Avid kündigt Media Composer 6 an
Avid hatte den Media Composer 6 bereits während der IBC in einer Preview gezeigt. Jetzt führt der Hersteller Media Composer 6 offiziell ein und will die neuen Produkte schon ab dem 17. November ausliefern. Die neuen Systeme basieren auf 64-Bit-Architektur, können Red-Epic- und AVCHD-Material direkt verarbeiten, bieten einen DNxHD 4:4:4-Codec und erweiterte Stereo-3D-Funktionalität.
Media Composer 6
Die Media Composer 6 Familie (Media Composer, Symphony, Newscutter) wird ausschließlich mit 64-Bit-Systemen laufen und soll dadurch besonders leistungsfähig sein und hohe Echtzeit-Funktionalität bieten.
Das Interface hat Avid in vielen Bereichen neu gestaltet. Trotz modernerem Look wurden die gewohnten Tastaturshortcuts aber beibehalten – die Bedienung des Programms ändert sich für erfahrene Avid-User also kaum. Auch Media Composer 6 unterstützt die Controller-Hardware der Avid Artist Serie. Neu ist die Möglichkeit, den Color-Grading-Dialog über die Artist Color-Hardware zu bedienen.
Auch im Funktionsumfang gibt es viele Neuheiten. Eine davon ist die AVCHD-Unterstützung via AMA-Linking – damit entfällt das Importieren und Transcodieren des Material. Auf diese Funktion haben sicher viele Endkunden gewartet. Aber auch andere Formate und Codecs unterstützt Media Composer 6: Etwa den DNxHD 4:4:4 Codec für High-End-Editing und Finishing, XDCAM OP1a MXF Export sowie ProRes-Decoding beim PC. In der Mac-Variante wird auch ProRes-Encoding unterstützt. So kann am Mac ein bestehender ProRes-Workflow beibehalten werden, wodurch ein Wechsel von Final Cut Pro zu Media Composer erleichtert werden soll.
Externe Hardware-Lösungen, wie sie etwa Aja, Matrox, Motu oder Blackmagic bieten, wird die neue Produktfamilie um Media Composer 6 ebenfalls unterstützen. Avid veröffentlicht hierzu auch ein Open SDK, welches von Drittherstellern bei der Entwicklung neuer Hardware eingesetzt werden kann.
Im Bereich der Stereo-3D-Funktionalität hat Media Composer 6 einfaches 3D-Editing per »Mix and Match« zu bieten (2D und 3D sowie verschiedene Frameraten). Laut Avid soll in den Media Composer importiertes 3D-Footage in der gleichen Art wie das gewohnte 2D-Material gehandhabt werden können. Zudem gibt es ein simultanes Dual HD-SDI für Aufnahme, Monitoring und Ausgabe.
Neu ist auch eine verbesserte Integration von Avids Audiosoftware Pro Tools: So ist es nun möglich, Surround-Projekte aus Pro Tools direkt mit Media Composer 6 zu synchronisieren. Änderungen, die dann in der Audiomischung gemacht werden, sind auch sofort in der Videotimeline in Media Composer hörbar. Die Synchronisation zwischen den beiden Programmen soll laut Avid nicht nur mit Pro Tools 10, sondern auch mit älteren Versionen von Pro Tools funktionieren.
Mit »Marketplace« integriert Avid im neuen Media Composer zudem ein Browser-ähnliches Tool, über das sich Stock Footage aus dem Netz runterladen und direkt in die Timeline einbinden lässt: Das Footage wird dem User zunächst in Proxy-Files, die mit einem Wasserzeichen versehen sind, zur Verfügung gestellt. Mit diesem kann innerhalb des Projektes kostenfrei »experimentiert« werden. Hat man sich für ein bestimmtes Material entschieden, besteht die Möglichkeit, dieses dann in voller Qualität zu kaufen. Momentan kann der Anwender auf Footage des Anbieters »Thought Equity« zurückgreifen. Neben Footage-Sammlungen sollen über den »Marketplace« auch zusätzliche Plug-Ins für die Video- und Audiobearbeitung innerhalb von Media Composer 6 zur Verfügung stehen.
In der neuen Version unterscheidet Avid nicht länger zwischen einem so genannten »Production Bundle« und einer »abgespeckten« Variante. Stattdessen beinhaltet Media Composer 6 standardmäßig die Zusatzsoftware Avid FX. Es handelt sich dabei um die Boris RED-Erweiterung, die neben einer Filtersammlung zum Beispiel auch Tools für Motion-Tracking und 3D-Text enthält. Weiter kommt Media Composer 6 mit Avid DVD (DVD-Erstellung) und Sorensen Squeeze v8 (Kodierung). Die Editing-Software ist ab dem 17.11.2011 zu einem Brutto-Listenpreis von knapp 2400 Euro verfügbar. Das Update von Media Compser 5.5 auf Version 6 soll für gut 280 Euro möglich sein. Weiterhin bietet Avid ein Crossgrade-Angebot: Final Cut User können Media Composer 6 für gut 1400 Euro inkl. MwSt. erwerben. Regisirtierte Nutzer, die Version 5.5 nach dem 15. Oktober gekauft haben, können kostenlos auf Media Composer 6 updaten.
Als Bestandteil der Media Composer Familie kündigte Avid zudem Newscutter Version 10 an. Auch in Newscutter wurden die zuvor angesprochenen Neuerungen wie beispielsweise 64 Bit-Architektur, neue Bedienoberfläche oder umfangreichere Formatunterstützung integriert. Newscutter 10 liefert Avid im Bundle mit Sorensen Sqeeze zu einem Brutto-Listenpreis von ebenfalls knapp 2400 Euro. Auch hier ist ein Crossgrade von Final Cut Pro möglich.
Symphony: jetzt auch Software-only
Symphony 6 bietet nun ebenfalls 64-Bit-Unterstützung, auch für OSX Lion. Die Editing- und Finishing-Software ist nicht mehr an Avid Nitris DX-Hardware gebunden, sondern lässt sich, wie Media Composer 6, nun auch mit Lösungen von Drittherstellern wie etwa Aja oder Matrox, Bluefish, Motu oder Blackmagic betreiben.
Weitere Neuheiten: Für die Farbkorrektur innerhalb der Symphony wird nun Avids Artist Color vollständig unterstützt, AVCHD- und Red-Epic-Material lassen sich über das AMA-Tool direkt aufrufen und im Team mit Nitris DX hat man eine Lösung für unkomprimiertes Full-Frame Stereo-Editing und RGB 444 und für HD-Workflows, die hardwareseitig AVC-Intra und DNxHD unterstützen.
Avid liefert Symphony 6 mit den Programmen Avid FX, Avid DVD, Sorensen Squeeze v8 sowie Boris Continuum Complete, welches über 200 zusätzliche Filter und Effekte bietet. Auch Symphony 6 ist ab dem 17.11.2011 verfügbar, zu einem Brutto-Listenpreis von knapp 5600 Euro. Die nun separat erhältliche Nitris DX-Hardware wird von Avid für ca. 5100 Euro inkl. MwSt. angeboten.
Des Weiteren stellte Avid mit »Vantage« ein neues Supportmodell für Media Composer-, Symphony- und Pro Tools-Kunden vor. Zu einem Jahrespreis von ca. 110 Euro inkl. MwSt. erhalten Kunden unbeschränkten Web-Support sowie einen kostenreduzierten Telefonsupport. Teilnehmer sollen außerdem Zugang zu vergünstigten Updates sowie speziellen Programmerweiterungen und Effekt-Plug-Ins bekommen. Avid »Vantage« startet im vierten Quartal 2011.
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