Kieler Woche TV: Leinen los
Die Kieler Woche ist eines der weltweit größten Segelsportereignisse: Regatten in olympischen und nicht-olympischen Bootsklassen bilden den sportlichen Rahmen, aber es gibt auch ein umfassendes Unterhaltungsprogramm und als maritimen Höhepunkt eine Windjammerparade. Der TV-Dienstleister RealTV produzierte während der Kieler Woche Live-Sendungen und streamte die Ereignisse für segelbegeisterte Zuschauer in der ganzen Welt. Dabei setzte das Unternehmen als zentrales Produktionssystem den Tricaster 8000 von Newtek im Zusammenspiel mit dem Replay-Server 3Play ein.
Die Kieler Woche hat eine lange Tradition: Mit Abschluss der diesjährigen 119. Kieler Woche ging die Veranstaltung ins 132. Jahr seit ihrer Gründung. Seit dem Start im Jahr 1882 hat sich natürlich vieles verändert: Wer heute die Kieler Woche besucht, findet einen Groß-Event mit vielen Superlativen vor. Unverändert steht der sportliche Wettstreit zwischen den Segelbooten auch heute im Fokus der Veranstaltung, wenngleich die eigentliche Regatta längst durch zahlreiche zusätzliche Events ergänzt wird: Konzerte und Darbietungen auf mehreren Bühnen und die Verleihung eines Wirtschaftspreise etwa, gehören heute zum Rahmenprogramm der Veranstaltung. Am Ende der Kieler Woche rundet traditionell eine Windjammerparade die Großveranstaltung ab.
In diesem Jahr zog die Kieler Woche, die stets in der letzten vollständigen Juniwoche stattfindet, weit über drei Millionen Besucher und 5.000 Segler an. Damit gehört sie zu den Top-Events im Bereich des Segelsports.
Ein Ereignis dieser Dimension wird natürlich heute auch von entsprechenden medialen Aktivitäten begleitet. Ein Teil davon ist das eigene TV-Live-Programm, das während der Kieler Woche täglich rund vier Stunden umfasste. Zu sehen war das von Audi gesponserte »Kieler Woche TV« auf einem regionalen TV-Kanal via DVB-T und zusätzlich auch als Public Viewing auf einer Großvideowand, sowie auf Monitoren, die auf dem Veranstaltungsgelände verteilt waren. Außerdem konnten die Live-Sendungen und die täglichen Highlight-Clips auch online von interessierten Zuschauern betrachtet werden.
Kieler Woche TV
Für die Produktion von »Kieler Woche TV« war die ortsansässige RealTV Group verantwortlich, die auch weitere Standorte in Hamburg und Bielefeld betreibt. Das Unternehmen hatte das TV-Programm auch schon in den Vorjahren im Auftrag der Jacaranda Sport Consulting produziert und war in diesem Jahr erneut als TV-Dienstleister an Bord.
Die Berichterstattung umfasste über eine Gesamtlaufzeit von neun Tagen die Live-Übertragung der Wettkämpfe, eine tägliche Studiosendung und zahlreiche Interviews mit Segelsportlern. Michael Trapp, Firmenchef von RealTV berichtet: »Insgesamt berichteten wir täglich vier Stunden live von der Kieler Woche: Morgens produzierten wir jeweils eine zwei- bis dreistündige Sendung mit dem ZDF-Moderator Nils Karben und dem Segelexperten Markus Koy. Abends konnten die Zuschauer bei Kieler Woche TV dann Highlight-Berichte des jeweiligen Segeltages sehen — ergänzt um Einschätzungen der Experten.«
Kameras, Studio
Für die Akquisition der Regattabilder wurden mehrere Kameras eingesetzt: Auf zwei Begleitbooten der Segelrennen waren jeweils Kameraleute im Einsatz, die Bilder von den jeweiligen Wettkämpfen einfingen. Ein weiterer Kameramann sorgte von einem Helikopter aus für Bilder aus der Vogelperspektive.
Ergänzt wurden diese von Kameraleuten gestalteten Bilder noch um Kamerasignale von GoPro-Kameras, die als Onboard-Cams auf jeweils zwei Booten fest installiert waren. Weiter war auch eine Kameradrohne (Übersicht) im Einsatz, die — vom Boden aus ferngesteuert — zusätzliche Bilder aus der Luft lieferte. »In der Akquisition arbeiteten wir hauptsächlich mit PMW-500- (Infos) und EX3-Camcordern von Sony, während auf den Booten die GoPro-Cams installiert waren«, erläutert Michael Trapp.
Für die Übertragung der Kamerasignale in die Live-Regie wurden verschiedene Übertragungswege genutzt: Die von den Kameraleuten auf den Booten und im Helikopter aufgenommenen Bilder wurden per HD-Richtfunkstrecke übertragen, während die Onboard-Cams via WLAN angebunden waren.
Zwei weitere Kameras waren in einem Studio im Einsatz, in dem der ZDF-Moderator Nils Karben zusammen mit dem Segelexperten Markus Koy das Wettkampfgeschehen kommentierte, zusammenfasste und Hintergrundinfos lieferte. In Live-Schaltungen konnten die beiden Studiokommentatoren bei Bedarf Außenreporter einbeziehen, die vom Boot aus weitere Infos gaben.
Regie: Tricaster im Einsatz
Die Hauptregie war an Land untergebracht. RealTV hatte sich für den Einsatz eines Tricaster 8000 von Newtek (Infos) im Zusammenspiel mit der Replay-Lösung 3Play (Infos) als zentrale, technische Infrastruktur entschieden. Das Produktionssystem TriCaster 8000 erlaubt das gleichzeitige Senden, Live-Streamen und Aufzeichnen in verschiedenen Formaten. 3Play ist ein System für Capturing, visuelle Effekte und Live-Replays. Sofortige Replays aus unterschiedlichen Kamerawinkeln sind mit 3Play möglich.
Die Gründe für die Auswahl des Mischers erläutert Michael Trapp so: »Tricaster 8000 bietet neben der reinen Mischerfunktionalität auch noch viele andere Features, wie etwa die beiden integrierten Festplatten-Zuspieler, die es erlauben, im Hintergrund über Netzwerk zugelieferte Clips direkt in das Programm einzuspielen — ohne dass man dafür weiteres Equipment bräuchte. Außerdem wickelt der Mischer das ganze Internet-Streaming im Hintergrund selbst ab, ohne dass man sich während der laufenden Produktion groß darum kümmern müsste — und er bietet auch eine umfassenden Social-Media-Anbindung.« Trapp hebt dabei auch hervor, dass die in einem sehr kompakten Gerät konzentrierte Funktionalität auch Vorteile im temporären, mobilen Einsatz unter beengten Raumverhältnissen bietet.
RealTV arbeitete in der Regie mit einem für die Dimension der Produktion vergleichsweise kleinen Team: Neben dem Regisseur, der auch die Kommunikation nach außen übernahm, gab es einen Tricaster-Operator, der sich vorwiegend um die Bildmischung kümmerte und noch einen technischen Leiter im Hintergrund, der den Überblick über alle Gewerke behielt und auch die Distribution überwachte. »Das Replay-System 3Play wurde von einem weiteren Operator bedient, der aus den vorbereiteten Slomos die Highlights selektierte«, erläutert Michael Trapp. Zusätzlich gab es noch einen 3D/Grafik-Operator, der mit einer Hard- und Software-Lösung von Be Tomorrow die Grafiken erstellte und dem Regisseur zuarbeitete. Ein weiterer Grafiker erstellte Bauchbinden und Ergebnislisten. Hier war Seltec als Dienstleister eingebunden.
»Je nach Wettkampf liefen in der Regie die Signale von 10 bis 16 Quellen auf. Das waren Kamera-, aber auch Grafiksignale und die Streckendaten der Boote, die auf der Basis von GPS-Daten ermittelt wurden«, erläutert Michael Trapp. »Tricaster 8000 ist allerdings auf maximal acht SDI-Eingänge ausgelegt, deshalb arbeiteten wir mit Vorauswahlen, die wir mit einem ergänzenden, kleinen HD-SDI-Switcher realisierten.«
Aus diesen ganz unterschiedlichen Quellen wurde das Programm von Kieler Woche TV kombiniert und dann einerseits für die Wiedergabe auf der großen Leinwand und den Monitoren auf dem Veranstaltungsgelände, aber auch für die DVB-T-Distribution aufbereitet und zusätzlich gestreamt.
Havariesystem
Als Havariesystem hatte RealTV einen zweiten, kleineren Tricaster im Einsatz, der hinter den Hauptmischer geschaltet war und auf dem die wichtigsten Kamerasignale ebenfalls aufliefen. »Damit hätten wir im Notfall die Berichterstattung mit einigen Einschränkungen fortsetzen können«, so Michael Trapp.
Positive Erfahrungen mit Tricaster
RealTV hatte im vergangenen Jahr in einen Tricaster 850 investiert. »Wir haben zuvor im Live- und Aufzeichnungsbereich auch schon mit anderen, kleineren Live-Mischern gearbeitet. Es gab in den vergangenen Jahren allerdings kein System, das die Funktionalität und das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Tricasters hätte bieten können. Das hat uns damals dazu bewogen, in den Tricaster zu investieren und damit zu produzieren«, erklärt Michael Trapp die Investition in das Allround-Produktionssystem. Dass er damit neben der Live-Mischung auch Grafikjobs und Streaming realisieren kann, wertet er als großen Vorteil.
Für die Produktion der Kieler Woche reichten die Möglichkeiten des Tricaster 850 allerdings nicht aus und deshalb ging hier der größere, leistungsfähigere Tricaster 8000 als Leihsystem an den Start. »Unsere Erfahrungen mit dem kleineren System waren so positiv, dass wir für die Kieler Woche dessen größeren Bruder nutzen wollten.«
Zur Erweiterung des Tricaster 8000 mit 3Play sagt Michael Trapp, dass RealTV auch schon in früheren Jahren bei der Kieler Woche mit Zeitlupensystemen gearbeitet habe. Dafür wurden dann allerdings EVS-Systeme eingesetzt, die preislich jedoch in einer anderen Liga spielen. »Die Kombination aus Tricaster und 3Play ermöglichte uns eine wesentlich günstigere, effizientere Umsetzung«, resümiert Trapp.
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