ProSiebenSat.1: de Posch geht, Jobabbau in der Produktion geplant, Fußball ab 2009
Vorstandschef Guillaume de Posch verlässt ProSiebenSat.1 auf eigenen Wunsch bis spätestens Ende Dezember 2008. In der Produktionssparte des Unternehmens sollen angeblich 85 Stellen abgebaut werden — auch durch Entlassungen. Mit neu erworbenen Fußballrechten soll es ab 2009 im Sportbereich für die Sendergruppe wieder aufwärts gehen.
Bei ProSiebenSat.1 (P7S1) rumort es seit geraumer Zeit: niedrige Einschaltquoten, schlechter Börsenkurs, Probleme mit den Werbekunden und der Umbau im Technikbereich (siehe Meldung) drücken auf die Stimmung. Mit dem nun angekündigten Weggang des Vorstandschefs Guillaume de Posch kommt eine weitere Nachricht, die viele Mitarbeiter negativ stimmt. Die Ankündigung des Weggangs von de Posch erfolgte überraschend und wurde auch an der Börse durchwachsen aufgenommen.
Götz Mäuser, Aufsichtsratschef bei P7S1 bedauert de Poschs Entscheidung und sagt: »Wir werden nun eine fokussierte Suche nach einem Nachfolger einleiten, um einen erstklassigen Medienmanager für ProSiebenSat.1 zu gewinnen«. Mäuser selbst ist Partner beim Finanzinvestor Permira, der wiederum Mehrheitseigentümer bei ProSiebenSat.1 ist und der natürlich auch großes Interesse daran hat, dass der Konzern seine Schulden in Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro abbaut — die ihm zum großen Teil erst von den Investoren aufgebürdet worden waren. Dass die Suche nach einem Nachfolger für de Posch offenbar erst jetzt beginnt, ist ein Zeichen dafür, dass es sich tatsächlich um eine überraschende Entscheidung von Seiten de Poschs handelt.
Entlassungen im Produktionsbereich bestätigt
Zur dadurch gedrückten Stimmung in der Sendergruppe kommt noch die Nachricht, dass offenbar weitere Stellen bei der Produktionssparte von P7S1 abgebaut werden sollen. Die Süddeutsche Zeitung spricht von 85 Stellen, die bei der P7S1 Produktion gefährdet sein sollen, der Konzern selbst bestätigte angeblich gegenüber der Zeitung die Tatsache, dass es Entlassungen geben werde, macht aber zu den Zahlen keine Angaben.
Erst im April 2008 hatte P7S1 bekanntgegeben, dass man mit IBM einen Outsourcing-Vertrag geschlossen hatte, der vorsieht, dass IBM alle IT-Business-Applikationen sowie die IT- und Mediensysteme der P7S1 Produktion übernimmt und ausbaut (siehe Meldung). Bestandteil des Vertrags ist demnach, dass im ersten Quartal 2009 rund 170 Mitarbeiter von der P7S1 Produktion zu IBM wechseln sollen. Nun geht das Ausbluten der Produktionssparte also weiter.
Bessere Quoten mit Fußball?
Einen Tag nach Bekanntwerden von de Poschs Weggang meldete der Sender, dass sich Sat.1 für rund drei Jahre die Fernsehrechte für die Champions League und den UEFA-Cup gesichert habe. Jetzt soll Sat.1 also wieder zum Fußballsender umgebaut werden. Zum Preis für die Rechte machte der Sender keine Angaben, die Rede ist allerdings von bis zu 80 Millionen Euro im Jahr.
Wie die Auswertung der Rechte aussehen wird, ist wohl auch noch nicht ganz klar: In der Vergangenheit hatte der Sender zwar auch schon einzelne Champions-League-Spiele gezeigt, diese wurden aber von Premiere produziert und zugeliefert. Derzeit prüft der Sender offenbar auch, wieder eine eigene Sportredaktion aufzubauen.
Vom Einkauf der Sportrechte erhofft man sich bei ProSiebenSat.1 offenbar, aus dem Quotental herauszukommen und zumindest Sat.1 wieder zu einem reichweitenstarken Sender umbauen zu können — eben auch mit Fußball.