Olympische Leistungen in HD
ARD und ZDF freuen sich dieser Tage über Traumquoten: Mit der Berichterstattung der olympischen Spiele aus Vancouver erreichen die beiden Sender mehr Zuschauer, als sie sich sonst erträumen können. Die olympischen Winterspiele werden ihren Teil beitragen, den Jahresdurchschnitt des Zuschauerzuspruchs der öffentlich-rechtlichen Anstalten in die Höhe zu treiben — und dann kommt ja auch noch die Fußball-WM.
Der Aufwand, den die beiden Sender für die Berichterstattung aus Vancouver und Whistler betreiben, um diese Zuschauerzahlen zu erreichen, er ist enorm: Rund 650 Mitarbeiter sind vor Ort in Kanada und sorgen dafür, dass die Berichterstattung von Olympia in bester HD-Qualität in den deutschen Wohnzimmern landet. Wie das geht, können Sie im Olympia-Blog von film-tv-video.de nachlesen, dessen erste sieben Teile schon online sind.
Mit den olympischen Spielen begann für ARD und ZDF der HD-Regelbetrieb: Aus Vancouver werden rund 320 Stunden Programm in HD gesendet. Wer Fernsehen per Satellit empfängt und sich einen HD-Receiver gekauft hat, kann die gute Qualität, die ARD und ZDF liefern, auch schon genießen. Derzeit gibt es zwar noch keine belastbaren Zahlen darüber, wie viele Zuschauer sich für diese Möglichkeit entschieden haben, aber die umfangreiche Berichterstattung von ARD und ZDF wird sicher beim einen oder anderen die Entscheidung beschleunigen, einen HD-Receiver zu kaufen.
Dann wird auch endlich wahr, wovon viele in der Branche schon vor vier Jahren geträumt haben: Internationaler Fußball in HD. Die Berichterstattung von der Fußball-WM in Südafrika könnte für viele Zuschauer der Zeitpunkt werden, zu dem sie endlich auf HD umstellen.
Für den Endkunden gibt es allerdings nach wie vor viele offene Frage, und weder die Geräte-Industrie noch die TV-Sender machen den Zuschauern den HD-Einstieg so leicht, wie es ratsam und sinnvoll wäre: Wer etwa via Kabel empfängt, muss deutlich mehr Hürden überwinden, um HD zu empfangen, als Satellitenkunden — und selbst denen wäre es sicher lieber, wenn das Ganze einfacher vonstatten ginge. Wer nicht nur ARD und ZDF, sondern auch die großen Privaten wie RTL, Sat1 und ProSieben in HD sehen möchte, der muss zusätzlich noch HD+ abonnieren. Der Zuschauer braucht dann einen HD-Receiver, der auch die HD+-Smartcard aufnehmen kann. Im ersten Jahr ist der Empfang von HD+ noch kostenlos, danach wird dieses Paket 50 Euro pro Jahr kosten.
Die Prognosen darüber, wie die Zuschauer dieses Modell aufnehmen, sind ganz unterschiedlich. Letztlich ist völlig offen, ob und wie dieses Bezahlmodell in Deutschland funktionieren wird. Sind die Zuschauer bereit, für die bessere Bildqualität auch mehr zu bezahlen?
Doch wie auch immer die Entscheidung ausfallen mag, immerhin sind nun endlich auch in Deutschland die Weichen für HD gestellt. Zeit dafür wurde es. Und während nun in den meisten Wohnzimmern gerade mal über HD nachgedacht und auch verhalten aufgerüstet wird, klopft schon die nächste Technologie an: Stereo-3D bittet um Einlass. Teile der Fußball-WM und der nächsten Olympischen Spiele in London sollen in Stereo-3D produziert werden. Hoffentlich reicht dieser Zeitplan dafür aus, dass sich HD bis dahin einigermaßen gut etablieren kann.
Sie werden sehen.
P.S.: Nach mehr als 1.500 von rund 2.000 geplanten Dopingkontrollen wurde bei den Winterspielen 2010 bislang noch kein echter Dopingfall aufgedeckt. Bis auf eine öffentliche Verwarnung für eine russische Eishockeyspielerin, die ein aufputschendes Mittel eingenommen hatte — was als leichtes Vergehen gilt und keine Sperre zur Folge hat — sind die Spiele also bisher zumindest nach offizieller Lesart »sauber«. So können die Reporter ohne Hemmungen von »überragenden Laufleistungen« im Biathlon schwärmen und sich über unerwartete Verbesserungen der Leistungen einzelner Athleten freuen. Die Proben werden aber acht Jahre lang aufbewahrt …