In der Wüste
Was treibt die Menschen immer wieder an diesen surrealen, künstlichen Platz, der von Sucht und Gier geprägt ist, wie kaum ein anderer auf der Welt?
Las Vegas ist ein höchst seltsamer Ort, der einen auf merkwürdige Gedanken bringen kann ― besonders dann, wenn man beruflich hier ist und den hier ortsüblichen Vergnügungen nichts abgewinnen kann: den Spielcasinos, die von Beiprogramm wie Zaubershows und Prostitution umrahmt werden. Aber hier findet sie nun mal statt, die NAB, die Must-Show der Broadcast-Branche.
What happens in Vegas, stays in Vegas. So sagt man in den USA, bevor man sich in dieser Stadt Ausschweifungen und Extratouren erlaubt, die zuweilen auch in einer überstürzten Hochzeit in einer der zahllosen Wedding Chapels enden konnten. Zumindest galt das in den Zeiten vor Facebook, wo sich heute die halbe Welt an peinlichen Privatfotos anderer Menschen ergötzen und laben kann.
What happens in Vegas, stays in Vegas? Auch wenn man Facebook außer acht lässt, gilt das in diesen Tagen ganz sicher nicht: Die NAB dient ja gerade dazu, in die Welt zu posaunen, was es an Neuem gibt in der Medienproduktion, im Broadcast-Markt. Oder was es irgendwann mal geben soll ― eine kleine, wichtige Einschränkung: Nie und nirgends wird in der Branche so viel heiße Luft verbreitet, wie während der NABShow. So viele halbgare Produkte werden in Fake-Demos angepriesen und mit Lieferterminen angekündigt, die in einem solchen Ausmaß jeglicher Grundlage entbehren, dass es oft schon ans Lächerliche grenzt.
Aber dazwischen gibt es eben auch wirklich vielversprechende Ansätze, zeichnen sich Trends ab, werden Branchenentwicklungen sichtbar. Und eben deshalb zieht es alljährlich im April große Teile der Branche in die Wüste von Nevada, in diesen Stadt gewordenen Wahnsinn.
Am Tag vor Messebeginn gab es nun schon die ersten Trendprodukte der NAB zu besichtigen: etwa Sonys 4K-Kamera F65 oder Panasonics Stereo-3D-Camcorder. Viele weitere werden in den kommenden Tagen folgen.
Sie werden sehen.