Grass Valley: Canopus-Gründer Yamada zieht sich zurück
Im Topmanagement von Grass Valley kehrt keine Ruhe ein: Zum Ende Juni 2007 zieht sich Hiroshi Yamada zurück. Der Gründer von Canopus hatte nach der Übernahme seines Unternehmens durch Grass Valley verschiedene Führungspositionen bekleidet, zuletzt die des Senior Vice President of Desktop & Enterprise Solutions von Thomsons BPS-Division und er leitete zudem die Aktivitäten dieses Thomson-Bereichs in Japan.
Hiroshi Yamada steht dem Management des Unternehmens nach offiziellen Firmenangaben weiterhin in beratender Funktion zur Verfügung, zieht sich aber aus dem operativen Geschäft zurück und legt seine Ämter bei Thomson und Grass Valley nieder.
Damit geht der Umbau im Management von Grass Valley weiter, den viele Branchenbeobachter als Ausdruck für einen womöglich tiefer gehenden Wandel und eine Neuausrichtung des Unternehmens halten. Auch der bisherige Grass-Valley-Chef Marc Valentin wird, wie früher schon angekündigt, das Unternehmen zur Jahresmitte verlassen und bis dahin noch »verschiedene strategische Aufgaben innerhalb von Thomson« wahrnehmen (siehe frühere Meldung hierzu).
Grass Valley war im Februar 2007 mit dem Wechsel von Marc Valentin auf den neuen Chef Jacques Dunogué in drei Business-Units untergliedert worden, bis dahin hatte es vier Profit-Center und mehrere übergreifende Bereiche gegeben. Die neue Unit-Struktur: Broadcast & Professional Solutions, Integration & Transmission Solutions und Video Network Solutions. Jede der drei Units steht unter der Leitung eines eigenen Führungsteams, das einen eigenen Fokus verfolgen soll.
Der nun scheidende Hiroshi Yamada blickt laut Pressemitteilung von Grass Valley stolz und zufrieden auf die Leistungen des Canopus-Teams und auf dessen Integration in Thomson BPS zurück und sagt: »Während diese Branche nun in eine neue Wachstumsphase eintritt, ist es Zeit für eine neue Generation von Führungskräften.« Yamada sieht demnach die Integration von Canopus als abgeschlossen an und glaubt, dass das aktuelle Team den Erfolg fortführen kann.
Viele in der Branche sehen das Thema der Integration allerdings etwas anders und befürchten, dass größere Einschnitte und Umstrukturierungen bei Grass Valley erst noch anstehen. Die meisten einzelnen Produkte und das Knowhow der Mitarbeiter werden allgemein als gut beschreiben, aber die Integration des Unternehmens sehen viele als keineswegs abgeschlossen an. Ausdruck findet das in der derzeit breitesten Produktpalette, die ein einzelner Anbieter im Broadcast-Bereich vorweisen kann, die aber nicht so miteinander verzahnt ist, wie das möglich und sinnvoll wäre. Ein kleines Beispiel kann das verdeutlichen: Grass Valley hat HD-Zeitlupenkameras im Angebot, wie sie heute jeder Ü-Wagen-Betreiber braucht, der im Sportbereich aktiv ist. Aber das Unternehmen kann bis heute keine Möglichkeit anbieten, um die Zeitlupensignale dieser Kameras auch aufzuzeichnen, obwohl Grass Valley auch eigene Server im Produktprogramm hat. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass dem Unternehmen bislang in vielen Bereichen ein schlüssiges Konzept dafür fehlt, das in die Praxis umzusetzen, was als Vision vorgegeben ist und Thomson auf der Firmen-Website auch klar formuliert: Thomson strebt an, sich in den kommenden Jahren als Weltmarktführer bei digitalen Videotechnologien zu positionieren.
Eine der Vermutungen, was bei Grass Valley nun anstehen könnte, lautet so: Marc Valentin, der bisherige Chef von Grass Valley, dem gute Beziehungen zur höchsten Konzernebene bei Thomson nachgesagt werden, wurde aus der Schusslinie gebracht. Nun wird zunächst das Management neu organisiert und der aktuelle Grass-Valley-Chef Jacques Dunogué wird anschließend eine Neustrukturierung von Grass Valley durchführen, wobei unpopuläre Massnahmen nicht ausgeschlossen sind.
Fakt ist: Dunogué kommt aus dem Telekom-Bereich, ist in der Thomson-Hierarchie eine Ebene oberhalb des seitherigen Grass-Valley-Chefs Valentin angesiedelt, wo er als Senior Executive Vice President Thomsons Systems Division leitet, zu der unter anderem auch Grass Valley gehört. Zur NAB2007 betonte Dunogué — wahrscheinlich absichtlich — seine Distanz zur Branche, indem er sagte: »Dies ist meine erste NAB. (…) Ich bin eine Telco-Mann.« Bevor er dann zu einer Analyse des Broadcast-Bereichs überging — mit einem starken Fokus auf Mobile TV.
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