Editorial, Kommentar, Top-Story: 12.04.2012

Kommt da etwa was ganz Großes?

Natürlich gehört es zu den Standardprozeduren, vor einer wichtigen Messe wie der NAB die Erwartungen zu schüren — und da machen wir natürlich gerne mit.

So ist etwa vorab gerüchteweise durchgesickert, dass Autodesk offenbar mit Smoke etwas Besonderes vorhat. Und nun hat der Hersteller selbst die Fantasie weiter befeuert: Es soll eine zumindest stark überarbeitete Mac-Version dieser Postproduction-Lösung geben und auch beim Preis darf man Bewegung erwarten. Das juckt Sie nicht? Dann gehen wir mal weiter.

Was hat es zu bedeuten, dass Sony seit Monatsanfang eine Kameraneuheit nach der anderen ankündigt — unmittelbar vor der größten Broadcast-Messe des Jahres? Kommt da zur Messe noch etwas ganz Großes?  Befürchtet das Sony-Marketing, die eigenen Kameraneuheiten könnten neben der »Big News« untergehen und ist deshalb vorab schon so fleißig? Oder kommen die großen News eher von einem Konkurrenten?

Wäre letzteres der Grund, dann hätte sich Sony schon weit in die Defensive begeben — was eher unwahrscheinlich scheint. Dass aber bei Sony etwas passieren muss, ist unausweichlich: Das Unternehmen hat ein schlechtes Geschäftsjahr mit einem Verlust von rund 5 Milliarden Euro hinter sich. Das neue Geschäftsjahr hat am 1. April begonnen und derzeit schwebt eine Zahl von angeblich 10.000 geplanten Entlassungen wie ein Damoklesschwert über den Mitarbeitern. Ganz sicher wird Sony alles daran setzen, das Ruder herumzureißen: In dieser Situation wären natürlich große News von Sony durchaus denkbar.

Die wirklich großen Probleme der Unterhaltungselektronikriesen Panasonic und Sony kommen gar nicht aus unserer Branche, sondern aus dem Consumer-Bereich, sie heißen beispielsweise Apple, Samsung und LG. Aber auch innerhalb der TV-Branche ist den Platzhirschen in vielen Bereichen Konkurrenz erwachsen: Einerseits werden etwa mit DSLRs ganze TV-Serien produziert, andererseits hat plötzlich auch Canon 4:2:2-Handhelds und die C300 im Programm — und dann bauen eben auch Red und Arri digitale Kameras — um nur einige zu nennen. Wo in der Postproduction früher mal drei Videorecorder und ein Mischer standen, reicht heute ein Laptop — und bietet zudem auch noch viel mehr Möglichkeiten. Dass sich hier noch einiges bewegen wird und muss, das ist völlig klar.

Was könnte also sonst noch kommen bei der diesjährigen NAB, bahnen sich Sensationen an? Wir werden sehen: Ab Samstag startet das Vortragsprogramm und es finden erste Pressekonferenzen und Meetings statt, am Montag öffnen dann die Messehallen des Las Vegas Convention Centers ihre Pforten für die NABShow.

Natürlich kommt es bei der Einordnung immer auf den jeweiligen Standpunkt an: Was für den einen Aussteller eine Riesensensation in der eigenen Produktlinie darstellt, wird von einem Außenstehenden vielleicht nicht als ganz so gewichtig wahrgenommen.

film-tv-video.de wird jedenfalls vor Ort bei der NAB2012 versuchen, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu trennen.

Sie werden sehen.