Cinegate: Auf dem Weg in die HD-Zukunft
Mit umfangreichen Investitionen hat der Verleiher Cinegate zu Beginn des Jahres die HD-Zukunft des Unternehmens eingeläutet – und zieht nun eine erste positive Bilanz.
Für Cinegate-Geschäftsführer Martin Abert ist klar: In zwei Jahren will er 30 % des Firmen-Umsatzes mit HD-Business machen. Bewusst plakativ fasst Abert das so zusammen: »Wir wollen nicht nur die Filmbude sein, denn die Zukunft ist HD.« Aus diesem Grund investierte der Verleiher, der bis dato in den Bereichen Film, Licht und Grip sehr stark war, Anfang des Jahres kräftig in HD-Equipment. Für rund 1,2 Millionen Euro orderte Cinegate HD-Geräte, darunter auch die unlängst übergebene digitale Filmkamera Sony F23 (siehe Report). Die F23 spielt in der Cinegate-HD-Strategie eine zentrale Rolle, denn aus der Sicht von Martin Abert ist diese HD-Kamera eine echte Alternative zur klassischen Filmkamera — und nicht nur das: »Ich sehe die F23 auf Augenhöhe mit der Genesis, die im Ausland eine viel größere Rolle im Markt spielt als in Deutschland. Der Rental-Preis der F23 wird aber um rund 30 % niedriger liegen.« Für Abert sind das klare Indizien dafür, dass sich die Kamera im Bereich der Produktion von Spielfilmen und Werbung gut etablieren dürfte.
Dass es mit der Anschaffung von ein paar HD-Geräten für den Verleihpark aber nicht getan ist, darüber war man sich bei Cinegate schon lange vor dem Start der HD-Initiative im Klaren, erläutert Martin Abert. Deshalb investierte Cinegate auch in Knowhow und verstärkte sich personell mit Technikern für Service und Support sowie mit dem HD-Supervisor Daniel Sippel (siehe Meldung), der interne Schulungen durchführt und Kunden in puncto HD berät.
Schon seit geraumer Zeit verzeichnet Abert bei seinen Kunden ein starkes Interesse an HD. Gut die Hälfte der Projekte würden parallel in HD angefragt, am Ende sei der Einsatz von HD allerdings oft daran gescheitert, dass den Produzenten das letzte Quäntchen Erfahrung und Vertrauen in die neue Technik fehlte. Abert: »Bei vielen Spielfilm-Projekten ist der Schritt zu HD ganz klein, da wird wirklich ernsthaft erwogen, auf die neue Technik zu gehen. Das trifft auf rund 40 % der Projekte zu, die bei uns parallel in Film und HD angefragt werden.«
An dem letzten kleinen Schritt in Richtung HD zu arbeiten, sieht Abert auch als Aufgabe eines Verleihers und insgesamt geht er davon aus, dass sich das im Lauf der Zeit ohenhin ändern werde — was schon jetzt zu spüren sei: Viele junge Regisseure wünschten den Look, den HD ermögliche, und nachdem nun auch große Produktionen wie »Speed Racer« digital mit einer F23 gedreht würden (siehe Meldung), sieht Abert den Wendepunkt erreicht. »Die nachwachsenden Regissuere, Produzenten und Kameraleute sind video-, elektronik- und IT-affin, da wird sich ganz automatisch einiges verschieben. Die höhere Arbeitsgeschwindigkeit am Set und schnellere Abläufe, bis die Produktion im Kino oder Fernsehen ankommt, das wird zusammen mit den Vorteilen bei VFX die Verbreitung von HD stark beschleunigen«, resümiert Abert. Dass sich HD in Deutschland bis dato eher schleppend etabliert habe, führen Abert und Sippel unter anderem darauf zurück, dass die Hersteller HD zunächst als Ersatz für Film positoniert hätten — eine ungeschickte Strategie, die viele Filmleute verprellt habe und unter der man bisweilen heute noch leide. »Die HD-Hersteller haben im Filmbereich viel verbrannte Erde hinterlassen. Sie haben es am Anfang nicht verstanden, dass man die Filmleute mit ihren reichen Erfahrungen abholen muss und nicht vor den Kopf stoßen sollte, wenn man sie für eine neue Technologie begeistern will«, bilanziert Daniel Sippel. In der F23 sehen Sippel und Abert nun durch die Bauform und die Gesamtkonzeption einen Grad an Ergonomie erreicht, der reibungsloses, praxisgerechtes Arbeiten ermögliche, besonders zusammen mit der Möglichkeit zur kabellosen Aufzeichnung und dem robusten Workflow.
In der Zukunft, so glaubt man bei Cinegate, werde sich hochauflösendes Video als weiteres Medium neben Film etablieren: »Es wird 35- und 16-mm-Film neben HD geben und zwar für eine ziemlich lange Zeit«, ist sich Abert sicher. Einen Vergleich dazu zieht Abert beim Licht: »Früher gab es nur Kunstlicht und Tageslicht, heute gibt es auch Fluoreszenz-Leuchten und in Zukunft kommt LED dazu — aber das alles existiert parallel.«
Unternehmensweit betrachtet — Cinegate gibt es in neun Standorten in Deutschland und in zwei Standorten im Ausland — erzielt Cinegate derzeit 14 % des Umsatzes mit Video, wobei der Anteil von SD sinkt und der von HD rasch wächst. Die Schwerpunkte sind laut Martin Abert in den einzelnen Niederlassungen recht unterschiedlich, aber die Zeichen stehen auf Wachstum für HD.
Den Schlüssel, um kompetent als Komplettanbieter für Grip, Licht und Kamera auftreten zu können, sieht Abert im Personal. So soll jeder Mitarbeiter bei Cinegate Grundwissen aller angebotenen Technologien erwerben, aber es soll im Unternehmen auch Mitarbeiter geben, die speziell auf HD und Video ausgerichtet sind. Daniel Sippel geht davon aus, dass es in Zeiten von HD für den Verleiher immer wichtiger werde, nicht nur Produkte, sondern auch praxisorientierte Schulungen und Workshops anzubieten. Sippel merkt weiter an, dass es bei der Vielfalt an Formaten, Produkten und Zubehör für die Kameraleute mittlerweile kaum noch möglich sei, den Überblick zu behalten. Gerade an den Schnittstellen zwischen Produktion und Postproduktion gebe es immer wieder Schwierigkeiten, die sich nur mit fundiertem Wissen umgehen ließen, so Sippel. Um hier den Kunden noch besser helfen und kompetenter beraten zu können, bereitet Cinegate derzeit eine Kooperation mit einem Post-Haus vor, will aber noch nicht verraten, um wen es sich dabei handelt.
Dass HD keineswegs nur am absoluten High-End stattfindet, sieht man bei Cinegate ganz klar und eindeutig so. Deshalb habe man auch schon früh in den Panasonic-Camcorder AG-HVX200 investiert und mit dem teureren HPX2100 auch einen größeren P2-Camcorder im Verleih, erläutert Martin Abert.
Die generelle Ausrichtung von Cinegate macht aber die Anschaffung der F23 deutlich: Es geht dem Unternehmen darum, im Spielfilm- und TV-Movie-Bereich seine gute Marktposition auch für die Zukunft zu sichern. Auch zwei Red-Kameras habe man bestellt, auf die man aber aufgrund der vergleichsweise hohen Reservierungsnummer wohl noch etwas warten müsse, so Abert. Die ersten Früchte der Cinegate-HD-Strategie könne man dagegen schon jetzt ernten, so Martin Abert, der jedoch gleichzeitig in die Zukunft blickt: »In fünf Jahren will Cinegate zu den großen HD-Playern in Deustchland gehören, mit 40 % HD-Anteil am eigenen Umsatz.«