Kodak weiter in Bedrängnis
Die Insolvenzgerüchte um Kodak mehren sich, in der Folge stürzt die Aktie immer weiter ab. Bleibt der Kurs bis zur Jahresmitte unterhalb der Grenze von einem US-Dollar, werden Kodak-Aktien an der New Yorker Börse nicht mehr gehandelt — das könnte dann das Todesurteil für den Konzern in seiner bisherigen Form bedeuten, weil es dann noch schwerer wird, das dringend benötigte Geld zu beschaffen, das aber gebraucht wird, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten.
Der Börsenkurs von Kodak bewegt sich dieser Tage in der Größenordnung von 31 US-Cent. Vor zehn Jahren kosteten die Aktien noch rund das Hundertfache davon: Im Jahr 2002 lag der Aktienkurs von Kodak in der Größenordnung von 30 US-Dollar und höher. In den vergangenen drei Jahren aber wies Kodak in neun von zwölf Quartalen Verluste aus — und teilweise sogar so drastische Verluste, dass es nun an die Substanz des Konzerns geht. Solche Zahlen und das Fehlen einer klaren, erfolgversprechenden Vision für das Unternehmen verdüstern zunehmend die Prognosen und nähren die Insolvenzgerüchte, die im Herbst schon aufkeimten.
Kodak will den Befreiungsschlag schaffen, in dem rund 1.100 Patente verkauft werden, über die der Konzern verfügt. Bisher gab es aber nur einzelne Erfolgsmeldungen aus diesem Bereich. Außerdem eröffnet der Verkauf von Patenten und Nutzungsrechten natürlich ebenfalls nur kurz- oder höchstens mittelfristig neuen Spielraum und stellt keine langfristige Perspektive dar. Die lautet bisher, dass Kodak in einen digitalen Konzern mit Schwerpunkt im Printer-Bereich umgewandelt werden soll — was aber im Zeitalter von Cloud und Tablet-PCs zumindest im Consumer-Bereich auch nicht mehr so ganz überzeugen kann.
So gehen mittlerweile viele Finanzexperten, aber auch viele Film- und Medien-Insider davon aus, dass Kodak demnächst den ersten Schritt in die Insolvenz gemäß Chapter 11 des US-Handelsrechts gehen und damit Gläubigerschutz beantragen werde. Das verschafft dem Unternehmen eine finanzielle Atempause: Der laufende Betrieb kann weitergehen und die Gläubiger können in dieser Zeit nicht auf Vermögenswerte des Konzerns zugreifen.
Noch ist Kodak aber nicht verloren, selbst wenn der Chapter-11-Fall eintreten sollte, denn es gibt durchaus zahlreiche Beispiele von US-Unternehmen die sich mittels Chapter 11 retten konnten. Darunter auch große Konzerne wie etwa der Mineralölkonzern Texaco, sowie die Fluglinien Delta Airlines und United Airlines. So operierte Delta vom 14. September 2005 bis 30. April 2007 unter Chapter 11, anschließend gab das Unternehmen dann an der New Yorker Börse neue Aktien aus — zum Großteil an seine Gläubiger. Die Airline United betrieb ihre Geschäfte ab Dezember 2002 bis Februar 2006 unter Chapter 11. Auch die Automobilhersteller Chrysler und General Motors haben 2009 gemäß Chapter 11 Insolvenz erklärt, dort wurden aber defacto die alten Firmen aufgegeben und neue gegründet, die nun den Betrieb weiterführen.
In allen Fällen wurde aber während und nach der Chapter-11-Phase ein harter Sanierungs- und Restrukturierungskurs mit teils drastischen Folgen für die Beschäftigten umgesetzt.
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