NAB2004: HD zu SD-Preisen
Dass HD zu einem der Topthemen der NAB werden würde, war klar. Dass die Preise für HD so schnell in bezahlbare Regionen sinken würden, ist allerdings überraschend.
Im Grunde gehört HD seit den vergangenen drei Messen zu den Topthemen der NAB. In diesem Jahr allerdings scheint es einen Wendepunkt in der Entwicklung zu geben, der HD wohl auch in Europa die dringend notwendige Schubkraft verleihen dürfte: HD wird bezahlbar. Während der NAB2004 präsentieren die Hersteller Equipment, das HD-Produktion zu (früheren) SD-Preisen erlaubt.
Um nur zwei herausragende Beispiele zu nennen: Sony zeigt einen HDCAM-Camcorder, der mit einem Preis von rund 40.000 Euro billiger ist als ein Digital-Betacam-Camcorder. Panasonic präsentiert einen DVDPRO-HD-Recorder mit Firewire-I/O für rund 25.000 Dollar.
Bislang war HD in der Postproduktion immer ein High-End-Thema: Nur die teuersten NLE-Systeme konnten auch vernünftig und effektiv mit HD-Datenraten umgehen, erlaubten zügiges Arbeiten dank größerer Anteile an Echtzeit-Funktionalität. Nun gibt es Ansätze wie den von Avid mit DNxHD, die Datenrate bei hoher Bildqualität so zu reduzieren, dass man mit wesentlich günstigeren Systemen ebenfalls HD bearbeiten kann.
Außerdem kommen leistungsfähige Board- und Software-Neuentwicklungen, etwa von Apple, Canopus und Matrox, die HD-Editing mit leistungsfähigen Desktop-Rechnern und sogar mit Laptops ermöglichen.
Das bricht HD auf ein Maß herunter, bei dem sich manch einer überlegen wird, ob er bei bestimmten Ersatzinvestitionen nicht doch auf HD gehen sollte, statt noch einmal in SD zu investieren. Ist SD also tot? Ganz sicher nicht, das Tagesgeschäft wird für die allermeisten Anwender noch für etliche Jahre SD sein. Das gilt in Europa, aber auch in den USA und resultiert schon allein daraus, dass viele der neuen, verlockenden HD-Systeme zwar zur NAB2004 angekündigt und in ersten Ansätzen gezeigt wurden, aber oft erst »Ende 2004« verfügbar sein sollen, was in Wahrheit ganz oft auch NAB2005 bedeuten dürfte.
Immerhin: Fast allen scheint allmählich klar zu werden, dass man mit HD wohl nicht richtig Kasse machen kann, wie das in früheren Boom-Zeiten mal ging, sondern dass HD der Schlüssel ist, um wieder normales Geschäft in Gang zu bekommen. »HD darf letztlich nicht viel mehr als SD kosten, dann läuft das Business wieder an«, diese Erkenntnis verbreitet sich und zunehmend werden auch Möglichkeiten gesucht und gefunden, das in die Realität um zu setzen.