JPEG2000 als Produktionsplattform getestet
Im Rahmen des Projektes »Werkzeuge für die Medienproduktion« entwickelt das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Kooperation mit Iridas, AVT, IRT und Dalet einen Workflow für die Filmpostproduktion auf Basis von JPEG2000. Die CineMedia-Tochter Bavaria Bild & Ton testete eine erste Version des Systems in der Praxis bei einem Kurzfilm-Projekt.
JPEG2000 ist ein Dateiformat und Kompressionsstandard mit vielen Vorteilen, aber in der Praxis noch nicht sehr weit verbreitet. Im Rahmen eines Forschungsprojektes entwickelt das Fraunhofer-IIS derzeit ein verteiltes Produktionssystem, das die Vorteile von JPEG200 in den Bereichen Produktion, Postproduktion und Archivierung nutzbar machen soll. Ziel ist es, eine formatübergreifende Produktions- und Archivierungsplattform für digitales Kino, TV, HDTV und Mobil-TV zu schaffen. Nun hat die zur CineMedia-Abteilung CinePostproduction gehörende Firma Bavaria Bild & Ton die erste Version dieser Plattform beim HFF-Kurzfilm »Eine kleine Anekdote« in der Praxis getestet. Dabei wurde mit einem Postproduktionssystem von Iridas gearbeitet, das speziell für das Testprojekt angepasst und hinsichtlich seiner Funktionalität erweitert wurde.
Das 16-mm-Drehmaterial des Kurzfilms wurde hoch aufgelöst abgetastet, in JPEG2000-Dateien umgewandelt und direkt ins SAN-System der CinePostproduction überspielt. Die Grundidee des Systems besteht darin, diese Originaldateien bis zum Ende der Bearbeitungskette unverändert zu erhalten und im Verlauf der Postproduction und auch später in der Distribution flexibel auszulesen und auszugeben. JPEG2000 bietet hierfür eine gute Basis.
Die auf das Material bezogenen Werte der Musterabtastung sowie verschiedene Farbkorrektureinstellungen wurden in einem separaten Metadaten-Set abgelegt. Das bietet aus Sicht der Entwickler hohe Flexibilität bis zur endgültigen Bestimmung des Filmlooks. Dieses nicht-destruktive Verfahren ermöglicht es zudem, dass Metadaten-Sets für verschiedene Distributionsformate erstellt werden können, ohne das Originalmaterial zu verändern. Erst wenn der Look für die Ausspielung optimal erscheint, wird das ausgewählte Parameterset als Grundlage für die Farbkorrektur des Digital Intermediate angewendet. Dank der Skalierbarkeit und der Einzelbildkodierung, die JPEG2000 bietet, muss das Negativ für das Conforming nach dem Kreativschnitt nicht erneut abgetastet werden.
Die Übertragung der Muster an den Drehort via Internet erfolgte beim Testprojekt im H.264-Format. Dieses erlaubt sehr schnelle Transfers bei guter Bildqualität, so die Beteiligten. Die Online-Muster konnten per Download flexibel verteilt und in diesem Format direkt im Kreativschnitt der Filmproduktion Walker+Worm verwendet werden.
In einem weiteren Schritt ist die Archivierung des Filmmaterials in JPEG2000 geplant, so dass im Rahmen eines verteilten Produktionsarchivs stets auf das Original und auf die notwendigen Metadaten-Sets zugegriffen werden kann. Die Anpassung des Formats an die gewählte Ausspiel- und Übertragungsform ist ohne großen Zeit- und Arbeitsaufwand jederzeit möglich.
Nächste Schritte für den Aufbau eines verteilten Produktionsarchivs für Kino und TV sind bis 2008 geplant. Partner des vom Bayerischen Ministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie geförderten Projektes sind neben CinePostproduction Bild & Ton und Fraunhofer-IIS, das Institut für Rundfunktechnik (IRT), AVT, Dalet-a.n.n und Iridas.