Mehr Pixel aus der Old-School-Ecke
Die digitale Cinematographie musste viele Jahre darum kämpfen, zu einer anerkannten Produktionsmethode zu werden. In der klassischen Filmwelt galt lange alles als verpönt, was nur im entferntesten nach Elektronik und digitaler Aufzeichnung roch.
Über die Jahre hat sich das schrittweise verändert, und was in der Postproduktion mit nonlinearen Schnitt- und Effektsystemen seinen Lauf nahm, ist nun auch in der Akquisition einen gehörigen Schritt weitergekommen. Wenn sogar ein Filmtraditionalist wie Arri mit voller Kraft daran arbeitet, drei neue digitale Kameras für den TV- und Spielfilmmarkt zu entwickeln, dann ist klar, dass es die digitale Cinematographie endgültig geschafft hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich auch das Digi-Mag von P+S-Technik, mit dem sich eine der populärsten 16-mm-Filmkameras aller Zeiten auf digitale Aufnahme umrüsten lässt: Old School meets New School.
Einen wesentlichen Anteil daran hat — zumindest als Katalysator — Red Digital Cinema. Auf der Messe ohne Stand und stattdessen nur mit einem Guerilla-Auftritt präsent, war das Unternehmen auch bei der IBC2009 wieder auf vielfältige Weise vertreten: Praktisch alle Postproduction-Anbieter haben ihre Red-Integration verbessert und bieten weiter optimierte Workflows für Red-Daten an, viele arbeiten an der Integration der Beschleuniger-Hardware Red Rocket, die Echtzeitfunktionalität mit den Raw-Daten der Red One ermöglicht.
Gleichgültig, wie man insgesamt zur Red-Manie steht, eines muss man anerkennen: Den kalifornischen Kamera-Revoluzzern ist es mit ihrem ersten Produkt gelungen, einen ganzen Branchenzweig wachzurütteln und einen Marktbereich zu schaffen, den es zuvor nicht gab.
Solchermaßen getriggert, kommen die interessantesten Innovationen der diesjährigen IBC nicht von den üblichen Verdächtigen aus der digitalen Welt, sondern von Unternehmen, die fest im klassischen Filmgeschäft verwurzelt sind: Ein deutlicher Indikator dafür, dass die digitale Cinematographie das Reich der Exotik endgültig verlassen hat.
Dazu passt auch eine Meldung aus der Videowelt: Hier ist der Markt schon gekippt und im vergangenen Quartal wurden laut den Markt- und Trendforschern von Futuresource erstmals in Europa im Broadcast- und Pro-Video-Markt mehr bandlose Camcorder verkauft, als solche mit Bandlaufwerk.
Damit schickt sich der IT-Bereich an, den Bereich der Bildaufnahme bis auf ein paar kleine Reste so gut wie komplett zu verschlucken. Und auch an Stellen, wo Arri sich gegen diesen Trend stemmt, rückt die IT-Technologie dem Film in der Postproduktion immer intensiver zu Leibe: Um auch mit 16-mm-Film HDTV-kompatibel aufnehmen zu können, bietet Arri die Software-Lösung Relativity an, mit der sich filmtypische Bildfehler korrigieren lassen.
Da wird klar: Es wird schon in naher Zukunft fast unmöglich sein, irgendwo noch Bilder zu betrachten, die nicht irgendwann schon mal digital waren. Und gleichzeitig neigt sich die Ära, in der es mit Film und Videoband spezielle Medien für die Speicherung von Bildern gab, ganz langsam ihrem Ende zu.
Sie werden sehen.