Nachrufe zu Lebzeiten
Es ist ein offenes Geheimnis, dass bei den verschiedenen Medien Nachrufe über berühmte Zeitgenossen vorproduziert werden: Wie sonst ließe sich etwa die Flut von manchmal sehr detaillierten Berichten und Sendungen zum Tod der britischen Queen Mum erklären, die teilweise noch am Tag des Ablebens veröffentlicht wurden?
Gerade bei britischen und amerikanischen Zeitungen gibt es spezielle, umfangreiche Rubriken mit ausführlichen Nachrufen. Ganze Abteilungen bei den dortigen Verlagen beschäftigen sich mit diesem Thema, beauftragen sogar namhafte Autoren damit, regelmäßig Updates der Nachrufe zu produzieren, oder tun das selbst.
Dagegen ist eigentlich nichts zu sagen: Der Tod setzt eben jedem Leben einmal ein Ende, und dass dies bei berühmten Persönlichkeiten auch ein Medienereignis ist, hat mit unserer Zeit und unserer Gesellschaft zu tun.
In vielen Fällen ist es zweifellos auch besser, einen Nachruf ordentlich zu recherchieren und in Ruhe kompetent zu verfassen, als ihn hektisch und mit heißer Nadel zu stricken, wenn der Todesfall eintritt. Das passiert durch Unfälle oder Selbstmorde noch oft genug und ist für die Redaktionen dann meist eine schwierige Herausforderung.
Peinlich wird es, wenn ein Nachruf zu früh veröffentlicht wird. Das kann auf Grund von technischen oder Recherche-Pannen passieren, aber offenbar nicht nur: Im Mai 2002, zeigte die ARD einen Nachruf auf Harald Juhnke, der mittlerweile in einem Pflegeheim lebt. Diesen vorzeitigen Erguss verdanken wir dem Autor Tilman Jens und einer ARD-Redaktion, die es offenbar alle zusammen nicht erwarten konnten, das »Medienthema Juhnke« als erste abschließend zu behandeln.
Man kann Juhnke und sein Leben sicher auf vielerlei Weise betrachten oder das auch ganz einfach aus mangelndem Interesse bleiben lassen. Sicher kann man auch darüber diskutieren, wie Juhnke selbst das Ganze finden würde, wenn er sich dazu äußern könnte. Unstrittig ist dagegen: Gutes Timing und Stil sind eben nicht nur innerhalb eines Films wichtige Themen. Sie werden sehen.