Bildqualität? Kommt ganz drauf an!
Dass immer neue Formatvarianten die Medienlandschaft bevölkern, war schon öfter Thema bei www.film-tv-video.de und man hat sich auf der Anwenderseite mit dieser Entwicklung im Grunde schon weitgehend abgefunden. Dieses Thema wird aber die Branche in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen und deshalb lohnt sich der Blick darauf immer wieder.
Das vergleichsweise junge HDV-Format etwa gibt es in den Geschmacksrichtungen 720p und 1.080i, zudem stehen noch jeweils mehrere Bildraten zur Verfügung. Die Folge: Je nachdem, was der Camcorder bietet und was gerade eingestellt ist, kann die Bildqualität ganz unterschiedlich ausfallen. Der neueste HDV-Camcorder, JVCs GY-HD100 ist etwa als 720p-Camcorder ausgelegt, zudem beherrscht dieses Gerät aber auch noch andere Kombinationen aus verschiedenen Zeilenzahlen und Abtastverfahren. Und ganz normales DV kann dieser Camcorder auch noch aufzeichnen.
Außerdem kann er intern konvertieren, also etwa Szenen, die in 720p aufgenommen wurden, als PAL-Signal ausgeben. Das sind schon jede Menge Möglichkeiten, die ganz erheblichen Einfluss darauf haben, wie das Bild am Ende aussieht. Eine allgemeine, übergreifende Aussage zur Bildqualität dieses Camcorders lässt sich daher gar nicht mehr so einfach treffen.
Es geht aber sogar noch detailversessener: Über den FX1/Z1 von Sony wird allgemein gesagt, er erreiche im DV-Modus nicht die DV-Qualität des VX2000/PD170. Allerdings, so wenden andere ein, gelte das nur für den 4:3-Betrieb. Bei 16:9-Aufnahmen im DV-Modus sei der FX1/Z1 dagegen der klar bessere Camcorder, weil er ja über native 16:9-Bildsensoren verfüge. Alles klar?
Es kommt aber noch ein anderer Aspekt ins Spiel, der die Bildqualität beeinflusst: Das Wiedergabegerät. Flachdisplays wie Plasma- und LCD-Schirme arbeiten progressiv mit Vollbildern, während die im Markt befindlichen Röhrengeräte im Zeilensprungverfahren (interlace) mit Halbbildern werkeln. Als generelle Regel kann gelten, dass progressiv aufgenommene Bilder auf progressiven Bildschirmen am besten aussehen, während Interlace-Sequenzen auf Interlace-Schirmen am besten zur Geltung kommen. In der Praxis wird es aber in den kommenden Jahren normal sein, dass auf beiden Arten von Displays verschiedenste Arten von Signalen dargestellt werden müssen.
Das bedeutet, dass sowohl im Abspielgerät wie auch im Display oder Projektor das ursprünglich aufgenommene Signal umgewandelt, konvertiert und skaliert wird. Dass daraus auch negative Auswirkungen auf die Bildqualität erwachsen können, liegt auf der Hand. So hat die oft kolportierte Aussage, dass SD-Bilder auf HD-Schirmen grausam aussehen, hierin ihre Ursache.
Das alles macht es für den Filmemacher nicht eben einfach, sich für bestimmtes Equipment zu entscheiden, denn die Allgemeingültigkeit vermeintlich klarer Aussagen zur Bildqualität ist nicht mehr gegeben. Traurig, aber wahr.
Letztlich bleibt nur, sich im Einzelfall genau zu überlegen, wo man am Ende hin will: Wie und unter welchen Bedingungen soll das Endprodukt überwiegend vorgeführt werden. Dann heißt es, das passende Aufnahmeformat auswählen, in dem man aufzeichnen und nachbearbeiten will – und den Workflow bis hin zur Vorführung zu definieren und selbst zu testen.
Für eine relativ lange Übergangszeit, in der HD und SD parallel existieren werden und in der ganz langsam der Bestand von progressiven gegenüber Interlace-TV-Schirmen wachsen wird, werden diese Probleme existent bleiben.
Sie werden sehen.