Down to Earth
Wenn man einen gemeinsamen Tenor bei den ersten großen Pressekonferenzen der NAB2009 herausfiltern kann, dann vielleicht diesen: Die Aufgeregtheit früherer Jahre ist einer stärkeren Bodenhaftung gewichen. Wo seither um große, wie um kleine Neuheiten stets ein großes Bohei gemacht wurde, ist nun alles etwas ruhiger, unaufgeregter, gedämpfter.
Wenn das ganz Grelle früherer Messen etwas abgemildert wird, dann wird das besonders von Besuchern aus Europa oft sogar als wohltuend empfunden: Plötzlich wird darüber geredet, was möglich und realistisch ist, statt über das, was eigentlich nur als Vision in Powerpoint-Charts existiert. Auffällig: Das Wort Krise fällt in Vorträgen und Gesprächen so gut wie gar nicht. Stattdessen wird nur kurz aufs harte ökonomische Klima hingewiesen, kaum Gejammer, wenig Wehklagen. Positives Denken demonstrierte Alec Shapiro von Sony USA, als er während der Pressekonferenz sagte: »Reality for our business is optimism«. Für die an Euphemismen keineswegs arme Marketing- und Business-Sprache im amerikanischen Wirtschaftsraum ein fast schon bemerkenswerter Satz.
So kann man der angespannten Wirtschaftssituation, die mindestens auf der Herstellerseite deutlich spürbar ist, wenigstens im Messegeschehen etwas Gutes abgewinnen: Sie sorgt dafür, dass sich viele Hersteller wieder aufs Wesentliche konzentrieren und vielleicht auch manches, was sich über die Jahre aus einer gewissen Gewohnheit heraus etabliert hat, neu überdenken. So eröffnet sich neuen Ideen eine Chance, gehört zu werden, denn solange es gut läuft, bleibt ja doch meist alles beim Alten.
Jetzt aber geht es für die Hersteller darum, die Kunden trotz knapper Budgets und nochmals wachsendem Kostendruck zu überzeugen. Das geht nur mit Produkten und Technologien, die dem Kunden einen echten Vorteil bringen. Das Neue, nur um des Neuen willen, leisten sich nur noch wenige und von ins Fantastische übersteigerten Marktpotenzialen, die der jeweils aktuelle Hype generieren werde, will derzeit niemand etwas hören.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob die neuen Botschaften der Hersteller auch bei den Messebesuchern ankommen. Manches spricht dafür, denn nur gemeinsam lassen sich die aktuellen Herausforderungen bestehen — und zumindest daran haben alle ein Interesse.
Sie werden sehen.