Youtube: neue Kanäle, neue Konzepte

Interview mit Mounira Latrache

Youtube bietet seit kurzem auch 4K-Videos an. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Auflösung für den Zuschauer? Reicht den meisten Youtube-Zuschauern HD-Qualität nicht schon aus?

Wir haben unsere Plattform in den vergangenen Jahren sukzessive ausgebaut und technisch immer weiter verbessert. Der Schritt hin zu 4K nimmt für uns dabei keinen herausragenden Stellenwert ein, das ist einfach nur eine weitere Möglichkeit für unsere Kunden, die bestmögliche Qualität zu nutzen, denn dank neuer Technologien wie etwa Chromecast, Web- oder Hybrid-TV sieht man sich Youtube-Inhalte zunehmend auch auf großen Displays an.

Auf der anderen Seite sehen wir, dass immer mehr Inhalte in einer höhe­ren Auflösung hochgeladen wer­den, und diesen Produzenten möchten wir ebenfalls die Möglichkeit geben, Youtube als Plattform zu nutzen.

Können Sie beziffern, wie groß der Anteil von 4K-Content ist, den Youtube aktuell anbietet? Und ist das ein wachsender Bereich?

Es ist schwierig, das in Zahlen zu bemessen, aber wir stellen ganz generell gesprochen fest, dass immer mehr Produzenten und auch TV-Sender Youtube als Plattform benutzen. Insofern gehen wir davon aus, dass sich der Trend fortsetzen wird, dass immer mehr qualitativ hochwertige Videos hochgeladen werden. Das ist aber nicht ausschließlich auf 4K-Videos begrenzt, sondern schließt auch HD-Videos ein.

Wie wichtig sind andere Aspekte der Bildqualität, etwa höherer Kontrastumfang oder höhere Bildraten für Youtube? Werden Sie Ihr Angebot in dieser Richtung weiter­entwickeln?

Für uns ist alles ein Thema, was von unseren Partnern, die die Inhalte hochladen, gewünscht wird. Man muss aber sehen, dass es bei Youtube nach wie vor viele Inhalte gibt, die qualitativ nicht hochwertig produziert wurden, aber dennoch sehr erfolgreich sind. Für uns als Anbieter bedeutet dies, dass wir die Plattform auch für diesen Bereich weiterentwickeln müssen, und nicht nur fürs qualitative High-End.

Welche technischen Hürden gilt es für Youtube zu überwinden, um Programm in 4K anbieten zu können?

Die Bandbreite bei den Zuschauern können wir natürlich nicht beeinflussen. Mittlerweile erfolgt gut die Hälfte der Zugriffe bei Youtube von mobilen Devices aus, also Smartphones, aber auch Tablets. Insofern müssen wir dafür sorgen, dass unsere Nutzer sich die Inhalte bei Youtube auch von unterwegs aus in guter Qualität anschauen können. Dieser Trend wird sich unserer Einschätzung nach künftig weiter verstärken. Wenn man in den asiatischen Raum blickt, kann man dies schon jetzt ablesen.

Wird sich Youtube künftig somit stärker an der mobilen Nutzung ­orientieren und sein Angebot primär dafür optimieren?

Die mobile Nutzung deckt für uns nur einen Bereich ab. Dass große Displays nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, kann man an der Chromecast-Nutzung ablesen. Darüber können Fernsehzuschauer Youtube-Inhalte sehr leicht auf dem großen Fernsehschirm genießen. Wir arbeiten deshalb viel eher daran, dass wir unsere Plattform technisch und optisch so optimieren, dass sowohl auf dem Mobiltelefon, wie auch auf dem großen Screen und auch auf dem Rechner im Grunde dasselbe zu sehen ist.

Insofern haben wir bei unserer letzten großen Designumstellung vor rund drei Jahren vor allem dafür gesorgt, dass wir unabhängig vom Endgerät ein ähnliches Nutzererlebnis erzielen. Kurzum: der Nutzer soll entscheiden, auf welchem Gerät er die Inhalte bei uns ansehen möchte, und wir kümmern uns darum, dafür die passende Technik zu liefern.

Youtube bietet mit Youtube Studio in Los Angeles, London, Tokio und New York Videokünstlern eine Möglichkeit an, Videoinhalte direkt in diesen Youtube-Studios zu produzieren. Können Sie das Konzept genauer erläutern? Wird es weitere solcher Studios geben? Unter welchen Bedingungen können sie genutzt werden?

Die Youtube Studios sind Teil unseres dreiteiligen Partnerprogramms. Deshalb vielleicht erst noch ein paar Worte zu diesem Partnerprogramm.

Dazu gehört zum einen die Plattform, die wir unseren Nutzern zur Verfügung stellen. Weiterer Bestandteil des Partnerprogramms ist die Werbung, die wir verkaufen und deren Einnahmen wir mit unseren Partnern teilen. Der dritte Part sind unsere Bemühungen, unseren Youtube­Partnern zu helfen, noch professioneller zu werden, also ihren Kanal zu verbessern, die Art, wie sie produzieren, wie sie Geschichten erzählen und vieles mehr. Wir wollen ihnen aber auch helfen, sich mit anderen Youtube-Creators zu vernetzen.

Die Studios, die Sie angesprochen haben, sind Teil dieses Engagements. Dorthin laden wir Youtuber ein, damit sie dort Gelegenheit haben, mit hochwertigem Equipment zu arbeiten, das Studio oder die Greenbox zu nutzen oder auch mit Produzenten über neue Projekte zu sprechen.

In Deutschland haben wir kein eigenes Studio, hier arbeiten wir eher mit Filmschulen zusammen und laden Youtuber dorthin ein. Aber auch die TV-Sender haben mittlerweile eigene Youtube-Netzwerke gegründet und realisieren damit auch eigene Veranstaltungen, etwa ProSieben Sat.1 mit »Studio 71«.

Wer erhält Zugang zu den Studios und diesen Möglichkeiten?

Dafür kann man sich bewerben. Grundvoraussetzung sind mindes­tens 10.000 Abonnenten beim eigenen Kanal.

Youtube produzierte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Dreamworks Animation täglich die Sendung »Youtube Nation« in UHD-Auflösung. Sie war auf dem Youtube-Spotlight-Kanal zu sehen, der über 22 Millionen Abonnenten hat. Im Dezember wurde die Show nach 350 Aus­gaben eingestellt. Was sind die Gründe dafür?

Grundsätzlich ist es so, dass Dreamworks »Youtube Nation« produziert hat – also nicht wir. Wir haben das als Partner unterstützt – auch marketingseitig. Jeder Partner enscheidet natürlich selbst, ob er ein Format fortsetzt oder nicht. Dreamworks betreibt nun schwerpunktmäßig seinen eigenen Kanal Dreamworks TV. Das ist für uns vollkommen in Ordnung. Dreamworks ist damit auch sehr zufrieden.

Das heißt, Youtube arbeitet generell bei solchen Produktionen mit Partnern zusammen und wird nicht eigenen Content produzieren, so wie das schon Netflix und Amazon tun?

Ich würde niemals nie sagen, aber wir haben aktuell nichts in dieser Richtung vor. Was bei uns aber immer ein Thema ist, sind gemeinsame Projekte mit Partnern, die eine gute Idee haben und die wir auf die eine oder andere Art fördern können.

Youtube-Partnernetzwerk

Youtube unterstützt seine Content-Partner mit vielen Tools, über die man online Trainings zur Vermarktung des eigenen Kanals wahrnehmen kann.

Die Creator Academy bietet beispielsweise Lehrgänge zur Erstellung erfolgreicher Web-Videos an, und das Nachwuchsprogramm NextUp fördert jüngere Youtube-Partner.

In Los Angeles, Tokio, London und New York gibt es Creator Spaces, also Studios, die den Youtube-Partnern Kameras, Schnittplätze und eine Greenbox für ihre Videoproduktionen zur Verfügung stellen. Für deren Nutzung kann man sich ab einer Abonnentenzahl von 10.000 pro Kanal bewerben. Youtube stellt dabei die Ressourcen bereit – die Filmemacher arbeiten schöpferisch unabhängig und können ihre Kreativität frei entfalten.

Auf der Creator-Plattform und in dem dort bereitstehenden Creator Playbook (Leitfaden) finden sich Anwendungstipps und -beispiele, wie Videokünstler ihre Videos optimieren und ihr Publikum vergrößern können.

Youtube-Aktivitäten von Sendern

Sendergruppen wie RTL oder ProSiebenSat.1 betreiben ihre eigenen Youtube-Netzwerke, in denen sie Nachwuchs aus der Generation Youtube rekrutieren und deren Produkte vermarkten.

»Studio71« ist das Netzwerk von ProSiebenSat.1, das von sich selber sagt: »Durch unsere Zugehörigkeit zur ProSiebenSat.1-Gruppe haben wir die einzigartige Möglichkeit, unsere Talente und Web-Stars auch im Fernsehumfeld zu platzieren. Gleichzeitig nutzen wir die ungeheure Reichweite von sechs Free-TV-Sendern, um Content zu streuen.«

Auch RTL ist in diesem Bereich aktiv und hat mit Investitionen in Broad­band TV, eine Plattform, die mehr als 7.800 Kanäle auf Youtube vermarktet, sowie einer Beteiligung an dem auf Mode und Lifestyle spezialisierten US-Onlinevideo-Netzwerk »StyleHaul« sein Youtube-Vermarktungs-Engagement deutlich ausgebaut.

Youtube Video Days

Was 2010 aus einer spontanen Idee entstand, ist mittlerweile zu einer großen Veranstaltung gewachsen, die jährlich parallel zur Spielemesse GamesCom stattfindet. 2014 kamen 15.000 Besucher zu der Veranstaltung und über Radio, TV, Presse und Internet erreichte das Event nach Youtube-Angaben rund 80 Millionen Menschen.

Dieser Artikel ist auch als Teil eines 4K-Sonderhefts von film-tv-video.de verfügbar. Das gedruckte Heft oder das PDF können Sie hier bestellen.

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