Jetzt offiziell: Canon stellt digitale Filmkamera EOS C300 vor
Mit der EOS C300 stellt Canon die erste Kamera seines Cinema-EOS-Systems vor. Die Kamera bietet einen 4K-Sensor, zeichnet aber maximal ein 1080p30-Signal auf. Sie soll in zwei Versionen angeboten werden: wahlweise mit EF- oder PL-Mount.
Und nun ist es also offiziell: Fujio Mitarai, der President und CEO von Canon, gab in einer Pressekonferenz bekannt, dass Canon nun in den Filmmarkt einsteigen werde. Mit der neu entwickelten Kamera EOS C300, die den Startpunkt einer Cinema-EOS-Familie bilden soll. Die neue Kamera soll in den USA für rund 20.000 US-Dollar ab Januar 2012 angeboten werden, die Einführung in Europa soll relativ zeitgleich geschehen. Im Herzen der Kamera sitzt ein neuer 4K-CMOS-Sensor mit Super-35-Abmessungen, die Aufzeichnung erfolgt im canon-eigenen XF-Codec mit 50 Mbps und 4:2:2 und maximal im Raster 1080p30 (MPEG2 MXF) auf zwei Compact-Flashcards.
Lange hatte man in der Branche schon darüber spekuliert, nun zeigte Canon in Los Angeles also erstmals öffentlich und mit großem Brimborium die EOS C300. Es wurden Ausschnitte aus ersten Filmproduktionen mit der Kamera gezeigt. Neben den DoPs dieser Filme war zudem noch Martin Scorcese anwesend. Er zog die Parallele, dass die Entwicklung neuer, kompakterer Filmkameras einst seine Art Filme zu machen ermöglicht hatte und seine Karriere in Gang brachte, und dass nun mit kostengünstigen, kompakten Digitalkameras für den Filmbereich wieder ein solcher Entwicklungssprung geschehe, der vielen jungen Filmemachern den Weg in die Kinos ebnen werde.
Es war schon länger über Canons neue Kamera gemunkelt worden. Schließlich hatte der Hersteller mit seinen DSLRs ja den Trend zum Filmen mit geringer Schärfentiefe mit ins Rollen gebracht — oder zumindest um einen Aspekt bereichert. Und tatsächlich hatte das Unternehmen schon während der NAB und der IBC einem ausgewählten Personenkreis hinter verschlossenen Türen und unter dem Siegel der Verschwiegenheit, Designmuster und Prototypen gezeigt.
Canon steigt also im Profibereich in den Ring und will mit der EOS-C300 der Konkurrenz Paroli bieten, wie etwa dem FS100 (Test), vor allem aber dem F3 (Test) von Sony, sowie dem AF100 (Test) von Panasonic. Durch die hohe Qualität der internen Aufzeichnung und wegen anderer Qualitäten der Kamera zogen einige der Betatester auch Parallelen zur Alexa. Unter anderem fiel auch der Satz auf dem Podium, dass es aus Sicht der ersten Anwender praktisch keinen Film gebe, den man mit der EOS C300 nicht realisieren könnte. Es ist sicher auch kein Zufall, dass Red Digital Cinema just den gleichen Tag wie Canon wählte, um Aktuelles über seine schon lange angekündigte Kamera Scarlet bekannt zu geben. Die Weichen für den Einstieg in die Filmwelt sind damit gestellt, und mit der Eröffnung eines Technologie- und Support-Centers in Hollywood möchte Canon diese Anstrengungen offenbar untermauern.
Der Sensor
Canon baut in den EOS C300 einen CMOS-Sensor (8,3 Megapixel) ein, der von Grund auf neu entwickelt wurde, so der hersteller. Der Sensor bietet eine Auflösung von 2.160 x 3.840 Bildpunkten – also 4K — und er arbeitet mit dem Digic DV III Processor.
Objektivanschluss und Objektive
Natürlich weist der Canon-Camcorder EOS C300 einen Canon-Objektivanschluss auf. Darüber lassen sich zahlreiche Canon-EF-Optiken anschließen. Parallel dazu wird es auch die Variante C300 PL geben, die einen PL-Mount bietet und zum gleichen Preis angeboten wird.
Die Zoom-Objektive, die Canon zur NAB als PL-Version vorgestellt hatte, soll es für die EOS C300 in einer PL- wie auch in einer EF-Variante geben. Das eine Zoom deckt einen Brennweitenbereich von 30 bis 300 mm ab, das andere Zoom den Bereich von 14,5 bis 60 mm. Während es diese Zoom-Optiken für PL- wie auch für EF-Mount geben wird, will Canon auch drei Festbrennweiten mit 24, 50 und 85 mm Brennweite anbieten. Sie sollen aber zunächst nur in der EF-Version kommen.
Canon weist darauf hin, dass die neuen Primes alle existierenden EF-Objektive in der optischen leistung übertreffen: das sind laut Hersteller die besten EF-Objektive aller Zeiten. Insgesamt umfasst die EF-Familie inklusive der neuen Objektive mehr als 70 Modelle, die alle an der EF-Version der EOS C300 verwendet werden können.
Wichtig: Die Kamera bietet keinen Autofokus: Es können zwar AF-Objektive montiert werden, aber die Autofokusfunktion wird nicht genutzt. Auch eine Zoomwippe sucht man an der C300 vergeblich: Direkt von der Kamera aus können keine Motorzooms gesteuert werden. Bei der C300 heißt es also wieder Blende, Schärfe und Brennweite selbst manuell einstellen. Als Grund für diese Entscheidung gibt Canon Marktforschung im Filmbereich an.
Das Speichermedium
Um Bild und Ton zu speichern, setzt Canon bei der EOS C300 auf normale, handelsübliche Compact-Flashcards der oberen Leistungskategorien. Im Unterschied zu Sonys F3, die nur mit SxS-Karten arbeitet, orientiert sich Canon bei der EOS C300 also an einem relativ weit verbreiteten Speichermedium, das auch Red bei seinen Kameras nutzt. Es können beide Karten parallel mit den gleichen Daten beschrieben werden, was etwa auch die bei der Vorstellung der Kamera anwesenden Betatester-DoPs bei ihren Produktionen alle aus Sicherheitsgründen genutzt hatten.
Die Formate
Die EOS C300 kann in der maximalen Qualitätsstufe MPEG-2-Dateien mit einer maximalen Datenrate von 50 Mbps in 1080p30 und 720p60 auf zwei CF-Karten aufzeichnen und arbeitet dabei mit 4:2:2-Signalverarbeitung. Zudem ist es – wie auch bei den Canon-Camcordern der XF-Linie – möglich, mit einer Datenrate von 35 Mbps zu arbeiten. Auch in einer mit HDV vergleichbaren Qualität mit einer Auflösung von 1.440 x 1.080 Bildpunkten bei einer Datenrate von 25 Mbps kann aufgezeichnet werden. Für die Ausgabe der Signale steht ein SDI-Ausgang zur Verfügung.
Die Bedienung
Canon hat bei der EOS C300, wie schon erwähnt, weitgehend auf Automatikfunktionen verzichtet: Blende und Fokus werden bei dem Camcorder komplett manuell eingestellt, ebenso Weißabgleich. AE- oder AF-Funktionen sind ebenfalls nicht vorgesehen. Damit will Canon offenbar sein Commitment für die professionelle Film- und TV-Produktion zum Ausdruck bringen.
Die Menüs sollen sich an den Strukturen orientieren, die man von der XF-Camcorder-Reihe her kennt. Als Besonderheit hat Canon bei der Kamera Log-Gamma integriert, was es ermöglicht, mit einem höheren Dynamikunfang aufzuzeichnen das Bild dann per Color Grading in der Postproduktion zu bearbeiten.
Die Ausstattung
Canon will die Kamera als System inklusive LCD-Monitor, XLR-Audioeinheit, Haltegriffen und Akku sowie Ladegerät verkaufen. Die Variante mit EF-Mount soll schon ab Januar für rund 20.000 US-Dollar ausgeliefert werden, die Auslieferung der PL-Variante soll dann ab April folgen.
Besonderheiten
Im 720p-Aufzeichnungsmodus bietet die EOS C300 Slow und Quickmotion mit Frameraten von 1 fps bis zu 60 fps. Auch Intervall- und Einzelbildaufzeichnung sind vorgesehen.
Testimonials, Beispielproduktionen
»Möbius« ist ein Kurzfilm von Vincent Laforet, der mit der EOS C300 realisiert wurde. Außerdem gab es Auschnitte aus »Max is Back«, »Xxit« und »Sword« zu sehen. Diese Vielzahl von Beispielproduktionen zeigt, dass die Entscheidung für Cinema EOS bei Canon nicht erst kürzlich gefallen ist — und dass es schon zahlreiche voll funktionsfähige Kameras gab, als diese Filme gedreht wurden, denn einige davon sind Mehrkameraproduktionen.
Vincent Laforet der Regisseur und DoP von »Möbius« stand ebenso zu einem Podiumsgespräch zur Verfügung, wie Sam Nicholson, der Regisseur von »Xxit«, Felix Alcala, der Regisseur von »Sword« und Richard Crudo, Regisseur und DoP von »Max is Back«. Den Werbefilmer Vincent Laforet kennt man unter anderem von seinen DSLR-Projekten, die er mit Canons 5D Mark II realisiert hat. Richard Crudo war DoP bei zahlreichen Spielfilmen, darunter auch »American Pie«. In Einspielern präsentierte Canon noch weitere Filmemacher, die schon mit der EOS C300 gearbeitet haben, darunter die Britin Polly Morgan, »Rising Star« der Kamerawelt, die jüngst mit ASC-Kameramann Wally Pfister an »Inception« gearbeitet hat.