HD: Die Zeichen mehren sich
Endlich: Mit dem WDR bekennt sich der erste öffentlich-rechtliche Sender in Deutschland dazu, dass er eigenes HD-Equipment anschafft. Dabei geht es nach Sender-Maßstäben zwar nur um eine vergleichsweise kleine Investition – zwei Sony-HDCAM-Camcorder und eine HDCAM-MAZ – aber entscheidend ist in diesem Fall der Symbolwert: Nun hat also auch bei der ARD ganz offiziell das HD-Zeitalter jenseits einzelner Test- und Pilotprojekte begonnen.
Noch vor zwei Jahren wäre dieser Schritt kaum vorstellbar gewesen. Damals galt »High Definition« bei den öffentlich-rechtlichen Sendern noch als böses Wort. Wer es offen aussprach, galt — nur leicht übertrieben formuliert — als armer Irrer, den am besten der Werksschutz diskret durch einen Seitenausgang aus dem Gebäude eskortierten müsste. Zu lebhaft war für die Verantwortlichen bei den Sendern noch die Erinnerung an das Debakel, als Ende der 80er Jahre mit D2Mac ein neuer Sendestandard etabliert werden sollte, mit dessen nächster Stufe HDMac, auch HDTV zum Greifen nah schien. Die Sender investierten damals sehr viel Geld in eine neue Technologie, die schließlich als Rohrkrepierer endete.
So verwunderte es kaum, dass die deutschen Broadcaster eine so weit reichende technologische Neuerung, wie sie die HD-Technik bringen wird, in der Folge zunächst nur sehr skeptisch beobachten. Doch in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Wind gedreht: HD-Technik konnte zumindest im Produktionsbereich so manche Nische erobern, der eine oder andere öffentlich-rechtliche Sender rang sich zu HD-Testproduktionen durch. In dieser Atmosphäre wurde es sogar bei ARD und ZDF wieder möglich, über HD-Technik zu sprechen und Wege zu finden, HD auf verschlungenen Pfaden auch in Deutschland wieder hoffähig zu machen.
Es ist auch höchste Zeit dafür, denn mit der Fußball-WM 2006 in Deutschland gibt es ganz handfeste Gründe, die HD-Technik aus der kleinen Produktionsnische nun endlich auch in die Sender zu holen. Der WDR hat mit seiner HD-Investition den dringend notwendigen Anfang gemacht. Jetzt liegt es an den anderen Sendern nach zu ziehen, denn soviel ist klar: Die Fußball-WM wird in HD produziert, und wenn sich die deutschen Sender und Ü-Wagen-Betreiber nicht auf HD einstellen und investieren, werden eben andere das Geschäft machen.
Natürlich ist das alles leichter gesagt als getan. Aber dass es geht, dafür gibt es weltweit genügend Beispiele: In Ländern wie Japan, Korea und den USA ist HD heute Alltag. Dort wird nicht mehr diskutiert, sondern realisiert.
Auch die Privatsender mischen mit und gehen recht unverkrampft mit dem Thema HD um. Der Abo-Sender Premiere etwa hat dieser Tage das amerikanische Superbowl-Finale in HD übertragen — und arbeitet im Hintergrund ganz offenbar mit Hochdruck daran, einen HD-Abo-Sender zu etablieren.
Der Anfang ist gemacht. Jetzt geht es darum, dieses Jahr zu nutzen, um HD auch in Deutschland endlich vorwärts zu bringen. Die Zeit ist reif dafür.
Sie werden sehen.