Digitale Anarchie
Bandloses Arbeiten hat sich auch im Broadcast-Bereich zum Status Quo entwickelt: Nicht einmal drei Jahre hat es gedauert, die bandlose Aufzeichnung zum Standardverfahren in der Akquisition zu machen.
Mit der Ankündigung des PMW-500 ist auch bei Sony absehbar, dass es schon in Kürze der Normalfall sein wird, auf Speicherkarten aufzunehmen — sei es auf P2, SDHC, SxS oder CF. Dass Panasonic auch bei seinen Broadcast-Produkten früher oder später von P2 auf SDHC umschwenken wird, kann dabei als sehr wahrscheinlich gelten.
In der Postproduction ist es in größeren, modernen Infrastrukturen ebenfalls normal, Material zentral einzuspielen und dann file-basiert weiter zu verarbeiten. Bis auf wenige Ausnahmen gilt also: Wer neu investiert, steigt auf tapeless um.
Die Infrastruktur in modernen Produktions- und TV-Betrieben hat sich dadurch vollständig verändert. Was allerdings noch auf sich warten lässt, das sind einfachere, gut steuerbare und überschaubare Workflows: Teilweise sind immer noch hanebüchene Umwege und vielfache Transcoding-Schritte nötig, um vom Rohmaterial über den fertigen Beitrag bis zur Ausstrahlung zu gelangen. Die versprochenen Erleichterungen und Effektivitätssteigerungen werden dadurch zumindest geschmälert und zusätzlich bleibt auch Qualität auf der Strecke. Das ganze wird begleitet von immer neuen Codecs, Formaten und anderen Verkomplizierungen. Letztlich klemmt und hakt es — obwohl schon viel geschehen ist — immer noch allen Ecken und Enden.
Für die Anwender ist diese Situation genauso unbefriedigend, wie letztlich auch für die Hersteller: Ständig hechelt man irgendwelchen Entwicklungen hinterher, und wenn der Hase am Ende des Ackers ankommt, ist der Igel nicht nur schon längst da, sondern hält auch schon neue Spielregeln bereit. Die Parabel von Hase und Igel zeigte schon lange vor der Entdeckung digitaler Codecs, dass Geschwindigkeit eben längst nicht alles ist: Wer auch sein Hirn benutzt, ist im Vorteil.
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