16 mm: Der Anfang vom Ende eines Formats
Noch nie war es so günstig, eine hochwertige, ausgereifte 16-mm-Kamera zu kaufen: Arri bietet seine Arriflex 416 derzeit in drei Paketen mit Rabatten von rund 50% an. Das ist aber natürlich auf der anderen Seite auch ein klares Zeichen dafür, dass sich die Ära dieses Filmformats nun langsam dem Ende entgegen neigt — auch wenn Arri verspricht, sich keineswegs aus dem 16-mm-Bereich zurück zu ziehen und die 16-mm-Anwender auch weiterhin mit Equipment zu versorgen.
Arri war im Sales-Bereich bisher nie für große Rabatte bekannt. Wer eine Arri-Filmkamera sein eigen nennen wollte, der musste stets Preise nah am Listenpreis dafür bezahlen. Nun prescht der Hersteller zum Jahresende mit einer massiven Rabattaktion vor: Drei verschiedene Pakete, die jeweils aus der Filmkamera Arriflex 416, mehreren Ultra-Prime-Objektiven, einer Schärfenzieheinrichtung und weiterem Zubehör bestehen, werden zu Preisen angeboten, die rund 50 % unter dem Listenpreis liegen. Pakete für 70.000, 75.000 und 100.000 Euro hat der Hersteller geschnürt (Nettopreise).
Ein gute Möglichkeit für alle Filmfans, sich so günstig wie nie zuvor mit einer absolut hochwertigen, ausgereiften 16-mm-Filmkamera von Arri und passenden, modernen Objektiven zu versorgen, die Zeiss für Arri fertigt. Arri legt Wert auf die Feststellung, dass das Unternehmen den 16-mm-Markt weiter bedienen werde und keineswegs beabsichtige, sich aus dem 16-mm-Markt zurück zu ziehen.
Dennoch hat das Angebot Signalwirkung, die auch über Arri hinaus reicht und vor einem mehrdimensionalen Hintergrund betrachtet werden muss: Würde das Geschäft im Filmkamerabereich von Arri brummen, wäre diese Rabattaktion nicht nötig. Die momentane Wirtschaftslage verlangt von allen Herstellern ungewöhnliche Maßnahmen und der 16-mm-Bereich ist davon ganz besonders betroffen. Der allgemeine Trend geht eben zu digitalen Kameras und auch Arri selbst befeuerte hier die Fantasie mit der Ankündigung von drei neuen Digitalkameras im Rahmen der IBC2009 (siehe Meldung, Videoreport, HQ-Video), die im kommenden Jahr sukzessive auf den Markt kommen sollen. Auch wenn etwa zur Onboard-Aufzeichnung dieser angekündigten Kameras noch keine offiziellen Angaben vorliegen und somit vorerst noch einige Fragezeichen bleiben, richtet sich Arri damit auf der Herstellerseite des Unternehmens ganz klar neu aus. Dass es die Notwendigkeit und den Willen hierfür gibt, sprach Franz Kraus, Vorstand der Arri AG, schon in der ersten Jahreshälfte 2009 im Interview mit film-tv-video.de klar und offen aus.
Der 16-mm-Bereich ist insgesamt rückläufig, das berichtet auch die Mehrheit der Equipment-Verleiher, die im 16-mm-Bereich aktiv sind (mehr dazu in Kürze). Man kann hier aber im Lauf der weiteren Marktentwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von einem schlagartigen Verschwinden oder Abreißen ausgehen, sondern — allein schon wegen der großen Menge von Equipment, die im Markt ist — von einem langsamen, mehrjährigen Abklingen auf ein schließlich deutlich niedrigeres Niveau.
16-mm-Kameras und deren Zubehör auch ohne den Einsatz von Film als Aufnahmemedium weiter nutzen zu können, ist eine andere Überlegung, die derzeit Früchte trägt: Das Digimag von P+S Technik (siehe Videoreport, HQ-Video) sowie weitere Überlegungen in dieser Richtung, wollen sich die weite Verbreitung von 16-mm-Film-Equipment in Europa zunutze machen.