Achtung: nur 8,8 Millarden US-Dollar Gewinn!
23 % mehr Umsatz und 21 % mehr Gewinn als im gleichen Quartal des Vorjahres: Das sind Zahlen, von denen die meisten Unternehmen höchstens träumen können — vor allem wenn sie aus finanzieller Sicht betrachtet schon auf höchstem Niveau operieren.
Bei Apple aber, wo schon immer alles etwas anders läuft als anderswo (»Think different«), gelten eben auch dann keine normalen Maßstäbe, wenn es gut läuft: Die Bekanntgabe von 8,8 Milliarden US-Dollar Quartalsgewinn bei Apple wurde von der Finanz- und Wirtschaftspresse mit Kommentaren wie »Apple enttäuscht die Anleger« quittiert. Die Analysten hatten eben noch mehr erwartet und deshalb ging auch der Aktienkurs von Apple sofort nach unten.
In Zeiten, in denen andere Unterhaltungselektronikkonzerne Milliardenverluste machen, zeigt das einmal mehr die Absurdität der Finanzmärkte: Da spielt es nicht die geringste Rolle, dass Apple von April bis Juni 2012 runde 17 Millionen iPads, 26 Millionen iPhones, vier Millionen Rechner und 6,8 Millionen iPods verkauft hat, um diesen fetten Quartalsgewinn zu realisieren.
Wie sollen Firmen — vor allem solche, die nicht als Börsenstars gelten — angesichts solcher Entwicklungen überhaupt noch langfristig planen, entwickeln, handeln?
Wenn es dann noch um Unternehmen geht, die eher virtuelle Werte aufweisen, hängen Erfolg oder Misserfolg des gesamten Unternehmens fast nur noch von den willkürlichen Reaktionen der Finanzmärkte ab: Produkte oder nicht direkt kapitalisierbare Werte spielen so gut wie gar keine Rolle mehr. Bei Facebook oder beim Spielentwickler Zynga etwa, kann man dies aktuell exemplarisch beobachten.
Zum Glück gibt es auf der Herstellerseite der Medienbranche aber auch noch viele kleinere, nicht börsennotierte Unternehmen, die zwar teilweise ebenfalls mit finanziellen Zwängen leben und kämpfen müssen, um die Herausforderungen des Marktes zu bestehen, die aber immerhin noch in der Lage sind, sinnvolle Produkte fern von Quartalszwängen zu entwickeln.
Echte Innovationen und geniale Ideen unterliegen nun mal keinem Quartalsrhythmus — aber glücklicherweise gibt es noch ein (Wirtschafts-)Leben jenseits der Börse.
Sie werden sehen.