich aus einem solchen Ansatz massive Auswirkungen auf viele aktuelle Business-Modelle ergeben. Das könnte technische Dienstleister ebenso betreffen, wie Broadcaster unterschiedlichster Couleur. Was nämlich sollte Rechteinhaber wie etwa die Fifa, das Olympische Komitee oder die Formel1 — und zahllose weitere, auch viel kleinere Inhalte-Eigner — davon abhalten, ihren Content komplett selbst zu vermarkten, wenn sie problemlos für den jeweiligen Veranstaltungszeitraum einen eigenen »virtuellen Sender« aufsetzen und darüber ihre Inhalte direkt an die Endkunden verteilen können? Für Veranstalter, die heutzutage ohnehin in den meisten Fällen maximale Kontrolle über alle Aspekte ihrer Inhalte anstreben, sicher eine verlockende Aussicht.
Natürlich lässt sich das alles längst nicht so einfach umsetzen, wie man es hier skizzieren kann, aber oft kommen umwälzende Marktveränderungen aus Richtungen, aus denen man sie nicht unbedingt erwarten würde. So brauchte man früher eine große eigene Infrastruktur und etliche spezialisierte Dienstleister, um Bücher oder Zeitschriften herstellen und vertreiben zu können. Heute lässt sich die ganze Vorarbeit mit einem Laptop und der passenden Software erledigen – man muss die Druckerei niemals persönlich besuchen, die dann die fertigen Hefte versendet. Diese Vorstellung hatten sicher nur ganz wenige, als die ersten DTP-Programme für PCs auf den Markt kamen.
Und wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass Apple mal große Teile des Musikvertriebs an sich reißen könnte?
Sie werden sehen.
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